Das Gemälde atmet Licht und Freude. Und Würde. Sein Schöpfer, Prof. Robert Fuchs (1896 - 1981), brachte es bislang trotz seiner hochqualitativen Leistungen als Porträtist und eben auch als Gestalter dieses Zeitdokumentes nicht einmal zu einem Artikel auf Wikipedia. »DerStandard« (s.u.) deklassiert ihn nonchalant zum »Leibmaler Raabs«, und eine Fremdenführerin namens Abraham, erklärt den Umstand, daß Kokoschka das Gemälde nicht malen wollte, und Sergius Pausers Skizze für den Geschmack des Bundeskanzlers »zu modern« ausgefallen war, womit der Auftrag an Robert Fuchs ging, taxfrei zum »1. Kunstskandal der 2. Republik«. Naja — ein Ehrengrab hat man Prof. Fuchs immerhin noch zugebilligt ...
Am 15. Mai 1955, also heute vor sechzig Jahren, wurde im Marmorsaal des Schlosses Belvedere der »Österreichische Staatsvertrag« unterzeichnet, welcher Außenminister Leopold Figl zum Ende seiner Abschlußrede in den berühmt gewordenen Ausruf »Österreich ist frei!« ausbrechen ließ. Es folgte — im Protokoll eigentlich nicht vorgesehen — die berühmte Balkonszene, als Figl kurzerhand das eben paraphierte und gesiegelte Vertragskonvolut schnappte, auf den Balkon eilte und solcherart für die abertausenden Menschen, die im Belevederepark warteten, augenfällig dokumentierte, was sich soeben drinnen im Schloß vollzogen hatte:
Nun: inwieweit war Österreich nun »frei«? Nur bedingt. Die in den Jahren davor ohnehin allmählich lockerer gewordene Kontrolle durch den »Alliierten Rat« hatte nun ein formelles Ablaufdatum, aber Österreich mußte neben seiner Zusicherung, den Status einer »Neutralität nach Schweizer Muster« einnehmen zu wollen, eine Reihe einschränkender Bedingungen akzeptieren. Davon war das formelle Verbot eines Anschlusses an Deutschland noch das geringste Problem (»heim ins Reich« wollte 1955 sicher nur eine kleine Minderheit) — aber dieser Passus verhinderte jahrzehntelang, daß Österreich auch nur daran dachte, der EWG (später dann EG, heute EU) beizutreten, weil da von spitzfindigen Völkerrechtlern ein »Anschluß« an das EWG-Mitglied BRD gemutmaßt wurde ...
Ansonsten war Österreich so frei, wie es nach dem Willen der beiden damaligen Supermächte sein durfte, so westlich, als es ein Stirnrunzeln aus Moskau erlaubte, so neutral, wie es Washington gerade noch genehm war. Östereich wurschtelte sich halt irgendwie durch — eine Kunst, in der es in seiner Geschichte genug Erfahrung sammeln konnte.
Wenn »DiePresse« heute geschichtsklitternd titelt: »Der Staatsvertrag: Erst Stalins Tod machte den Weg frei«, dann weiß jeder Kenner der Nachkriegsgeschichte, daß Stalin sicher weit weniger hindernd war, als vielmehr die Westalliierten, die nach anfänglicher Blauäugigkeit im Siegestaumel nun zäh versuchten, Terrain nach Osten gutzumachen — und die unter Besatzungsstatut stehenden Territorien Deutschlands und Österreichs munter zu politischen Geschäften und Erpressungen mißbrauchten.
Es wär' net Österreich, wenn nicht sogar dieses berühmte Figl-Zitat weniger Gegenstand inhaltlicher Kritik als vielmehr kleinlicher Faktenklauberei würde. »DerStandard« (der sich gelegentlich auch »DieStandard« nennt — wir warten ungeduldig auf »DasStandard« für die Gruppe der Asexuellen) entblödet sich nicht, statt der Frage nach dem Ausmaß der nun tatsächlich erlangten Freiheit das spannende Problem aufzuwerfen, wann genau dieser verbürgte Figl-Satz gefallen sei. Nun gut, soll sein — und so sei dieser Artikel mit Zitaten aus der hingebungsvollen Forschungsarbeit des rosa Blättchens beschlossen:
Bleiben Sie dran!
Nun: inwieweit war Österreich nun »frei«? Nur bedingt. Die in den Jahren davor ohnehin allmählich lockerer gewordene Kontrolle durch den »Alliierten Rat« hatte nun ein formelles Ablaufdatum, aber Österreich mußte neben seiner Zusicherung, den Status einer »Neutralität nach Schweizer Muster« einnehmen zu wollen, eine Reihe einschränkender Bedingungen akzeptieren. Davon war das formelle Verbot eines Anschlusses an Deutschland noch das geringste Problem (»heim ins Reich« wollte 1955 sicher nur eine kleine Minderheit) — aber dieser Passus verhinderte jahrzehntelang, daß Österreich auch nur daran dachte, der EWG (später dann EG, heute EU) beizutreten, weil da von spitzfindigen Völkerrechtlern ein »Anschluß« an das EWG-Mitglied BRD gemutmaßt wurde ...
Ansonsten war Österreich so frei, wie es nach dem Willen der beiden damaligen Supermächte sein durfte, so westlich, als es ein Stirnrunzeln aus Moskau erlaubte, so neutral, wie es Washington gerade noch genehm war. Östereich wurschtelte sich halt irgendwie durch — eine Kunst, in der es in seiner Geschichte genug Erfahrung sammeln konnte.
Wenn »DiePresse« heute geschichtsklitternd titelt: »Der Staatsvertrag: Erst Stalins Tod machte den Weg frei«, dann weiß jeder Kenner der Nachkriegsgeschichte, daß Stalin sicher weit weniger hindernd war, als vielmehr die Westalliierten, die nach anfänglicher Blauäugigkeit im Siegestaumel nun zäh versuchten, Terrain nach Osten gutzumachen — und die unter Besatzungsstatut stehenden Territorien Deutschlands und Österreichs munter zu politischen Geschäften und Erpressungen mißbrauchten.
Es wär' net Österreich, wenn nicht sogar dieses berühmte Figl-Zitat weniger Gegenstand inhaltlicher Kritik als vielmehr kleinlicher Faktenklauberei würde. »DerStandard« (der sich gelegentlich auch »DieStandard« nennt — wir warten ungeduldig auf »DasStandard« für die Gruppe der Asexuellen) entblödet sich nicht, statt der Frage nach dem Ausmaß der nun tatsächlich erlangten Freiheit das spannende Problem aufzuwerfen, wann genau dieser verbürgte Figl-Satz gefallen sei. Nun gut, soll sein — und so sei dieser Artikel mit Zitaten aus der hingebungsvollen Forschungsarbeit des rosa Blättchens beschlossen:
"Österreich ist frei!"Na, alsdern, jetzt wiss' ma's! Der berühmte Satz fiel unmittelbar nach einer Werbeeinschaltung. Also so, wie wir's noch heute aus dem Fernsehen gewöhnt sind.
"Nach dem Staatsakt im Marmorsaal des Schlosses trat Leopold Figl mit dem lange ersehnten Dokument in Händen auf den Balkon und rief der im Park jubelnden Menge zu: 'Österreich ist frei!'", schildert das offizielle Jubiläumsjahr-Heft "Österreich 2005. Ein Gedankenjahr" des Bundespressedienstes. Und nicht nur ein Teil des offiziellen Österreichs, auch ein großer Prozentsatz der Bevölkerung hält diese Szene für ein historisches Faktum.
Nur: So war es nicht. Dass Figl die Worte "Österreich ist frei" am Balkon des Belvedere mit dem Staatsvertrag in Händen gesprochen haben soll, "ist zwar nett, aber eine Legende", meint der Sozialhistoriker Ernst Bruckmüller. Denn der damalige Außenminister Figl hat diese Worte entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht am Balkon gesprochen.
Sie fielen im Marmorsaal des Belvedere, dem Ort der Staatsvertrags-Unterzeichnung am 15. Mai 1955. "Mit dem Dank an den Allmächtigen wollen wir die Unterschrift setzen und mit Freude rufen wir aus: Österreich ist frei!", sagte Figl, bevor er und die Außenminister der vier Alliierten den Vertrag am Balkon präsentierten. Der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow übrigens warf von dort "Kusshändchen", weiß das APA-Archiv.
Zu seinem historischen Satz kam Figl in seiner Rede übrigens von einem aus heutiger Sicht eher profanen Thema. In der richtigen Abfolge klangen die Sätze so: "Und es zeigt die große Tradition der österreichischen Handwerkskunst, dass dieselbe Firma, die bereits die Verträge des Wiener Kongresses 1815 gebunden hat, auch heute dieses neue Vertragswerk handwerklich ausgestaltet hat. Mit dem Dank an den Allmächtigen wollen wir die Unterschrift setzen und mit Freude rufen wir aus: Österreich ist frei!"
Bleiben Sie dran!
1 Kommentar:
Zu Recht kritisiert man die nationalsozialistische Mefa-Wechsel-Politik, die nach der Machtübernahme die Aufrüstung und die berühmten Autobahnen finanzierte. Sie führte zwangsläufig zum Krieg. Genau das Gleiche läuft hier unter Merkel und Draghi ab. Die Katastrophe wird herbei gedruckt. Aber aus der Geschichte lernen ja nur die Doofen.
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