... ob mich der Herrn Ortner ebenso, wie der Professore Zettel die »Blaue Narzisse«, verbal abwatscht, wenn ich einen Artikel von seiner Online-Plattform reinstelle:
Die Armee der Einzeltäter
28. März 2012 Autor: Fremde Federn
Der Serienmörder von Toulouse hat offenbar eine Terrorausbildung in Pakistan absolviert. Hunderte von jungen Männern aus Europa lassen sich dort in Bombenbau, Schiessen, Taktik und Konspiration ausbilden. Aufschlussreiche Reportage in der NZZ. (Quelle: http://www.ortneronline.at/?p=16565)
Und jetzt warte ich, daß Christian Ortner einen geharnischten Kommentar mit Aufforderung, sein geistiges Eigentum unverzüglich von meinem Blog zu entfernen, schickt ...
Net bös sein, liebe Zettel-Fans — aber der gute Professore Zettel lebt IMHO etwas hinter den sprichwörtlichen sieben Bergen! Mag schon sein, daß er nach einem reichlich unzeitgemäßen Copyright-Begriff sein »geistige Eigentum« gefährdet sieht. Ich frage mich nur: und was hat er von diesem »geistigen Eigentum«, wenn's ihm von der Blauen Narzisse
nicht »geklaut« worden wäre?
Denkmögliche Varianten:
1. jemand liest den Artikel auf der »Blauen Narzisse«, der den Artikel in »Zettels Raum« nicht kannte, weil er
1.1. »Zettels Raum« entweder nicht kennt, oder
1.2. »Zettels Raum« kennt, und ihn genau deshalb freiwillig nicht lesen würde, oder
1.3. »Zettels Raum« kennt, aber diesen Artikel zufällig noch nicht gelesen hat.;
2. jemand las den Artikel schon auf »Zettels Raum« und findet ihn jetzt auch auf der »Blauen Narzisse«;
3. jemand las den Artikel auf der »Blauen Narzisse« und liest ihn deshalb jetzt nochmals in »Zettels Raum«.
Fällte jemandem noch eine Variante ein? Mir nicht. Aber falls — bitte melden.
Wo, bitteschön, ist hier ein Schaden eingetreten? Der kann ja wohl nur in irgendwie entgehenden Klicks von »Zettels Raum« (auf die er offenbar großen Wert legt) bestehen. Nur — bleibt von diesem Vorwurf denn irgendwas bei näherer Betrachtung über? Ich denke: nein.
Im Fall 1.1. bekommt die »Blaue Narzisse« irgendwelche Klicks, die »Zettels Raum« ohnehin mangels Kenntnis seiner Existenz nie bekommen hätte. Auch ich begebe mich nicht auf Recherche, ob irgendwo in der weiten Welt des Internet ein Blog, sagen wir mal, unter dem Namen »Zottls Ruhm« oder »Rettels Zaum« tiefgründige Analysen zum Weltgeschehen abliefert. Worin liegt also der Schaden, wenn ich in einem mir bereits bekannten Blog auf einen Artikel klicke, der von dem mir
bis dato unbekannten »Zottels Ruhm« oder »Rettels Zaum« abgekupfert wurde? Ist darin nicht viel eher eine kostenlose Werbung für meine Website zu erblicken?
Im Fall 1.2. gilt dsasselbe. Wenn jemand nässende Hautausschläge an den Fingern bekommt, wenn er bloß den Namen »Zettels Raum« tippen soll, dann wird das Unterjubeln eines Artikels aus diesem Blog durch einen anderen solchen entweder an seiner negativen Einstellung nichts ändern (wodurch Zettel nicht schlechter gestellt ist als zuvor), oder aber seine Einstellung und seine Abneigung, auf »Zettels Raum« zu klicken, ändern. Das ist ja nur positiv für »Zettels Raum«! Wo, bitteschön, ist also der Schaden?
Im Fall 1.3. ist es ja nur Zufall, ob jemand den Artikel früher hier oder dort gelesen hat. Aber die Annahme, daß das Lesen eines Zettel-Artikels in einem anderen Blog jemanden dann in Zukunft davon abhalten könnte, wieder bei Zettel selbst zu lesen, ist offenkundig absurd. Also nochmals: wo ist also der Schaden?
Im Fall 2. hat Zettel seinen Klick schon bekommen. Glaubt er tatsächlich, daß irgendeiner seiner Leser, der den Artikel nochmals lesen will (da soll ja vorkommen), dann nicht gleich nochmals auf seinen Artikel klickt, sondern — um seinen Klick nicht »hergeben« zu müssen — auf Suche nach anderen Blogs geht, die diesen Artikel möglicherweise abgekupfert hätten? Das wird ja schön langsam lächerlich
Im Fall 3. gilt dasselbe. Wie ich's drehe und wende — mir fällt kein Schaden ein, der »Zettels Raum« durch entgehende Klicks entstehen könnte.
Oder meint Zettel, daß er im Blog »Blaue Narzisse« nicht mit einem seiner Artikel gefunden werden will. Nun, dann könnte er, ohne sich hier mit viel Brimborium über »Dreistigkeit« und »geistiges Eigentum« zu verbreitern, einfach an die Blaue Narzisse schreiben, daß er seinen Artikel in diesem Blog nicht veröffentlicht sehen will. Ich wäre ja auch nicht erbaut, käme irgendein Blog eines Grün-Abgeordneten auf die Idee, einen Artikel von mir zu veröffentlichen. Ich würde allerdings deshalb nicht zu hyperventilieren anfangen ...
Wenn Kollege Zettel mit der freiwilligen — und wohlgemerkt: intendiert kostenlos zugänglichen! — Veröffentlichung im Internet zu erkennen gibt, daß er an seinen Artikeln keine finanziellen Verkaufsinteressen hat, dann halte ich den galligen Vorwurf der »Dreistigkeit« für, gelinde gesagt, übertrieben.
Ich bin wahrlich kein Fan der Piratenpartei, weil ich sie für ein Sammelbecken pubertierender bzw. über das Pubertätsalter mental kaum hinausgeratener »wise guys« halte — die sich von
den »
Wise Guys« allerdings ebenso durch ihre mangelnden Sangeskünste wie auch den geringen Unterhaltungswert ihrer Darbietungen negativ abheben. Aber auch bei diesem Chaostrüppchen linker Realitätsverweigerer der »Generation Nerd« ist zwar das allermeiste, aber eben nicht alles falsch, was sie sich so wünschen. Dem Wunsch, Internet-Gratisangebote (die »Zettels Raum« durch einen gebührenpflichtigen Zugang zu seinen Artikeln ja jederzeit verhindern könnte) eben auch gratis verbreiten zu dürfen, ist wohl schon mit ein bisserl gesundem Hausverstand wenig Verwerflichkeit nachzusagen.
Das ist alles natürlich was anderes, wenn beispielsweise Nicht-Gratis-Webangebote von Hackern gegen den Willen des Urhebers veröffentlicht werden — das ist schlicht eine Rechtsverletzung. Eine solche läge auch vor, wenn man einen Artikel verfälscht, oder zu Unrecht als eigenen ausgibt — aber all das ist hier nicht der Fall, soweit ich erkennen kann.
Ich erlaube mir, über ein weiteres Kapitel von »Zettels Merkwürdigkeiten« etwas amüsiert den Kopf zu schütteln und zu murmeln:
»Tant de bruit pour une omelette« ...