... ist zweifellos Deutschland. Nirgendwo wird inniger Müll getrennt und penibler Wasser gespart als in Deutschland. Offenbar hat der Muster-Deutsche ein Spießer-Gen eingebaut, das ihn dazu bewegt, derlei nicht bloß zu tun, sondern es sogar gern zu tun. Auch wenn der Effekt vielfach fragwürdig, ja sogar eindeutig schädlich ist. Macht nix — Ordnung muß sein:
Bei kaum einem Thema sind sich die Politiker über alle Parteigrenzen hinweg so einig. Geht es um die Umwelt, wird jedes Vorhaben ohne große Debatte abgesegnet. Die Zeche für so viel vorgeblich ökologische Weitsicht zahlen die Bürger. Wie zum Beispiel beim Feinstaub. Obwohl der Verkehr nur zu elf Prozent zur Feinstaubbelastung beiträgt, haben viele Kommunen „Umweltzonen“ eingerichtet, um die angeblichen Dreckschleudern aus den Zentren fernzuhalten, und eine halbe Million Dieselfahrzeuge wurden mit teuren Rußfiltern nachgerüstet. Die Luftqualität indes hat sich dadurch nicht wesentlich verbessert.Aber Hautsache, es wird bürokratisch vorgeschrieben und noch bürokratischer geprüft. Und, wie konnte ich darauf nur vergessen: Zuwiderhandeln strengstens bestraft. ...
Auch im Sammeln und Trennen von Müll sind die Deutschen Weltmeister. Doch nur etwas mehr als ein Drittel der Wertstoffe wird tatsächlich wiederverwertet. Der Rest landet zusammen mit dem Hausmüll in den Müllverbrennungsanlagen, weil die mit der geringen Menge profanen Abfalls allein gar nicht befeuert werden könnten. Um die Müllmenge zu reduzieren, sollten vor Jahren die Einwegverpackungen verschwinden. Doch stattdessen trat mit der Einführung des Pfands der gegenteilige Effekt ein. Die Konsumenten griffen weiter zu Plastikflaschen und Getränkedosen, nur zahlen sie dafür jetzt eben Pfand. Seit der Einführung des Pfands 2003 ist der Marktanteil von Mehrwegflaschen sogar von 64 auf 50 Prozent gesunken.
Ökologisch verfehlt ist auch die Wassersparwut. Obwohl Deutschland zu den wasserreichsten Ländern der Erde gehört, wird in kaum einem Industrieland damit so sparsam umgegangen wie hier. Die in zahlreichen „Aufklärungs“-Kampagnen gelieferte Begründung: Das schone die Umwelt und helfe den armen Ländern. Dabei lässt sich Trinkwasser gar nicht über Tausende Kilometer transportieren. Wenn der Deutsche also auf sein Wannenbad verzichtet, nützt das den Menschen in den Dürregebieten der Erde überhaupt nichts. Und auch die Umwelt hat nur wenig davon. Denn tagtäglich müssen Hunderttausende Liter vom angeblich so kostbaren Nass durch die Abwasserrohre gespült werden, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und so eine Verkeimung zu verhindern. Bezahlen müssen das die sparsamen Verbraucher über ihre Wasserrechnung.
Nicht weniger sinnlos sind die meisten Maßnahmen zur Heizkostenersparnis. Dämmung ist das Zauberwort, um dem Energieverlust durch Dach und Wände Einhalt zu gebieten. Doch die Wärmepackung verhindert den natürlichen Austausch mit der Außenluft. Die Folge sind Feuchtigkeit und Schimmel. Um das zu verhindern, reißt der Bewohner jetzt häufiger das Fenster auf und macht so die Energieeinsparung wieder zunichte. (PAZ)