Je deutlicher sichtbar wird, dass wir in eine Jahrhundert-Depression eintauchen, umso mehr ähnelt die Weltökonomie jener, die sich Globalisierungsgegner à la „Attac“ schon immer gewünscht haben: Man trägt wieder Verstaatlichung, Regulierung und Protektionismus; der Neusozialismus stürzt den Turbokapitalismus.
Das erlaubt ein interessantes, wenn auch unfreiwilliges Experiment. Denn in den kommenden Jahren wird sich herausstellen, ob eine Weltwirtschaft nach dem Geschmack der Globalisierungsgegner wirklich besser funktioniert als der angeblich kalte, herzlose und menschenverachtende Neoliberalismus, der nach Ansicht von Attac & Co. gescheitert ist.
Ortner legt argumentativ gleich noch ein Schäuferl nach:
Ähnlich günstige Auswirkungen wird auch der wohlverdiente Zusammenbruch des globalen Finanzsystems haben. Denn wenn sogar superreiche Staaten wie Österreich plötzlich hohe Risikoprämien bezahlen müssen, um Kredit zu bekommen, kann man sich gut vorstellen, wie leicht wohlstandsfördernde Investitionen in armen Ländern jetzt zu finanzieren sind. Allein in der Gruppe der ärmsten Länder wird das laut Weltbank eine Investitionslücke von 300 bis 500 Mrd. Euro bewirken; quasi als Kollateralkosten der Entglobalisierung.
Aber er vergißt auch nicht, die Vorteile herauszustreichen:
Bruder Baum, Mutter Erde und die Eisbären in der Arktis werden natürlich davon profitieren, dass umweltschädliche Autos kaum noch gekauft, hergestellt und über die Weltmeere transportiert werden. Es wäre daher unkorrekt, Entglobalisierung und Kollaps des Welthandels als Nachteil zu verstehen: Sie sind vielmehr ein wichtiger Beitrag zum Erreichen der Klimaziele; die demnächst wohl Millionen Arbeitslose müssen sich bloß als Märtyrer im Kampf gegen das böse CO2 verstehen, dann werden sie ihr Schicksal vergnügt ertragen.
Mit einem Wort: Christian Ortner ist wieder einmal angetreten, sich herzlich unbeliebt zu machen. Aber wann hätte ein rechtes Wort zur rechten Zeit nicht unbeliebt gemacht?