Was — zum nicht geringen Entsetzen aller Gutmenschen und Gleichmachereifanatiker — der Supreme Court der Vereinigten Staaten für unzulässig erklärt hat, ist wohl eines der hartnäckigsten Überbleibsel jener ebenso larmoyanten, wie in der Durchsetzung ihrer Ziele militanten "Bürgerrechtsgesellschaft", die sich seit den 60er-Jahren mit dem cri de guerre einer Herstellung von "Chancengleichheit" als angeblich primärem Staatsziel hervortut. Nun ist das Entsetzen groß, daß der Supreme Court Programme für unzulässig erklärt hat, welche die Schüler auf Grund ihrer Rasse bestimmten öffentlichen Schulen zuteilen sollen.
Was hier im letzten halben Jahrhundert praktiziert wurde, war jedoch nicht Chancengleichheit, sondern oktroyierte Gleichmacherei. Wer Schulen zwingt, "african americans" (wie das jetzt ebenso politisch korrekt wie vertrottelt heißen muß — wer "african americans" sagt, müßte die indogermanischen Griechen und Römer als "asian europeans" bezeichnen, da sie aus Asien einwanderten, was etwa so meschugge ist, wie die Bezeichnung "caucasians", auf welche Idee wohl nur ein US-Fundamentalist kommen kann, der sie offenbar allesamt als der Arche Noah auf dem Berge Ararat entstiegen wähnt) quotenmäßig aufzunehmen, der schafft sich seine Quotenneger gezielt und vorsätzlich — wie auch die Schulabbrecherstatistik hinlänglich belegt.
Es ist das alte Dilemma der Gleichheitsfanatiker: um Gleichheit herzustellen, muß gezielt Ungleichheit hergestellt werden, damit dann (wann? Welche Frage — irgendwann eben!) Gleichheit herrsche, lautet ihr Credo. Daß dabei so Kleinigkeiten wie Freiheit, Privatautonomie und Rechtsstaatlichkeit auf der Strecke bleiben — wen stört es bei so hehren Zielen?
"Die Diskriminierung auf Grund der Rasse beendet man dadurch, dass man die Diskriminierung auf Grund der Rasse beendet", schrieb Chief Justice John Roberts für die Mehrheit. Clarence Thomas, einziger schwarze Richter des Supreme Court ergänzte, die Verfassung sei "farbenblind". Dem wäre wenig hinzuzusetzen, sollte man eigentlich glauben. Wer denkt, er könne angebliche Privilegien der weißen Rasse (ha! — es gibt doch in Wahrheit keine Rassen! Der "Rassensaal" des Naturhistorischen Museums in Wien wurde doch 1996 gesperrt, da es Rassen einfach nicht gebe) per Privilegierung der schwarzen Rasse (die es logischerweise ebensowenig geben kann) mit Quotenzugängen ohne gleiche Leistungserfordernisse bekämpfen, sollte sich um seinen Geisteszustand ernstlich Sorgen zu machen beginnen.
Denn wenn man die — angeblich doch ohnehin fehlenden — Rassenunterschiede wegläßt, bleibt als succus der bisherigen Regelung bloß über: bestimmte Gruppen der Bevölkerung können auch ohne adäquate Leistung und Einsatzbereitschaft privilegierte Positionen erlangen, Hauptsache, sie jammern laut genug über ihre angebliche Diskriminierung. Das berechtigt sie dann dazu, daß andere, leistungsfähige und -bereite, nicht jammernde Bevölkerungsgruppen zu ihren Gunsten diskriminiert werden. Ach wie schön! So habe ich mir die Zukunft der Menschheit schon immer ausgemalt ...