Nun ist also wieder eine jener großen Persönlichkeiten, die vor über zwanzig Jahren an der Neugestaltung Ostmitteleuropas entscheidenden Anteil hatten, von uns gegangen. Der ehemalige Prädident Tschechiens ist heute früh seinem langem Leiden erlegen. Der Tod war ihm gnädiger als viele Jahre seines Lebens — er ist friedlich im Beisein seiner Frau im Schlaf verstorben.
Es sinken jetzt die letzten aus der Generation derer ins Grab, die noch beide großen totalitären Regime des 20. Jahrhunderts — den Nationalsozialismus und den Kommunismus — miterleben mußten. Ihr Platz wird nun frei für die Alt-Achtundsechziger, die mittlerweile an (bzw. über) der Pensionsschwelle angelangt, noch einmal, diesmal ohne die Korrektur durch Frühergeborene befürchten zu müssen, ihr Deutungsmonopol ausüben wollen. In der bedeutungsvollen Pose von »elder statesmen«, und damit auch gegen Jüngere vor Kritik gefeit. Doch auch sie werden ihnen Vorgängern ins Grab folgen ...
Vielleicht wird dann erst, nachdem die letzten Überlebenden der Kriegsgeneration und ihre selbstgerechten Kritikaster der Nachkriegsgeneration, deren verständliche Scham über wirkliche oder vermeintliche Untaten ihrer Vorfahren sie zu ebenso billiger wie pharisäischer Anklage gegen diese veranlaßte, eine Neubewertung dieses blutigen vergangenen Jahrhunderts möglich sein.
Doch besteht nun auch die Gefahr, daß mit dem Wegsterben der früheren Dissidenten die Deutungshoheit der Alt-Achtundsechziger, die sich mit dem ruhmlosen Zusammenbruch des Sozialismus innerlich nie abgefunden haben, und damit die Geschichtsklitterung fröhliche Urständ feiert — in welche Richtung, das kann man am Beispiel der »Ostalgie« ehemaliger DDR-Bewohner erahnen. Wenn wir nun noch in Krisenzeiten unterwegs sind (und noch weit ärgere Turbulenzen vor uns liegen dürften!), dann ist nur zu leicht die Sehnsucht der Menschen nach überschaubaren Verhältnissen, nach Ordnung und Sicherheit (auch wenn diese um den Preis der Freiheit und Wahrheit erkauft waren) übermächtig. Die linken Demagogen scharren schon in den Löchern — und diese Löcher haben sie mittlerweile in so gut wie alle politische Lager gegraben, in so gut wie alle medialen Netzwerke gefressen.
»Justorum autem animæ in manu Dei sunt, et non tangent illos tormentum mortis« (Sap. 3,1). Wer wollte bezweifeln, daß Vaclav Havel so ein Gerechter war? Er ist nun in jenem Frieden, den ihm niemand rauben kann. Die Qualen des Todes berühren nurmehr uns, die Weiterlebenden. Und wir können nur hoffen, daß auch uns die tröstliche Fortsetzung »In paucis vexati sunt, in multis bene disponentur« (Sap. 3,5) gelten möge ...
Es sinken jetzt die letzten aus der Generation derer ins Grab, die noch beide großen totalitären Regime des 20. Jahrhunderts — den Nationalsozialismus und den Kommunismus — miterleben mußten. Ihr Platz wird nun frei für die Alt-Achtundsechziger, die mittlerweile an (bzw. über) der Pensionsschwelle angelangt, noch einmal, diesmal ohne die Korrektur durch Frühergeborene befürchten zu müssen, ihr Deutungsmonopol ausüben wollen. In der bedeutungsvollen Pose von »elder statesmen«, und damit auch gegen Jüngere vor Kritik gefeit. Doch auch sie werden ihnen Vorgängern ins Grab folgen ...
Vielleicht wird dann erst, nachdem die letzten Überlebenden der Kriegsgeneration und ihre selbstgerechten Kritikaster der Nachkriegsgeneration, deren verständliche Scham über wirkliche oder vermeintliche Untaten ihrer Vorfahren sie zu ebenso billiger wie pharisäischer Anklage gegen diese veranlaßte, eine Neubewertung dieses blutigen vergangenen Jahrhunderts möglich sein.
Doch besteht nun auch die Gefahr, daß mit dem Wegsterben der früheren Dissidenten die Deutungshoheit der Alt-Achtundsechziger, die sich mit dem ruhmlosen Zusammenbruch des Sozialismus innerlich nie abgefunden haben, und damit die Geschichtsklitterung fröhliche Urständ feiert — in welche Richtung, das kann man am Beispiel der »Ostalgie« ehemaliger DDR-Bewohner erahnen. Wenn wir nun noch in Krisenzeiten unterwegs sind (und noch weit ärgere Turbulenzen vor uns liegen dürften!), dann ist nur zu leicht die Sehnsucht der Menschen nach überschaubaren Verhältnissen, nach Ordnung und Sicherheit (auch wenn diese um den Preis der Freiheit und Wahrheit erkauft waren) übermächtig. Die linken Demagogen scharren schon in den Löchern — und diese Löcher haben sie mittlerweile in so gut wie alle politische Lager gegraben, in so gut wie alle medialen Netzwerke gefressen.
»Justorum autem animæ in manu Dei sunt, et non tangent illos tormentum mortis« (Sap. 3,1). Wer wollte bezweifeln, daß Vaclav Havel so ein Gerechter war? Er ist nun in jenem Frieden, den ihm niemand rauben kann. Die Qualen des Todes berühren nurmehr uns, die Weiterlebenden. Und wir können nur hoffen, daß auch uns die tröstliche Fortsetzung »In paucis vexati sunt, in multis bene disponentur« (Sap. 3,5) gelten möge ...
1 Kommentar:
Respekt vor einem wie Havel, der es wagte, gegen den etablierten, von oben verordneten Zeitgeist zu denken, zu sprechen, zu schreiben. Der dafür sogar jahrelang im Gefängnis saß.
Solche gab es viele, auch in der DDR und in Rußland. Das wurde vom "Westen" damals propagandistisch ausgenutzt: "Seht her, im Kommunismus gibt es soundsoviele Leute, die alleine wegen etwas, was sie gesagt oder geschrieben haben, im Gefängnis sitzen!"
Denn damals gab es wenigstens im deutschsprachigen Westen noch keine Leute, die wegen Meinungsäußerungen im Gefängnis saßen.
Ach, wo sind unsere Grundrechte geblieben!
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