Ein gewaltiges Werk, welche sein Komponist vermutlich nie selbst aufgeführt hörte. Da der Text dieser 106-sätzigen (sic!) Passionsmusik mit der Schilderung des letzten Abendmahls einsetzt, so sei sie heute am Gründonnerstag eingestellt:
Der Textdichter — oder vielmehr, da die Worte zumeist die Passionstexte zitieren oder paraphrasieren, der Bearbeiter — dieser Passion war der Hamburger Ratsherr Barthold Heinrich Brockes, der in noch heute lesbaren (wie auch durchaus lesenswerten) Gedichten voll barocker Sprachgewalt jene wohl nur damals mögliche Verbindung von kühler, voraufklärerischer Rationalität mit selbstverständlicher Religionsität in Worte zu kleiden vermochte — wie zum Beispiel in diesem Geicht über
Das Firmament
Als jüngst mein Auge sich in die sapphirne
Tiefe,
Die
weder Grund, noch Strand, noch Ziel, noch End’ umschränkt,
Ins
unerforschte Meer des hohlen Luftraums, senkt’,
Und mein verschlung’ner Blick bald hie-
bald dahin liefe,
Doch immer tiefer sank; entsetzte sich mein
Geist,
Es
schwindelte mein Aug’, es stockte meine Seele
Ob der
unendlichen, unmäßig-tiefen Höhle,
Die, wohl mit Recht, ein Bild der
Ewigkeiten heisse,
So nur aus Gott allein, ohn’ End’ und
Anfang, stammen.
Es
schlug des Abgrunds Raum, wie eine dicke Flut
Des
bodenlosen Meers auf sinkend Eisen tut,
In einem Augenblick, auf meinen Geist
zusammen.
Die ungeheure Gruft voll unsichtbaren
Lichts,
Voll
lichter Dunkelheit, ohn’ Anfang, ohne Schranken,
Verschlang
sogar die Welt, begrub selbst die Gedanken;
Mein ganzes Wesen ward ein Staub, ein Punt,
ein Nichts,
Und ich verlor mich selbst. Dies schlug
mich plötzlich nieder;
Verzweiflung
drohete der ganz verwirrten Brust:
Allein,
o heilsam’s Nichts! Glückseliger Verlust!
Allgegenwärt’ger Gott, in Dir fand ich mich
wieder.
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