Dienstag, 20. Mai 2014

Luftblasen

»Die Presse« kann sich nicht einkriegen vor empörter Schnappatmung (ja, das Abschreiben von APA/dpa ist anstrengend!):
Milliardenprofite aus Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung

Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation werden durch sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit Profite in der Höhe von 150 Milliarden Dollar gemacht.

Durch Zwangsarbeit einschließlich sexueller Ausbeutung werden nach UN-Angaben weltweit Profite in Höhe von jährlich 150 Milliarden Dollar (110 Milliarden Euro) gescheffelt. Fast zwei Drittel dieser illegalen Gewinne - nämlich 99 Milliarden Dollar - würden durch die Zwangsprostitution entstehen, heißt es in einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Am stärksten sei Zwangsarbeit - bei einem sehr hohen Anteil von sexueller Ausbeutung - in Asien verbreitet, gefolgt von entwickelten Volkswirtschaften einschließlich der EU, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht. Betroffen seien weltweit 21 Millionen Männer, Frauen und Kinder, erklärte ILO-Generaldirektor Guy Ryder.
Aha. Jetzt sind wird verblüfft, erschüttert und betroffen. Also ... um die Zahlen einmal in Relation zu setzen. Gehen wir von ca. 3 Milliarden Menschen in Asien und Europa aus, dann betragen die »Milliardenprofite« gerade mal 50 Dollar pro Kopf. Was unter »ferner liefen« fiele. Dividieren wir sie durch die angebliche Zahl der »Betroffenen«, dann kämen wir auf einen pro-Kopf-Profit von über 7.000 Dollar, was angesichts des geringen Einkommens in den meisten asiatischen Ländern unrealistisch hoch ist.

Seltsam auch, daß auf die Sklavenhaltung in islamischen Regionen dezent »vergessen« wurde. Aber vielleicht möchte Guy Ryder keine Abreibung aus Saudi-Arabien & Co. riskieren. Verständlich, aber nicht sachdienlich. Aufgemacht wird das natürlich mit einer erkennbar europäischen Puff-Szenerie


... so als ob das die typische Form der Zwangsarbeit wäre. Ist sie nicht. Wenn »Zwangsprostitution«, dann ( wenn es die Feministinnen noch so sehr trommeln) kaum bei uns. Denn das rührselige G'schichtl vom braven, unschuldig-naiven Mädel aus der Osteuropa/Afrika/Südostasien, das von pöhsen Mädchenhändlern als Tänzerin angeworben wird, doch dann — huch! — in einem Bordell unter Schlägen zur Prostitution gezwungen wurde, ist so doof, daß man schon Feministin sein muß, um es zu glauben.

Zwangsprostitution gibt es natürlich — aber v.a. in den betreffenden »Lieferländern« selbst. Denn daß irgendein Mädel aus dem thailändischen Dschungel in einem dortigen Provinzstadt-Puff landet, weil die Familie Schulden hat und der Wucherer bedient sein will, kommt vor — und daß die das dann nicht wirklich freiwillig machen wird, ist auch klar. Aber wenn eine Ukrainerin als »Tänzerin« nach Österreich angeworben wird (und sie ist nicht zufällig Ballerina des Kiewer Staatsballetts), dann weiß sie genau, daß das das Codewort für »Prostituierte« ist! Und außerdem: geprügelte Prostituierte sind nicht eben attraktiv für die Kunden — das weiß auch das Management eines Puffs, und setzt daher auf andere Formen der Überzeugungsarbeit, die sich aber kaum von solchen in der regulären Wirtschaft unterscheiden werden. Jedenfalls aber deutlich weniger konfiskatorisch ausfallen als die Abzocke durch das Finanzamt und die Sozialversicherung.

Mit einem Wort: der Artikel ist wieder einmal eine mediale Pflichtübung zur Bedienung der feministischen Klischees über die Ausbeutung der armen Frau durch die patriarchalisch-kapitalistische Gesellschaftsordnung. Ein Klischee, das durch seine obstinate Wiederholung nicht richtiger wird ...

1 Kommentar:

Thomas Leske hat gesagt…

Übrigens hat das Klischee schon einen ganz langen Bart. Was vor hundert Jahren "weiße Sklaverei" war, schimpft sich heute "Menschenhandel":

http://menschenhandelheute.net/2014/05/19/sex-sklaven-und-der-uberwachungsstaat-warum-menschenhandel-ein-gefahrlicher-begriff-ist/