... also am 12. Mai 1754, wurde der österreichische Komponist Franz Anton Hoffmeister geboren. Die Piefkes unter LePenseurs Leserschaft werden gleich hohnlachend darauf hinweisen, daß des kleinen Franz Antons Wiege in Rottenburg am Neckar stand, er also demnach ... ach, geschenkt! Damals gehörte es zu Vorderösterreich, und Hoffmeister lebte den überwiegenden Teil seines Lebens ab seiner Jugend bis zu seinem Tode am 9. Februar 1812 in Wien. Nicht der Zufall einen Entbindungsortes macht den Österreicher oder Deutschen, sondern sein Wirken. Deshalb ist der Schnauzer aus dem Innviertel, der Österreich als junger Mann verließ, sogar seine Staatsbürgerschaft ablegte, um die deutsche anzunehmen, und dort dann zu höchsten Ämtern aufstieg, ein Deutscher (aber lassen wir's, es führt zu weit ...), Hoffmeister hingegen ein Österreicher, näherhin: ein Wiener. Und seine Musik beweist es!
Irgendwie sind es gerade die »Kleinmeister«, die einen besonders anrühren, wenn man ansieht, wie sie in den Konzertprogrammen unter die Räder der Auslastungskalkulation kommen, nach dem Motto: »Da muß einfach noch ein Hingucker ins Programm rein — warum gerade dieses Klavierkonzert von Hoffmeister, Maestro? Den kennt doch kein Schwein! Könnten wir nicht statt dessen das einundzwanzigste von Mozart nehmen — das ist vor zwei Jahren mit Pollini doch so fulminant angekommen — aber diesen Hoffmeister kennt doch keiner ...«. Nun genau deshalb sollte man ihn anhören — um ihn kennenzulernen:
Irgendwie sind es gerade die »Kleinmeister«, die einen besonders anrühren, wenn man ansieht, wie sie in den Konzertprogrammen unter die Räder der Auslastungskalkulation kommen, nach dem Motto: »Da muß einfach noch ein Hingucker ins Programm rein — warum gerade dieses Klavierkonzert von Hoffmeister, Maestro? Den kennt doch kein Schwein! Könnten wir nicht statt dessen das einundzwanzigste von Mozart nehmen — das ist vor zwei Jahren mit Pollini doch so fulminant angekommen — aber diesen Hoffmeister kennt doch keiner ...«. Nun genau deshalb sollte man ihn anhören — um ihn kennenzulernen:
Sicher erreicht dieses Konzert nicht die Genialität der Mozart'schen — aber mit denen von Haydn kann es locker mithalten. Man tut Franz Anton Hoffmeister bitter unrecht, wenn man ihn auf die Rolle eines Widmungsträgers (Mozarts »Hoffmeister-Quartett«) und bloßen Komponisten von »Konzerten für Exoteninstrumente« (Violakonzert, Kontrabaßkonzert etc.) reduziert. Und: man bringt sich um einige Stunden feinsten Musikgenusses. Na, wenn das kein Argument ist ...?!
9 Kommentare:
Wie? Was? Viola ein "Exoteninstrument"? Mich trifft der Schlag! Aber wenn Sie unbedingt den geballten Haß aller Bratscher dieser Welt auf sich lenken wollen - bitte sehr.
Mal abgesehen davon, dass Bratschisten bekanntlich nur faule Geiger sind ;-) ...
Sie müssen aber zugeben: als Soloinstrument ist die Bratsche schon eher ein Exot. Natürlich, Hindemith ... aber der hat ja für alles komponiert ...
Also wenn wir's vom Herrschaftsgebiet her nehmen, dann war Mozart ein Bayer. Seinerzeit gehörte der Flecken Salzburg zu Bayern; ebenso, wie seinerzeit Freiburg eine Stadt Österreichs war. Deshalb hatte Mozart ja auch seinen ersten öffentlichen Auftritt vor seinem Landesherrn in München. Unter Aufsicht des Herrn Papa. Is scho a weng kompliziert, gelle?
Nichts gegen Hoffmeister, doch mit Haydn kann er nun mal nicht mithalten, "locker" schon gar nicht. Ein direkter Vergleich mit dessen D-Dur-Konzert zeigt es sogleich: da ist keine Note zuviel oder zuwenig, da wird ohne Schnörkel gesagt, was gesagt werden soll!
(Leider sind die Aufnahmen auf YouTube allesamt scheusslich und helfen beim Vergleichen nicht wirklich weiter..)
@thysus:
Meine Aussage in dem Artikel
»Sicher erreicht dieses Konzert nicht die Genialität der Mozart'schen — aber mit denen von Haydn kann es locker mithalten.«
... bezog sich erkennbarerweise nicht auf Hoffmeister und Haydn in genere, sondern auf dieses vorliegende Klavierkonzert im Vergleich zu den Haydn'schen Klavierkonzerten, die ja — und das sage ich als geradezu fanatischer Fan von Haydns Streichquartetten! — nicht eben zu seinen herausragendsten Meisterwerken gehören (to put it mildly). Und mit ihnen — dabei bleibe ich — kann dieses Konzert aber wirklich locker mithalten!
Was die Scheußlichkeit von Youtube-aufnahmen betrifft: wenn Sie eine vergleichbar einfach zu bedienende Möglichkeit, vermuteterweise unbekannte Musik geschwind vorzustellen, woanders finden, dann lassen Sie mich's wissen. Mir ist keine bekannt; ich kann schwerlich CDs aus dem Bildschirm rollen lassen (oder Vinyl-Scheiben, für die High-End-Hardcore-Fraktion) ...
Man muß halt nehmen, was es gibt. That's life ...
@thysus:
P.S.: Daß das D-Dur-Konzert von Haydn (ich nehme an, Sie meinen die Nr. 11) besser ist als das von Hoffmeister, will ich durchaus konzedieren. Aber nur dieses eine! Die anderen (und ich kenne sie, als ausgewiesener Haydn-Fan, der ich bin, allesamt und habe sogar zwei der leichteren selbst gespielt) verdienen diese Höherschätzung m.E. nicht wirklich. Sie sind gut, aber nicht herausragend. Und jedenfalls nicht besser als das obige von Hoffmeister, sorry!
Mein Hang zu Heroenverehrung ist halt nicht sehr ausgeprägt. auch Goethe hat erbärmliche Gedichte geschrieben, und selbst mit manchem seiner kanonisierten Meisterwerke kann ich, bei allem Bemühen, nichts anfangen.
Wenn ich's in der Musik genau nehme, fällt mit exakt ein einziger Komponist ein, der (wenigstens in den Stücken, die ich von ihm kenne, und ich kenne ihrer viele!) in seinem Leben nie Mist geschrieben hat: J.S. Bach. alle anderen, auch die von mir sicher mehr als Bach geliebten: Mozart, Haydn, Schubert oder Richard Strauss haben dann und wann recht seicht dahingeplätschert. Bei den Dichtern ist es m.E. sogar noch klarer, daß eben auch ein Goethe — ein GOETHE!!! müßte man schreiben — bisweilen Schrott produzierte.
Ein Gigant wie die vorgenannten muß es freilich aushalten können (und kann es, im Gegensatz zu den Dutzendbegabungen auch!), daß man das eine oder andere kritikwürdig findet. Da in Devotionsbücke zu gehen, wo man eigentlich kritisieren möchte, verbiegt den Charakter. Hofmiller hat über diese v.a. im deutschen Kulturraum verbreitete Unsitte eine kluge Bemerkung gemacht, die ich zufällig gerade gestern gelesen (und leider nicht notiert!) habe ...
@quer:
Salzburg war zu Mozarts Lebzeiten ein unabhängiges Fürst-Erzbistum, das sorgfältig seine "Außenpolitik" zwischen den (kaiserlischen) "österreichischen Erblanden" und "Kurbayern" austarierte. Und Papa Leopold hätte wohl Lachkrämpfe gekriegt, wenn man ihm den Kurfürsten in München als "seinen Landesherrn" bezeichnet hätte!
Salzburg gehörte in den Napoleonischen Kriegen (und weder davor, noch je danach) ein paar kurze Jahre zu Bayern, das ist schon richtig. Aber da war Mozart längst tot und auf einem österreichischen Friedhof begraben ...
Da sprechen Sie ein grosses Wort gelassen aus. :-) Als „unheilbarer“ J.-S.-Bach-Fan seit meiner Jugendzeit war es damals immer wieder eine Freude die grossartigen Werke des Gossmeisters nach und nach zu entdecken, ohne dass sich darunter mal ein „Blindgänger“ befunden hätte. Selbst als man die Gesamtausgaben durchhörte und auch völlig unbekannnte Stücke fand, war da allenfalls Mittelmass darunter, aber selten „Dünnbier“ und nie „Schrott“.
Und später ergoogelte man auch einige Werke, deren Authentizität zumindest zweifelhaft ist, oder die ihm definitiv fälschlicherweise zugeschieben wurden. – Das erklärte dann auch die mässige Qualität diverser Werke.
Ano-Nymus
Also gut, Le Penseur,
Salzburg begann seine Existenz als Teil Bayerns und wurde dann selbstständig. Und war es auch zu Lebzeiten Mozarts. Dann wieder Bayern, und zu guter Letzt österreichisch. Egal: Mozart war alles, bloß eben kein Österreicher.
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