Mittwoch, 5. Juni 2013

»Angriff in Wiener Taxi: Fahrer erschießt Räuber«

... titelt »Die Presse« nunmehr, nachdem dieser Artikel auch schon mal unter der Schlagzeile »Taxifahrer erschießt Fahrgast« (oder so ähnlich) zu lesen war. Als ich dies las, dachte ich mir was (etwas, das immer mein kleines Geheimnis bleiben wird). Aber nun lesen wir voll Erstaunen:
Der mutmaßliche Räuber bedrohte den Fahrer offenbar von hinten mit einem Messer. Der Taxilenker griff zu einer Pistole im Seitenfach und schoss.

Ein mutmaßlicher Räuber ist in der Nacht auf Mittwoch bei einem versuchten Überfall auf einen Taxilenker in Wien-Donaustadt von diesem erschossen worden. Der Täter soll, so die Aussagen des Chauffeurs, sein Opfer in den Schwitzkasten genommen und mit einem Messer bedroht haben. Der 59-Jährige zog laut Polizeisprecher Roman Hahslinger eine Pistole aus einem Seitenfach an der Wagentür und schoss rückwärts auf den Angreifer.

Der mutmaßliche Räuber wurde im rechten Brustbereich getroffen. Er stürzte aus dem Taxi und lief davon. Der Taxler nahm die Verfolgung auf und feuerte noch zweimal in die Luft. Der Flüchtende brach jedoch nach etwa 50 Metern zusammen. Beim Eintreffen der Rettungskräfte war der Mann bereits tot.
Da wird Offenbares gemutmaßt und Mutmaßliches offenbar, daß es nur so a Freud' ist — 's könnt' ja alles ganz anders g'wesen sein! Die Drohung mit dem Messer war keine, denn auch der Täter war selbstmurmelnd keiner, sondern vielmehr: der mutmaßliche Nicht-Täter interpretierte ein beispielsweise aus Anlaß der Sichtung einer besonders häßlichen Bordsteinschwalbe zwischen des Taxilenkers Zähnen hervorgequetschtes »Hawedjere!« — ein dem bayrischen »Leckmimarsch« vergleichbares Fluch-, Anerkennungs- oder Überraschungswort, welches sich, ganz nebenfüglich für Nicht-Wiener gesagt, von einem formelhaften »Ich habe die Ehre« herleitet — irrigerweise als Bitte um eine schnelle Messerrasur, welcher der mutmaßliche Nichttäter als zufälliger Absolvent einer Friseurschule gefälligerweise sofort nachkommen wollte. Oder so halt.

»Die Presse« liefert aber noch eine Sensation nach:
Bei der Leiche wurde ein Personalausweis gefunden. Gehört dieser tatsächlich dem erschossenen Mann, dann handelt es sich um einen 21-jährigen Pakistani.
Ei, was soll denn das jetzt! Welche journalistische Relevanz hat denn der Hinweis auf die Nationalität eines Täters (noch dazu eines bloß mutmaßlichen)? Hat denn »Die Presse« nicht die »Richtlinien des Presserates gegen Ausländerfeindlichkeit«  in der Redaktion aufliegen? Aber sicher ja doch! Und deshalb steht statt der Kommentare unter dem Artikel lapidar:
Anmerkung der Redaktion:
Aufgrund wiederholter Verstöße gegen unsere Forenregeln wurde die Kommentarfunktion zu diesem Artikel deaktiviert.
Was darf man sich darunter vorstellen? Wurden bspw. pauschal unschuldige Taxifahrgäste als »Räuber« verunglimpft? Wurde gar die ketzerische Meinung geäußert, Österreich käme auch ohne Taxiräuber jederzeit gut aus? Oder wurde gar der Verdacht geäußert, der von den Medien ursprünglich ursprungslos als »21-jähriger Mann« Bezeichnete, könnte ausländischen Ursprungs gewesen sein, näherhin einschlägig ausländischen Ursprungs, oder, um ganz exakt zu sein: mutmaßlich einschlägigen ausländischen Ursprungs und mutmaßlich einschlägiger Religionszugehörigkeit?

Inschallah! Wir werden's, wenn wir's nicht zufällig schon vor der Deaktivierung lasen, nie erfahren ...

1 Kommentar:

Arminius hat gesagt…

Wenn ich irgendwo lese, daß der Täter mit einem Messer bewaffnet war, dann vermute ich sofort einen kriminellen Ex-Pfadfinder-Hintergrund.