Jene, die sich heute „Liberale“ nennen, vertreten politische Ziele, die genau das Gegenteil dessen sind, was die Liberalen des 19. Jahrhunderts in ihren Programmen befürwortet haben. Sie vertreten die sehr weit verbreitete Meinung, dass Redefreiheit, Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Schutz vor Willkür, dass alle diese Freiheiten auch ohne wirtschaftliche Freiheit bewahrt werden können. Sie erkennen nicht, dass alle diese Freiheiten in einem System ohne Markt, in dem die Regierung alles bestimmt, nur Illusionen sind, auch wenn sie im Gesetz verankert und in die Verfassung aufgenommen werden.
Dem ist — leider — nichts hinzuzufügen, denn diese Spezies von Pseudo-Liberalen, die wohl vollmundig z.B. Ehe-Rechte für Schwule fordern, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, daß dadurch die Privatautonomie von Hauseigentümern (z.B. durch gesetzliche Eintrittsrechte in den Mietvertrag seitens "geschiedener" bwz. "verwitweter" Schwuler) eingeschränkt wird, oder denen die Bevormundung von Marktteilnehmern, deren elementarste Vertrags- und Meinungsfreiheit durch gutmenschliche „Diskriminierungsverbote“ aller Arten und „Schutznormen“ (vom rauchfreien Café bis zum Hinweis auf die Schädlichkeit von Alkohol auf Weinetiketten) etc. etc. geraubt werden, piepegal ist, will einfach nicht aussterben.
Der letzte von ihnen wird vermutlich am Strick, den er seinen strammen, gerade freigelassenen Alt-68er-„Freunden“ verkauft hat, aufgehängt werden. Was mich offengestanden nicht weiter störte. Die freiheitsliebenden und selbstverantwortlichen Mitbürger werden aber leider ebenso enden — und das stört mich an der Sache dann doch einigermaßen ...
14 Kommentare:
Ich bin zwar nicht Ihrer radikaler, ja fast schon totalitärer Meinung, mein Herr, aber ich werde dafür einstehen, dass Sie sie auch weiterhin äussern können.
@M.M.:
"... aber ich werde dafür einstehen, dass Sie sie auch weiterhin äussern können."
M.a.W.: LeVoltaire grüßt LePenseur.
Is doch schön .... Danke! Gleichfalls!
:-D
Sie vertreten die sehr weit verbreitete Meinung, dass Redefreiheit, Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Schutz vor Willkür, dass alle diese Freiheiten auch ohne wirtschaftliche Freiheit bewahrt werden können.
Bei Ihrem "Die Freiheit ist immer die Freheit der Andersdenkenden" könnte einem aber auch der Verdacht kommen, dass Sie so denken.
Interessant Ihre Haltung zur "Schwulen-Ehe" etc. Ich fordere etwa nicht die Schwulen-Ehe, sondern den Abbau der fiat-rechtlichen Privilegien der Heterosexuellen etc.
So bin ich etwa der Meinung, dass der Umstand, dass Hetero-Partner nach dem Tod ihres Lebensgefährten einfach den Vertrag übernehmen können, einen massiven Eingriff in das Recht des Hausbesitzers darstellt (ihm wird der neue Vertragspartner rechtlich vorgeschrieben).
Kurzum: Ich bin für die Gleichstellung von Homo, Hetero & Co durch den Abbau von papierrechtlichen Privilegien und durch Durchsetzung des freien Marktes.
Und ich bin - zumindest derzeit noch - der Meinung, dass es diese Haltung ist, die die meisten Liberalen vertreten, die von "Gleichbehandlung" reden.
@Laura:
Ihre Unterscheidung in "Hetero"- und "Homo"-Lebensgemeinschaften greift m.e. zu kurz. Familie ist eben mehr, als eine "Hetero"-Gemeinschaft, und das Faktum ist unbestreitbar, daß im Gegensatz zu "Homo"-Gemeinschaften "Hetero"-Gemeinschaften in der Lage (und durchaus auch willens, wenn die Rahmenbedingungen nicht verschlechtert werden!) sind, aus sich heraus (also ohne das Surrogat einer Adoption) für Nachkommen sorgen zu können, und damit für den Staat und unser Sozialsystem überlebenswichtig sind.
Wo die Familien zerstört wurden (wie eben weitgehend in den Ländern der EU), sind die deplorablen Folgen unübersehbar: zusammenbrechende soziale Systeme, Jugend- und Kinderkriminalität, Zunahme von Alkohol- und Drogenabhängigkeit Drop-outs etc. etc. ...
Hier ist es durchaus berechtigt, daß in dem Gesamtpaket von Maßnahmen, die seit jeher den Bestand von Familien sichern sollten, sich auch gewisse Einschränkungen für Mitbürger ergeben. Nicht einzusehen ist jedoch, wenn diese berechtigten Maßnahmen aus einem falsch verstandenen Gleichbehandlungsstreben auch auf andere Lebensgemeinschaften ausgedehnt werden.
Daß auch (um beim Beispiel des Eintrittes in Mietverträge zu bleiben) auch solche, ursprünglich sehr sinn- und segensreiche Rechtsinstitute nach einiger Zeit auf ihre immer noch bestehende Sinnhaftigkeit abgeklopft werden müssen, ist freilich ebensowenig zu bestreiten. Und hier ist gerade bei besagten Eintrittsrechten die Sache doch durchaus hinterfragbar!
...für Nachkommen sorgen zu können, und damit für den Staat und unser Sozialsystem überlebenswichtig sind.
Wo die Familien zerstört wurden (wie eben weitgehend in den Ländern der EU), sind die deplorablen Folgen unübersehbar: zusammenbrechende soziale Systeme,...
Entschuldigung, aber Sie argumentieren pro Sozialstaat, also alles andere als liberal. Auch VdL und Co. wollen kinderreiche Familien unterstützten - zum Segen aller, des Sozialsystems und "der Gesamtgesellschaft".
Das ist Sozialismus. Solange er Ihren Zielen dient, ist Ihnen der Sozialstaat wohl einiges wert.
Und, nochmals: Keine Ausdehnung von "Unrechten" ist gefordert, sondern ein Abbau von "Unrechten".
Gruß, Laura
@Laura:
Entschuldigung, aber Sie argumentieren pro Sozialstaat, also alles andere als liberal.
Zusammenbrechende soziale Systeme zu bemerken, ist kein "Argument pro Sozialstaat", sondern geht darüber weit hinaus. Sollten Sie der Meinung sein, daß alles, was über Börsenkurs und Shareholder-Value hinaus existiert, bereits "Sozialismus" ist, dann schlage ich Ihnen vor, Ihre radikal-liberale Brille etwas zu lüften, und die Realität anszusehen. Und die besteht u.a. darin, daß sich z.B. das "Investment Kind" für niemanden mit welcher Investitionsrechnung immer je "lohnen wird": wenn man jedoch alle Menschen nur darauf dressiert, nur lukrative Dinge zu unternehmen, gleichzeitig die wenigen verbliebenen "Privilegien" der Familien durch Kahlschlag (wie Sie es offenbar wünschen) oder Gleichverteilung (wie es z.B. die Schwulenlobbies favorisieren) aufhebt, dann darf man sich über die Folgen nicht wundern.
Daß ich van der Leyens Agenda für links und feministisch inspiriert halte und ihr demgemäß nichts, aber schon gar nichts, abgewinnen kann, brauche ich wohl nicht zu betonen. Aber auf der anderen Seite so zu tun, als gäbe es frei agierende Wirtschaftsunternehmungen, eine Staatsgewalt, die Polizei und Justiz bereitstellt — und der Rest ist gebongt: Mann oh Mann (bzw. Frau oh Frau ;-), das wird nicht funktionieren ... weil es nämlich auch noch nie so funktioniert hat.
...gleichzeitig die wenigen verbliebenen "Privilegien" der Familien durch Kahlschlag (wie Sie es offenbar wünschen) oder Gleichverteilung (wie es z.B. die Schwulenlobbies favorisieren) aufhebt, dann darf man sich über die Folgen nicht wundern.
Hier liegt, so glaube ich, insofern ein Missverständnis vor, als ich für die Abschaffung von Steuern bin. Alleine die Abschaffung der Mehrwertsteuern würde vielen Familien das Leben erleichtern... Ich denke, dass die Familiengründung in einem System, in dem Eigentum umfassend respektiert wird, durchaus Sinn macht.
VdL ist eine typische nationale Sozialistin.
Gruß, Laura
@Laura:
Hier liegt, so glaube ich, insofern ein Missverständnis vor, als ich für die Abschaffung von Steuern bin.
Okay, wenn wir die Sache so angehen, dann kann man nur sagen: "Alles ist möglich" (wie in der Lotterie) ...
Die Chancen auf Abschaffung der Steuern halte ich in etwa so groß, wie die auf Umstellung von Löwen auf vegetarische Ernährung, und die kommt, wenn man der Bibel glauben darf, früher oder später ja sicher ("Der Wolf wird mit dem Lamme zusammenwohnen und der Leopard mit dem Böcklein beisammensein: Das Kalb und der Löwe und das Schaf werden beisammen sein und ein kleiner Knabe wird sie hüten. Das Rind und der Bär werden zusammen weiden; ihre Jungen werden nebeneinander daliegen, und der Löwe wird wie ein Ochse Gras fressen" Jesaja 11).
M.a.W.: im Tausendjährigen Reich wird's so weit sein. Bis dahin sehe ich für derart hochfliegende Gedanken eher geringe Realisierungschancen, die sich auch durch die Bezeichnung van der Leyens als "nationale Sozialistin" nicht erhöhen dürften.
Wenn die «Privatautonomie von Hauseigentümern» durch Ehe-Rechte von homosexuellen Paaren «eingeschränkt» wird, dann gilt das gleichermassen bei Hetero-Paaren. Zudem haben auch einige homosexuelle Paare Kinder, die sie z.B. aus einer früheren gemischtgeschlechtlichen Beziehung in die neue Gemeinschaft mitbringen. Des weiteren fehlen liberale Argumente, die gegen das «Surrogat» Adoption sprechen. Wenn ein Kind bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwächst und aufgezogen wird, unterscheidet sich sein Umfeld um nichts Wesentliches von den Bedingungen bei «normalen» Familien. Die angeblich schädlichen Folgen, wie irgendwelche Pseudo-Sorgen von Hauseigentümern, werden gerne von rechtskonservativen und pseudo-christlichen Heterosexisten übertrieben, um ihre antiliberalen Einstellungen anderen aufzuzwingen.
@thomas:
Zu Ihrem Posting erlaube ich mir kurz auf folgenden Link zu verweisen:
http://teaattrianon.blogspot.com/2007/03/defining-marriage.html
Ein Standpunkt, der - soviel traue ich mich zu prophezeien - nicht der Ihre sein wird. Er ist zwar auch incht ganz der meine, aber macht doch deutlich, daß "Ehe" eben nicht als beliebig organisierbare "Zusammenlebensform" gesehen werden kann.
Das ist in der Tat ein Standpunkt, der nicht der meinige ist, und zwar aus folgenden Gründen. David Blankenhorn schreibt:
«Stanley Kurtz has argued, in this magazine and elsewhere, that the adoption of gay marriage or same-sex civil unions in those countries has significantly weakened customary marriage, already eroded by easy divorce and stigma-free cohabitation.»
Dann relativiert er die These in Bezug auf eine Replik von Eskridge und Spedale:
«A book-length reply to Kurtz, they insist that Kurtz does not prove that gay marriage is causing anything in those nations. [...] For them, there is no proof that marriage has weakened, but if there were it wouldn't be a problem.»
Und der Autor gibt selber zu:
«Eskridge and Spedale do score one important point, however. Neither Kurtz nor anyone else can scientifically prove that allowing gay marriage causes the institution of marriage to get weaker. Correlation does not imply causation. The relation between two correlated phenomena may be causal, or it may be random, or it may reflect some deeper cause producing both.»
Was macht nun der Autor im Rest des Artikels? Er referiert auf Meinungsumfragen, die eine gewisse Einstellung der Bevölkerung und Fragen der Akzeptanz bezgl. der Ehe als Institution repräsentieren sollen. Dass er dabei bereits «stipuliert», welche Einstellungen etwas über die Unterstützung der traditionellen Ehe von Mann und Frau mit Kindern aussagen, um dann in die sich ergebenden «Clusters» die bereits vorausgesetzten Resultate hineinzulesen, macht den Autor nicht gerade glaubwürdig.
Dass sich Korrelationen wie z.B. «Die Homo-Ehe ist legal zu verankern» mit «Scheidung ist bei Streit die beste Lösung» ergeben, hat nicht mehr unbedingt mit der Einführung der Homo-Ehe zu tun, sondern mit der liberalen Einstellung der Gesellschaft, die sowohl die eine wie die andere Aussage bewirkt. (Wie der Autor selber festhält: Korrelation ist keine direkte Kausalität.) Die Beispiele von Aussagen, die er dann bezgl. «gegen die Romantik» und «Revolte gegen die Institutionen» mit der Homo-Ehe in Verbindung bringt, zeigen bloss, dass der Autor nicht an wissenschaftlicher Seriosität, sondern an Denunziation interessiert ist.
Damit diskreditiert sich Blankenhorn selber. Der Autor und seine Argumente sind unglaubwürdig.
@thomas:
Nun, ich habe ja angenommen, daß Sie mit diesem Standpunkt nicht konform gehen werden. Allerdings machen Sie sich die Sache etwas leicht, wenn Sie den Artikel ausgesprochen selektiv lesen.
Blankenhorn "relativiert" mit dem Verweis auf die gegenteiligen Aussagen von Eskridge und Spedale keineswegs seinen Standpunkt, sondern weist (intellektuell sehr redlich!) darauf hin, daß es eben auch andere Sichtweisen als die seine (bzw. die Kurtz'sche) gibt. Und er "gibt" in Bezug auf Eskridge und Spedale auch "nicht zu", daß Korrelation und Kausalität nicht daselbe sind (na, eine Neuigkeit!), sondern führt vielmehr im weiteren Verlauf den Beweis, daß es sich hiebei eben nicht um bloße koinzidentielle Korrelationen sondern wohl doch um Kausalitäten handeln dürfte. Ob die Beweisführung nun jeden vollinhaltlich überzeugt oder nicht, ist — wie in allen Bereichen der Sozialwissenschaften, und nicht nur diesen — natürlich disputierbar. Ich jedenfalls kann weder an Blankenhorn noch an seinen Argumenten "Unglaubwürdigkeit" feststellen — er traut sich vielmehr bloß das auszusprechen, was eine unvoreingenommene Betrachtung der Fakten ohnedies nahelegt, jedoch vom Meinungsterror der "political correctness" als unaussprechbar und undenkbar tabuisiert wird.
Nochmals: Die «Beweisführung» von Blankenhorn überzeugt aus drei Gründen nicht: (1) Er stützt sich auf Meinungsumfragen (kein Wissenschaftler würde, wenn er beweisen wollte, dass Passivrauchen schädlich ist, sein Ergebnis auf Meinungsumfragen abstützen), (2) er setzt bereits voraus (stipuliert), was zu beweisen wäre, und (3) er zitiert heterosexistische Verschwörungstheorien im Stil von Neokonservativen, die hinter der Einführung von legitimen Rechten für Homosexuelle eine Attacke auf die etablierten Institutionen vermuten - Ängste, die sich bspw. auch in hysterisch dramatisierenden Formulierungen wie dem «Meinungsterror der "political correctness"» niederschlagen.
Zudem folgt, selbst wenn mit der Einführung der Homo-Ehe eine «Schwächung» der Ehe einhergehen würde, daraus nicht, dass damit der Untergang der Menschheit bevorstehe (wie es Blankenhorn mit den «Syndrom»-Beispielen von Trinken, Rauchen etc. suggeriert). Und bei Lichte besehen folgt gar nichts daraus, was einen negativen Effekt auf die Gesellschaft hätte.
@Thomas:
ad 1.)
Um auf sozialwissenschaftlichem Gebiet Beweise zu erheben, ist es (etwa im Unterschied zu naturwissenschaftlichen Beweisführungen, die im Prinzip auf wiederhol- und nachprüfbaren Versuchsanordnungen beruhen) zumeist unumgänglich, Meinungsumfragen zu analysieren — weil eben der Beweis des Bestehens einer Meinung ihre Erhebung (=Meinungsumfrage) voraussetzt. Und da (plakativ gesprochen) der "Untergang der Ehe" nicht mit dem Zentimetermaß auf ihre Sinkgeschwindigkeit gemessen werden kann, sondern eben ein vorhandenes bzw. eben nicht vorhandenes Meinungsbild in der Bevölkerung darstellt, geht's wohl nicht anders. Auch wenn Sie z.B. die Frage klären wollen, ob Katastrophenereignisse einen Solidarisierungseffekt mit der jeweils regierenden Partei nach sich ziehen, werden Sie auf Meinungsumfragen rekurrieren (müssen), denn wie sonst wollten Sie sonst einen Beweis für diese These erbringen?
ad 2.) Kann ich keineswegs erkennen, zumindest nicht in größerem Ausmaß als in jenem Vorherwissen, daß jeder Wissenschaftler hat und haben muß. Sie werden auch keinen Astrophysiker finden, der z.B. "ergebnisoffen" die Frage untersucht, ob der Mars nicht vielleicht doch aus einer Agglomeration von Schokoriegeln gleichen Namens besteht.
ad 3.) Wenn Sie schreiben: "... er zitiert heterosexistische Verschwörungstheorien im Stil von Neokonservativen ...", dann läßt das allerdings in mir eher den Verdacht an voreingenommener Betrachtung bei Ihnen aufkommen, als bei Blankenhorn.
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