Mittwoch, 30. April 2014

Mit dem X gegen Klischees

Bei der EU-»Parlaments«-Wahl geht es bekanntlich darum, irgendwo bei einer der Systemparteien ein X hinzumalen. Das zu tun, ist zwar nicht ungebräuchlich, aber ziemlicher Schwachsinn. Dieser kann aber noch locker getoppt werden, wie man sieht:
Eine Professorin an der Berliner Humboldt-Universität möchte mit einer kleinen Wortänderung traditionelle Geschlechterrollen in der Sprache aufbrechen. Häufig fühlten sich Studierende diskriminiert, weil sie als «Herr» oder «Frau» angesprochen würden, sagte Lann Hornscheidt der dpa. Die Wissenschaftlerin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien schlägt vor, etwa von «Professx» statt von «Professor» oder «Professorin» zu sprechen. Die neutralen Endungen entfernten den Zwang, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen. 
(Quelle)
Das »Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien« ist vermutlichjetzt mal ganz brutal diskriminatorisch gesagt — ein Schwesterinstitut zum gestern aus dem Regierungs-Desinformations-Gletscher ausgeaperten »Zentrum für Verifikationsaufgaben«. Nur so eine Vermutung ...

Aber nicht nur einen Studenten als »Herr Sowieso« anzureden, ist diskriminierend, weil man ja nie wissen kann, ob er sich nicht längst ingeheim »Chelsea« nennt und aufs Damenklo pinkeln geht, sondern es gibt noch schärfere Diskriminierungen — zB talentierte Studenten zu unterstützen, statt untalentierter. Der »Spiegel« berichtet — merklich erschüttert — erschreckliche Details:
Wie finden Unis die größten Talente in den Studentenmassen? Sie führen Dekanslisten ein: Wer drauf steht, bekommt mehr Zeit mit dem Prof, Job-Kontakte und eine Urkunde. Experten sind empört, dass ausgerechnet die Stärksten gefördert werden.

Schon als Professor Dr. Werner Mellis Inhaber eines Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik war, hat er sich einmal im Semester eine Liste geben lassen. Darauf zu lesen: Die Namen der besten Studierenden seines Faches. Nach dem Vordiplom sollten diese besonders intensiv gefördert werden und von Kontakten zu Unternehmen profitieren. Als Mellis 2009 Studiendekan an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität zu Köln wurde, hat er das Prinzip auf die gesamte Fakultät übertragen. Seitdem gibt es dort eine Dekansliste (Dean's List). Sie vereint die Besten eines Jahres. 

[...]

Die Idee hinter der Dekansliste: Die prämierten Studenten sollen angespornt werden, exzellente Noten zu schreiben. Sie sollen ein Vorbild sein für die anderen und diese im Idealfall mitziehen. "Das Wichtigste ist, dass die Studierenden sehen, dass uns Leistung wichtig ist", sagt Mellis. Es sei nämlich so, "dass viele herausragende Studenten gar nicht wissen, dass sie zu den Besten gehören". 

[...]

Aber nicht nur Zeit und Gehör erhalten die besten Studierenden. An einigen Hochschulen werden sie für Stipendien vorgeschlagen. Sie werden zu Veranstaltungen von Unternehmen eingeladen, bekommen teils exklusive Praktika vermittelt oder Jobangebote von Firmen. Für die Elitenforscherin Prof. Dr. Ursula Hoffmann-Lange von der Universität Bamberg erschließt sich der Sinn der Dean's List nicht so recht. "Die Überflieger wissen sowieso, dass sie die Besten sind", sagt sie, "und es ist nicht sinnvoll, dass ausgerechnet diejenigen mehr Zeit und Zuwendung bekommen, die es am wenigsten nötig haben." Die Politikwissenschaftlerin sieht grundsätzlich das Problem, dass unter der Eliteförderung - die sie als nötig erachtet - die Breitenförderung leide.
Na klar — nicht nur Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt, sondern Deutschlands Wissenschaft durch den Nobelpreis für alle »Studierenden« (oder besser: »Studierx«?).

LePenseur gibt offen zu, nicht unbedingt zur ausgewiesen allerersten Riege der Althistoriker zu zählen, meint aber doch, ein bisserl eine Ahnung über die Geschichte der spätantiken Dekadenzperiode zu haben. Und da kommt ihm manches, was da heute so abläuft, nicht ganz unbekannt vor. Schon ein Elagabal konnte sich bekanntlich nicht entscheiden, ob Kaiser spielen lustiger ist, oder doch lieber schwule Gelegenheitsprostituierte in irgendwelchen römischen Puffs. Aber damals fehlte halt einfach einx Professx Lann Hornscheidt, welchx das durch die Einführung des Titels »Imperatx« ins Lot gekriegt hätte.

Wir sind im 21. Jahrhundert gegenüber der Spätantike, wie man sieht, einen tüchtigen Schritt weitergekommen ...

Dienstag, 29. April 2014

Neusprech-Lehrgang: »Zentrum für Verifikationsaufgaben«

Aha, es sind also doch keine wirklichen OSZE-Beobachter, die da von pöhsen Separatisten (die man im Stil des in Kiew herrschenden ukrainischen Regimes auch taxfrei als »Terroristen« bezeichnen darf) festgehalten werden, sondern ...
Während zunächst in den Medien der Eindruck erweckt wurde, die Gefangenen seien offizielle Inspektoren der OSZE, sprach eine ZDF-Korrespondentin schon in einem ersten Bericht kryptisch von einer "Gruppe von Militärbeobachtern, die im weitesten Sinne der OSZE untersteht". Dieses "im weitesten Sinne" präzisierte dann der Vizechef des OSZE-Krisenpräventions-Zentrums, Claus Neukirch, am Freitag im Interview gegenüber dem ORF:
Ich muss aber auch sagen, dass es sich genau genommen nicht um Mitarbeiter der OSZE handelt, sondern es sind Militärbeobachter, die bilateral dort unter einem OSZE-Dokument tätig sind. Wir haben parallel in der Ukraine auch eine OSZE-Mission, die schon über 125 zivile Beobachter im Land hat, auch in dieser Region, und diese Leute sind glücklicherweise nicht betroffen.

Bei den Gefangenen handle es sich um eine "bilaterale Mission unter Führung des Zentrums für Verifikationsaufgaben der deutschen Bundeswehr". Diese in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannte Institution bot nun wohl auch für Verteidigungsministerin von der Leyen Anlass zu einigen Fragen. Am Montag jedenfalls besuchte sie dieses "Zentrum für Verifikationsaufgaben" im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen und ließ sich dort, laut offizieller Mitteilung, "vom Kommandeur, Brigadegeneral Jürgen Beyer, in die Besonderheiten der Dienststelle einweisen". 
Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Militärbeobachter sind OSZE-Beobachter, vermutlich werden US-Bomber bald als Friedenstauben bezeichnet werden — wenn Obama ja ohnehin schon Träger der Friedens-Nobelpreises ist, wäre das ja nur logisch.

Und manche finden das dann auch noch ganz richtig, und bezichtigen die, die es anders sehen, geistiger Erkrankungen. Der Zoo ist offenbar recht groß, den Gott da auf der Erde duldet ...

(Anm.: dieser Neusprech-Lehrgang wird fortgesetzt)

Montag, 28. April 2014

Heute vor 225 Jahren

... am 28. April 1789, fand die wohl bekannteste Meuterei der Geschichte statt — die »Meuterei auf der Bounty«. Inspiration nicht nur für Romane, sondern auch für hochprämierte Filme. Zunächst der aus dem Jahr 1935:


... dessen Trailer mit einem patriotischen »Rule Britannia« abschließt, und dessen Hauptdarsteller, Charles Laughton und Clarke Gable ihre Rollen durchaus interessant, doch irgendwie auch recht konventionell spielen. Demgegenüber ist der Film aus dem Jahr 1962 natürlich »moderner«, will sagen: psychologisierender, angelegt. Sicherlich ist Marlon Brando weniger »Hoppla-jetzt-komm-ich«- mäßig unterwegs als Gable, doch kann — wenigstens in meinen Augen — die Darstellung des Captain (korrekt eigentlich: Lieutenant) Bligh durch Charles Laughton mit der späteren Darstellung durch Trevor Howard durchaus verglichen werden. Hier der Trailer aus 1962:


Was mich an solchen Trailern immer amüsiert, sind ihre prahlerischen Anpreisungen, wieviel Geld doch in die Produktion des Films geflossen sei. Als ob »teuer« gleich »gut« wäre. Nun, das ist Amerika, wo ein geistloser x-ter Aufguß des »Terminator« immer noch umjubelter ist, als eine feine comédie noir von Altmeister François Truffaut ...

Im Jahr 1984 kam noch (mit Anthony Hopkins) eine dritte, und überaus hochkarätig besetzte, Fassung heraus


die gegenüber den beiden vorherigen endlich auch Captain Bligh nicht mehr nur als sadistisches Ekel vom Dienst vorführt. Sollte also doch — hoping against hope — eine Verbesserung des Geschmacks, wenn schon nicht im Publikum, so doch unter den Regisseuren möglich sein?

Wie auch immer: die historische Meuterei zeigte jedenfalls, daß Untergebene sich nicht alles gefallen lassen, daß irgendwann der Zorn durchbricht und die Autorität hinwegfegt. Eine Lektion, die unsere politischen »Eliten« (und nicht nur politischen!) gern verdrängen. Eine Lektion, die sie freilich werden lernen können, wenn der Druck weitersteigt.

Dürfen wir — nochmals: hoping against hope! — also vielleicht erleben, daß die EU-Kommission ein Rettungsboot nicht bloß auf Steuerzahlerkosten finanzieren läßt, sondern selbst eines besteigen darf — um hinauszutreiben in den weiten blauen Ozean? Und dürfen wir hoffen, daß nicht alle Bootsfahrten so unbeschadet ausgehen wie die des Captain Bligh ...?

Aber nein! Dazu wird's nicht kommen — viel zu rückgratgebrochen und enteiert (»verhausschweint« hätte Konrad Lorenz dazu gesagt) ist mittlerweile unsere Gesellschaft. Und natürlich sind auch die Methoden, mit denen die Knute geschwungen wird, diffiziler geworden. Ein Ausritt der Steuerfahndung hier, eine Drohne aus heiterem Himmel dort, Permanentüberwachung aller Informationskanäle, um das Beweismaterial für Prozesse wegen irgendwelcher Gedankenverbrechen stets griffbereit zu haben. So macht man das heute!

Und doch — ein Restrisiko bleibt für unsere »Eliten«. Und das schöne daran: es ist und bleibt für sie unkalkulierbar! Denn nur, womit man rechnen kann, das kann man auch be-rechnen. Und wenn die Geschichte etwas zeigt, dann dies: der Mensch ist nicht berechenbar — und das war stets der Todeskeim der vielen Versuche, eine »bessere« Welt zu schaffen. Die Chancen sind intakt, daß es auch diesmal nicht gelingen wird ...

»Der Kampf um die Krim als Problem des Staats- und Völkerrechts«

... betitelt sich ein überaus lesenswerter, die Gesamtsproblematik von vielen Seiten beleuchtender Aufsatz von Prof. Dr. Schachtschneider in der »Wissensmanufaktur«:
Im Kampf um die Krim wirft der Westen Rußland und dessen Präsidenten Wladimir Putin vor, der Einsatz von Soldaten, offen oder verdeckt, habe das Völkerrecht verletzt. Rußland habe die Krim annektiert, meint gar die Bundeskanzlerin. Das überzeugt nicht. Sie ist schlecht beraten. Die Vorwürfe scheinen die Sanktionen, wenn nicht die „indirekte“ Aggression der westlichen Bündnisse, der NATO und der Europäischen Union (EU), gegen die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), insbesondere gegen die Russische Föderation, rechtfertigen, jedenfalls legitimieren zu sollen. Die Fakten kennt die Öffentlichkeit nur verzerrt. Auch ich bin auf die allgemein zugänglichen Informationen angewiesen. Aber wer sich zu dem Konflikt äußert, muß versuchen, die Tatsachen von der Propaganda, welche die meisten jedenfalls der deutschen Medien zu den Ereignissen in der Ukraine verbreiten, zu unterscheiden. Dabei helfen die Einschätzung der Interessenlage und die Kenntnis der Rechtslage.
 Insbesondere der letzte Absatz kann dabei aus meiner Sicht nur unterstrichen werden:
Wirtschaftliche Sanktionen gegen die die Russische Föderation wären nicht nur ungerechtfertigt, weil die Hilfestellung Rußlands beim Sezessionsprozeß der Krim nicht illegal war, sie wären auch unergiebig. Sie würden nicht nur Rußland, sondern auch der EU und insbesondere Deutschland schaden. Insbesondere würden sie das nach dem Kalten Krieg mühsam gewonnene gegenseitige Vertrauen beschädigen. Es ist geradezu lächerlich, wenn Deutschland den russischen Bären warnt und ihm gar droht, der hochgerüsteten Atommacht. Auf den Schutz der USA sollte sich Deutschland nicht verlassen, wenn es existentiell wird. Der Weg zu einem guten Miteinander mit Rußland wäre die Einbindung dieses europäischen Staates in die europäische Integration. Das würde die EU grundlegend verändern, so wie das dem Grundgesetz entspricht. Das vereinte Europa könnte ein Verbund souveräner Staaten werden, der mit Demokratie und Rechtsstaat die Freiheit der Bürger wahrt, ein L´Europe des Etats. Ein Krimkrieg wäre dann so gut wie ausgeschlossen.
Langsam verdichtet sich aber der Eindruck, daß es unseren Politikern, die weitgehend Marionetten an den Fäden transatlantischer Seilschaften sind (die wieder an den Strippen des MIC tanzen), keineswegs darauf ankommt, einen Krimkrieg zu vermeiden, sondern daß dieser ihnen sogar recht zupaß käme, um im patriotischen Getöse, das darum verbreitet werden könnte, den überfälligen Implosionsknall unseres Fiat-Money-Systems wenn schon nicht untergehen, so doch gefälliger motivierbar zu machen. PR ist schließlich alles ...

Sonntag, 27. April 2014

»Eiertanz der Ideologien«

... betitelt sich ein überaus lesenswerter Artikel auf dem Blog »Der Staats-lose Bürger«:
Adam Smith, die Unsichtbare Hand und der Interventionismus

Modernen Kritikern des Kapitalismus und der Klassischen Nationalökonomie scheint oft das Verständnis der historischen Zusammenhänge für eine ehrliche und systematische Critique zu fehlen. Geht man von der Prämisse aus, dass es keine grundsätzlich neuen gesellschaftlichen Institutionen gibt, sondern nur Entwicklungen aus bestehenden, so erkennt man auch, dass jede geistige Größe auf den Schultern ihres Vorgängers steht.

Wenn man die wichtigen Werke gewisser Denker in seinen Studien selektiv übergeht – weil einige deren berühmte Zitate nicht in eigene vorgefasste Anschauung passen – beraubt man sich selbst des historischen Gesamtbildes. Der Forschende verschließt sich dem Verständnis für mögliche Zusammenhänge und zieht, im schlimmsten Falle, Fehlschlüsse. Dies ist etwa, als wenn man im Auto nur nach vorne schauend fährt und Verkehrszeichen ignoriert. Perzeptiv gesehen bestätigt sich vielleicht die eigene Ideologie, aber der ursprüngliche Sinn des Studiums – die Suche nach der Wahrheit und der geistige Fortschritt – bleiben auf der Strecke.

Adam Smith (1723 -1790) vollendete sein opus magnum in 1776, interessanterweise das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung – und des Todes seines Freundes und Mentors David Hume. „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ („Wohlstand der Nationen“) gilt als der Beginn der klassischen Nationalökonomie und Ende des Merkantilismus (in Deutschland dem Kameralismus). Das Werk war ein monumentaler Erfolg und erlaubte einer breiten Leserschaft (inklusive maßgebender Staatsdiener) das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge, im historischen Kontext.

(Hier weiterlesen)
Nun teile ich nicht ganz die (in der darunter geführten Diskussion geäußerte) Meinung, daß der »total verstandene Kapitalismus [...] das aufgelöste Rätsel der Geschichte« wäre — aber das sind Gewichtungen, die nicht so bedeutsam sind. 

Lesen!

Samstag, 26. April 2014

Pirinçci — erste Zwischenmeldung

Vorgestern erhielt ich den davor wegen Nachschubproblemen kurz nicht lieferbaren Bestseller von Akif Prinçci, mußte ihn jedoch meiner Frau zur »Erstbelesung« anvertrauen, da ich gerade ein paar andere Leseprojekte laufen habe, die ich nicht gern unterbrechen will.

Seitdem sitzt sie bei mir in der Bibliothek beim abendlichen gemeinsamen Tee, und prustet und gackert vor sich hin, daß unsere Katzen ganz indigniert dreinschauen (Katzen sind leider ziemlich humorresistent, habe ich festgestellt). Ihr Urteil nach circa der Hälfte des Buches: »Der Mann hat sowas von recht!«

Nun, wenn sie fertig ist und ich das Buch lesen kann, wird weiterberichtet ...


Freitag, 25. April 2014

»Götterdämmerung des deutschen Auslands-Journalismus«

... nennt Malte Daniljuk auf heise.de das donnernde Propaganda-Fiasko unserer Systemmedien. Ich halte diesen Vergleich für unangebracht. Eine Götterdämmerung setzt Götter voraus — nicht servile Journaillisten, die je nach Auftraggeber lügen können wie gedruckt.

Für diese Wendehälse wäre die Metapher, daß es ihnen jetzt an den Kragen geht, weitaus passender ...

Jack Matlock

... war von 1987 bis 1991 US-Botschafter in der damaligen UdSSR. »Die Presse« bringt heute ein von ihrem Korrespondenten Oliver Grimm geführtes (und, sieht man den recht abrupten Schluß an, vermutlich gekürztes — aus welchem Grunde wohl?) Interview mit Botschafter Matlock. Sicherlich kann man von einem politisch derart gut vernetzten Ex-Diplomaten nicht erwarten »die Wahrheit« zu hören, aber es ist doch recht bemerkenswert, wie differenziert das aktuelle Ukraine-Problem von Matlock beurteilt wird. Überraschend auch manche Einschätzung aus der damaligen Wende-Zeit, deren Realismus wir uns heute nur erträumen könnten:
Die USA wollten den Zerfall der Sowjetunion nicht – und ganz speziell fanden wir, dass die Ukraine kein sehr erfolgreicher Staat sein würde, würde sie sich aus der Sowjetunion losreißen. Darum hat Präsident George Bush am 1. August 1991 in Kiew die Ukrainer in einer Rede vor „selbstmörderischem Nationalismus“ gewarnt. Und er hat damals auch gesagt: „Verwechselt Freiheit nicht mit Unabhängigkeit! Wählt die Freiheit!“ Doch die Ukrainer wählten die Unabhängigkeit, indem sie die zutiefst antirussischen Nationalisten im Westen mit der kommunistischen, an Russland orientierten Nomenklatura aus dem Osten verknüpften, die sich lossagte, weil sie Gorbatschows Reformen nicht mochte.
Wie ein Kommentarposter schreibt: »Wohltuend, wenn nur alle Amis so differenziert dächten! Möge er Einfluss auf Obama ausūben« — nun, das wird nicht geschehen, denn die Strippenzieher an der Wallstreet und im Military Industrial Complex haben andere, ganz andere Wünsche auf der Liste ...

»Republikfluchtsteuer«

Eine pöhse, doch nur zu treffende Wortschöpfung von Christian Ortner. Und angesichts unserer Politruks können wir Gift drauf nehmen: die Realität wird ihn einholen und ganz locker übertreffen!

Donnerstag, 24. April 2014

Ortner & »Putins braune Lehrer« (die zweite)

Inzwischen gibt es doch noch ein paar Postings zu diesem Artikel auf Ortner Online — und fast keiner teilt Ortners Begeisterung für die darin verlinkte plumpe Anit-Putin-Propaganda der NZZ. Ein bemerkenswertes Posting von »gms« ist jedoch zu gut, als daß es einfach in einem Kommentar-Thread untergehen sollte:
Gemäß Diskrimierungsverbot ist irrelevant, daß ein lokales Parlament russischen Soldaten explizit freistellte, sich auf der Krim ausserhalb ihrer Kasernen zu bewegen. Laut Verträgen hätten 25.000 von ihnen auf der Krim sein dürfen, doch soviele waren garnicht notwendig. Laut Diskrimierungsverbot ist es auch unerheblich, ob in einem Fall Grenzen gewaltsam überrannt und feindliche Soldaten erschossen wurden, im anderen Falle weder ein Überrennen von Grenzen noch Gewalt gegen Dritte notwendig war.

Nimmt man das Diskriminierungsvorbot ernst, zählen auch Volksabstimmungen sprichwörtliche Elf.

Die “Annexion” der Krim ist Dreh- und Angelpunkt unserer sattsam bekannten Propandisten, von diesem behaupteten Umstand leitet sich alles andere ab, sorgsam verkleistert unter willkürlich verquasten Völkerrechtsparolen.

Die Ukraine sagte sich 1991 von der UdSSR los, ohne jeden Sanktus aus Moskau. Litauen tat dies ebenso. Die USA pfiffen im 18 Jhd. auf London, dieselben USA, die bei der Abspaltung des Kosovos von Serbien 2009 vor dem Internationalen Gerichtshof einbrachten: “Unabhängigkeitserklärungen können, und oft geschieht es so, die nationale Gesetzgebung verletzen. Dies bedeutet nicht, dass Völkerrecht verletzt wird.”

Und wie agumentieren unsere Antidiskriminierungsapostel? — Die Lossagung der Krim von der Ukraine war nicht rechtens, weil die OSZE-Beobachter zur Wahl nicht kommen konnten, weil keine Anfrage aus Kiew vorlag, die es aber laut nationalem Recht hätte geben müssen.

Die einzige logische Erklärung: Weil alles Beliebige mangels Unterschied zu anderen Entitäten auch alles andere ist, ist damit zugleich auch dessen Gegenteil umfaßt. Für Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf steht daher logisch stringent fest, daß a) eine Annexion stattfand und b) die Abspaltung, so sie denn doch keine Annexion war, nicht zulässig war.

Irgendwer stellt angesichts solcher Zustände schon mal die Frage in den Raum: Was rauchen die eigentlich? 
Gute Frage, auf die allein unser Herz-Jesu-Landwirtschaftsminister vielleicht eine (wenngleich nicht besonders witzige) Antwort hätte ...

Monopolbetriebe

Vor einigen Tagen hat Prof. Dilger mit seiner nicht eben glücklichen Formulierung, Zentralbanken als »natürliche Monopole« anzusehen, für einige süffisante Bemerkungen auf diversen Blogs gesorgt — ein keineswegs natürliches, sondern höchst unnatürliches, politisch-korruptives Monopol wurde dafür eben in Wien einbetoniert, oder wenn man so will: eingegraben.

Sozialbegräbnisse in Wien: Konkurrenz "verboten"?

Für die Beisetzung Mittelloser zahlt Wien pro Jahr drei Millionen Euro. Die Ausschreibung gewann das stadteigene Unternehmen - Private erfüllten selektive Wünsche nicht.
Wien. War es von Anfang an eine ausgemachte Sache, dass der Auftrag für die Abwicklung von Sozialbegräbnissen in Wien an den städtischen Marktführer, die Bestattung Wien, geht? Genau das ist Anfang dieses Jahres geschehen. Eine Handvoll privater Unternehmer, die ebenfalls gern zum Zug gekommen wären, stellt sich derzeit diese Frage. Eine eindeutige Antwort gibt es (noch) nicht. Ein Blick in den unter Verschluss gehaltenen Vergabeakt regt jedoch zum Nachfragen an. Die entsprechende Dokumentation liegt der „Presse" nach Recherchen vor.

Drei Millionen Euro jährlich. So lautet die Summe, die die ausgegliederte Bestattung Wien im Rahmen eines unbefristeten Vertrages künftig von ihrem mittelbaren Eigentümer, der Stadt Wien, bekommt. Dafür sind - ebenfalls pro Jahr - zwischen 800 und 900 Armenbegräbnisse durchzuführen. Eben solche erhalten Personen, die völlig mittellos sind und auch keine Verwandten haben, die dem oder der Verstorbenen ein normales Begräbnis bezahlen können oder wollen. Häufig betrifft das Obdachlose und andere gesellschaftliche Randgruppen. Die Kosten dafür werden aus der Steuerkasse beglichen.

Und künftig - wie auch bisher - an die Bestattung Wien überwiesen. Ein Grund dafür ist im Ausschreibungstext in Kapitel 3 („Eignungskriterien") nachzulesen. Angebote abgeben durften nämlich nur Bestatter, die in den Jahren 2010, 2011 und 2012 mindestens 1600 Leichentransporte und 1000 Begräbnisse jährlich abwickelten, wenigstens zehn Leichenwagen im Fuhrpark haben und zumindest 1,5 Mio. Euro Umsatz erbringen.
(Hier weiterlesen)
Das muß man einmal nachrechnen: 3 Mio. Garantiert für ca. 800-900 »Armenbegräbnisse« jährlich heißt — zwischen 3.333 und 3.750  Euro werden dem Steuerzahler pro »Sozialfall« aufs mehr oder (vermutlich) weniger gerührte Auge gedrückt! Man verstehe das nicht falsch: natürlich ist Kritik daran kein Plädoyer dafür, die Leichen einfach in die Donau zu kippen, oder in der Müllverbrennungsanlage zu »entsorgen«. Will eine Gesellschaft menschenwürdig sein, muß sie auch vollkommen mittellose Verstorbene angemessen bestatten!

Aber der »Presse«-Kommentarposter »Speckbrot« hat völlig recht, wenn er dazu kritisch anmerkt:
ein bisserl teuer
3.500 Euro für zwei Transportfahrten, ein bisserl Kühlhaus, einen einfachen Holzsarg, ein Loch mit einem kleiner Bagger graben, ein Blumensträusserl, ein Gebet und das Loch zuschütten? Solche Preise kann nur ein Monopolist verlangen!  
Und ein Dkfm. Peter Stiftner schreibt weiter unten dazu:
Monopolstellung der städtischen Bestattungsbetriebe 
Die Stadt Wien hat sich mit Hilfe unserer Steuermittel die Monopolstellung im Bestattungsgeschehen angeeignet. Jetzt hat sie freie Hand und benimmt sich auch wie ein Monopolist. Das versteht sie als soziale Marktwirtschaft, die sich allerdings für die Kunden in überhöhten Preisen und mangelhaften Leistungen auswirkt.
Die gleichen Erscheinungen sind auch in anderen Bereichen der Dienstleistungen wie Energie, Abfall und Wasserversorgung zu beobachten. 
Es ist überall die gleiche Filzokratie in Wien. Auf Kosten der Steuerzahler wird ein mit knallroten Vorsorgungspöstchen besetzter Monopolist gefüttert, damit die alte Krake »SPÖ Wien« die Stadt weiter aussaugen kann. Über diese Form organisierten Verbrechens kann man mit Voltaire nur ausrufen:

Écrasez l'Infâme!

Mittwoch, 23. April 2014

Audiatur et altera pars

... lautet ein antiker Rechtsspruch: man muß auch die Argumente der anderen Seite hören. Da unsere Systemmedien recht eindeutig nur eine Seite zu Gehör bzw. Gesicht bringen, muß eben die »alternative Öffentlichkeit« u.a. auch der Blogger für eine umfassende Berichterstattung sorgen. Kollege Karl Eduard, der seit Jahren seinen ebenso informativen wie unterhaltsamen gleichnamigen Kanal betreibt, hat mein Augenmerk auf folgendes Video gelenkt:


Man muß keineswegs jedem Detail darin zustimmen (und LePenseur tut das selbstverständlich auch nicht) — aber man kann nicht einfach so tun, als wäre das alles krude Verschwörungstheorie und reines Hirngespinst irgendwelcher Amerikahasser.

Jedenfalls erklärt es, warum dieser Mann in der westlichen Systempresse nicht eben geliebt wird. Denn die westliche »Meinungsfreiheit« ist bloß die Freiheit einiger Reicher, über ihre Medien ihre Meinung zu verbreiten, wie ein witziger Mann einmal sagte ...

Christian Ortner findet (via NZZ) »Putins braune Lehrer«

... und bezeichnet diesen epochalen Fund als »must read!« Die bislang vier Leser-Kommentare lassen freilich erkennen, daß der Ortner-Fanclub nur höchst zögerlich dieses Stöckchen apportieren will:
23. April 2014 - 08:57 
fts 
Wieso? Hat er auch Kurse bei der ukrainischen Svoboda bekommen? 2

3. April 2014 - 09:38 
S.M. 
 Ja Herr Ortner und als nächstes wird um 5:45 Uhrzurückgeschossen! Und schon in zwei, drei Jahren stehen die russischen Soldaten vor unserer Grenze… 

23. April 2014 - 09:44 
Erich Bauer 
Wann feiert ER seinen Geburtstag? Am 20. April? 

23. April 2014 - 10:11 
Reinhard 
 “…Die Berichterstattung der Medien über Putin hat in vielerlei Hinsicht ein Vorbild in der Propaganda Goebbel’s gegen die Reichsfeinde und den jüdischen Bolschwismus. Auch die geforderte Kritiklosigkeit an den Ergüssen des Propagandaministeriums ist keineswegs neu…”
 Auch in der NZZ findet der von Ortner zitierte Artikel weithin Ablehnung in den Kommentaren. Pech gehabt, p.t. Angehörige des polit-medialen Kartells! Die Untertanen wollen einfach nicht mehr jede von oben verordnete Desinformation schlucken — das ist halt so in einer »Informationsgesellschaft« ...

»… tamquam Leo rugiens circuit, quaerens cuiusnam pedes lavet«

... scherzt Poster (bzw. vermutlich Posterin) Euthymie zu einem sich gewaschen habenden Artikel über Papa Buonasera aus der Feder von Blog-Kollegen Geistbraus. Sorry, liebe Atheistenfraktion unter meiner Leserschaft — aber das sind halt Insider-Scherze unter Altritualisten, die zu erklären etwa so sinnlos ist, wie einen Juristenwitz einem Nichtjuristen.

LePenseur revanchiert sich für den obigen gelungenen Einwurf mit einem, den er vor Jahren tätigte, als er anekdotisch von einem Bekannten (einem ORF-Mitarbeiter) erzählt bekam, wie dieser anläßlich eines Arbeitsbesuchs in Rom von einem Monsignore des Radio Vatikan nach dem Meeting zum Abendessen eingeladen wurde (muß in den 80er-Jahren gewesen sein), der ihn am Abend in einem knallroten Ferrari vom Hotel abgeholte, wobei der gute Monsignore — ein Bild für Götter, wie man so sagt — in einem grün-lurexschillernden clergyman dress dem Wagen entstieg. Der Bekannte war noch ganz platt, als er das erzählte. 

LePenseurs lakonischer Kommentar war: »Ich nehme an, es war tempore per annum ...«

Dienstag, 22. April 2014

»... manche haben es auch bis hinauf ins Gesäß geschafft«

Eine schlichtweg als genial zu bezeichnende Diagnose der westeuropäischen — und insbesondere buntesdeutschen — »Befindlichkeit« anhand einer Analyse von Putins TV-Fragestunde durch Michael Klonovsky in »eigentümlich frei«. LESEN! Spätestens bei der von mir im Titel zitierten Formulierung leidet man unter doppelter Atemnot: einserseits vom Gelächter über die hinterfotzigen Formulierungen, und weil einem gleichzeitig der Atem vor Entsetzen stockt, da man erkennt, welche absoluten Arschgeigen hier bei uns auf Politiker (pardon — »PolitikerIn«, natürlich!) machen ...

Zwei harte Schläge trafen gestern die US-Administration

1. daß ein New Yorker Berufungsgericht aus Gründen der Pressefreiheit die teilweise Veröffentlichung von Unterlagen über sogenannte »Drohnenangriffe« anordnete — es ist also nicht mehr möglich, diese Schweinereien völlig »unter der Budel*)« zu halten.
Die Regierung der Vereinigten Staaten muss bislang geheime Unterlagen zu den umstrittenen Drohnen-Angriffen des US-Militärs offenlegen. Das entschied am Montag ein Berufungsgericht in New York und gab damit einer Klage der "New York Times" in weiten Teilen statt. 
(Hier weiterlesen)
Nicht unpikant ist freilich die Begründung des Gerichtes: die Klage habe »nicht die Legitimität der Drohen-Angriffe infrage stellen wollen«, sondern lediglich Informationen über diese verlangt. Ein kleiner Schritt für die NYT, aber ein großer Schritt für den Rechtsstaat! Die US-Regierung kann also ruhig auch in Hinkunft Zivilisten plattbomben; solange Zeitungen das nicht illegitim finden, dürfen sie darüber Auskunft verlagen. Na so haben wir uns doch einen Hort der Freiheit und der Menschenrechte schon immer vorgestellt ...

2. daß ein russisches Flugzeug der Type Su-24 das modernste amerikanische Gefechtsführungssystem »Aegis« auf dem US-Zerstörer »Donald Cook« lahmgelegt hat. Also nix mit virtuellem Kriegsspielzeug ... so sorry!
Ein russisches Frontbombenflugzeug Su-24, das mit dem neuesten Komplex zur funkelektronischen Niederhaltung ausgestattet ist, hat im Schwarzen Meer das modernste amerikanische Gefechtsführungssystem „Aegis“ auf dem Zerstörer „Donald Cook“ lahm gelegt.

Diese Version, die in Russlands Massenmedien sowie von Blogern intensiv erörtert wird, teilt auch Pawel Solotarjow, Stellvertreter des Direktors des Instituts für USA und Kanada der Akademie der Wissenschaften Russlands:
„Am 10. April hat der Zerstörer ‚Donald Cook’, mit Marschflugkörpern ‚Tomahawk’ an Bord, das Neutralgewässer des Schwarzen Meeres erreicht. Das Ziel war die Durchführung einer Einschüchterungsaktion und die Demonstration der Stärke im Zusammenhang mit der Position Russlands in Bezug auf die Ukraine und die Krim. Das Auftauchen von amerikanischen Kriegsschiffen in diesem Gewässer widerspricht der Konvention über den Charakter und die Fristen für den Aufenthalt von Kriegsschiffen von Nichtanrainer-Ländern im Schwarzen Meer.“
Als Antwort darauf schickte Russland ein unbewaffnetes Flugzeug Su-24 zum Umfliegen des amerikanischen Zerstörers. Dieses Flugzeug sei jedoch, wie Experten meinen, mit dem neuesten russischen funkelektronischen Bekämpfungskomplex ausgestattet gewesen. Laut dieser Version hat „Aegis“ das Nahen der Maschine bereits aus der Ferne geortet, es wurde Gefechtsalarm ausgelöst. Alles sei planmäßig verlaufen, die amerikanischen Radare lasen den Kurs der Annäherung bis zum Ziel ab. Doch plötzlich erloschen alle Bildschirme. „Aegis“ funktionierte nicht mehr, die Raketen konnten keine Zielzuweisung beziehen. Die Su-24 aber überflog das Deck des Zerstörers, vollzog eine Kampfkurve und imitierte einen Raketenangriff gegen das Ziel. Im Anschluss daran wendete die Maschine und wiederholte das Manöver, und zwar zwölf Mal. 
(Hier weiterlesen)
Herzlichen Dank an »Kreidfeuer« für den Hinweis auf seinem Blog! Selten so gelacht ...

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*) »Budel« für Piefkes: die Theke, der Verkaufstresen — will also heißen: nur für den Zugriff/die Kenntnis durch Beschäftigte bzw. Vertraute.

Montag, 21. April 2014

Mane nobiscum, quoniam advesperascit

Mit diesen Worten der Vulgata bitten die Jünger auf dem Weg nach Emmaus im Lukas-Evangelium (Lc. 24,29) Jesus, bei ihnen zu bleiben: »Bleibe bei uns, denn es will Abend werden«. Ich habe schon immer diese Erzählung als eine der schönsten und berührendsten des Neuen Testaments angesehen. Sie wird in der Katholischen Kirche (und wohl auch in vielen protestantischen Gemeinschaften) im Gottesdienst des Ostermontags gelesen, obwohl sie eigentlich (»Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus.« Lk. 24,13) an den Abend des Ostertages gehört, doch da — außer bei den Anglikanern, die daher die Perikope folgerichtig im Evensong des Ostersonntags haben — ein unterschiedlicher mehrmaliger täglicher Gottesdienst nicht üblich ist (außer am Gründonnerstag, und abgesehen von den, ganz anders gearteten, drei Gottesdiensten zu Weihnachten, und, seit dem Ersten Weltkrieg, an Allerseelen), ist es eine naheliegende Verwendung, diese ansprechende Evangelienstelle eben am Folgetag vorzutragen.

In den Predigten wird natürlich auf diverse Gesichtspunkte darin eingegangen: auf die Sehnsucht der Jünger, und darauf, daß ihnen die Augen aufgingen, als sie Jesus erkannten; auf ihren eiligen (und in jenen Zeiten sicher nicht ungefährlichen) Aufbruch, noch in derselben Nacht, zurück nach Jerusalem, zu »den Elf«, die dort versammelt waren, um ihnen zu berichten. Alles sicherlich aus der Sicht eines Gläubigen legitime und wichtige Ausdeutungen. Der aktuelle Papst hinwieder stellt die »Freude« in den Mittelpunkt seiner heutigen Überlegungen:
A ciascuno formulo l’augurio di trascorrere nella gioia e nella serenità questo Lunedì dell’Angelo, in cui si prolunga la gioia della Risurrezione di Cristo.

Buona e santa Pasqua a tutti! Buon pranzo e arrivederci!
Da kann man wirklich nur sagen: Mahlzeit und auf Wiederschaun'! ...

Denn wer gleich mit der Mitteilung »der Elf« anfängt: »... die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen« (Lk. 24,34), mag subtil dem Papsttum schmeicheln (das sich auf seine Nachfolge nach besagtem »Simon« beruft, mordet aber die poetische Schönheit der Perikope zugunsten eines: »Wer Christ ist, ist immer gut drauf, denn er weiß: der HErr ist auferstanden!« Ach ja, wie ich das liebe ...

Aber nehmen wir die ganze Perikope einmal her (ich wähle die Luther-Übersetzung, die auch in ihrer 1984er-Version immer noch sprachmächtiger ist als die allzu platte Einheitsz-Übersetzung):
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. 15 Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht erkannten. 17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; 20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. 22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24 Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht. 25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Mußte nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. 28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. 29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. 30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen.31 Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete? 33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. 35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.
 Ein schöner Text, voll Poesie und Symbolik! In seiner erkennbar legendarischen Form ein Beispiel, wie die frühe Christenheit die Katastrophe der grausamen Hinrichtung ihres Meisters zu bewältigen und in einen Sinnzusammenhang zu bringen versuchte. Und — vielleicht — auch ein Zeichen dafür, daß die durch dieses schreckliche Ende aufgewühlten und bis zur Panik verschreckten Jünger tatsächlich damals in Visionen ihren geliebten Meister erfahren durften! Denn so, wie überzeugte Gläubige und die vom kirchlichen Lehramt allein akzeptierten Theologen diese (und andere) Evangelientexte durch ihre Interpretation als »historische Wahrheiten« (»photographierbare Ereignisse«, wie es Eugen Drewermann in einigen seiner Schriften zuspitzend nennt) vergewaltigen, so gehen auch jene m.E. fehl, die darin nur (fromme und/oder auch bloß pathologische) Lügenmärchen erkennen wollen. Sie sind beides nicht! Wenn uns an anderer Stelle (Lukas schweigt davon, aber der war schließlich auch Arzt!) in der Erzählung vom »ungläubigen Thomas« ein Zeigefinger-Stochern in den Wundmalen vorgeführt wird, dann ist das kein Obduktionsbericht, sondern der hilflose — und hilflos bleiben müssende! — Versuch einer späteren Generation, die Erfahrungen jener ersten Gruppe von Christen über etwas für sie Unbegreifliches — zunächst tief Verstörendes, dann aber Tröstendes — in Worte zu kleiden.

Ein Aspekt der Emmaus-Erzählung ist für mich in all den Interpretationen dann offenbar zu kurz gekommen (wenigstens habe ich ihn noch in keiner Predigt geäußert gehört): jener, den ich als Titel dieser Überlegungen gewählt habe — die Tatsache, daß eine Bitte von den beiden Emmausjüngern geäußert wird: »Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.«

Was veranlaßt diese ihre Bitte? War es die einnehmende Katechese, die ihnen den traurigen Weg zum Städtchen Emmaus so angenehm verkürzt hatte, und von der sie hoffen, daß sich nun danach noch weitere interessante Vorträge zum und nach dem Abendessen ergäben? Wohl kaum. Es ist ihre Besorgnis um diesen Fremden, der in der einbrechenden, und wegen Wegelagerern und wilden Tieren gefährlichen Nacht nicht weitergehen, sondern bei und mit ihnen sicheres Quartier nehmen sollte.

Und es brannte ihnen das Herz — wovon? Davon, endlich aus Mose und allen Propheten haarklein nachgewiesen bekommen zu haben, daß das alles ohnehin nicht anders möglich war? — Das wäre der Grund? So ganz ernstlich gefragt ...?

Wenn mir ein Arzt heute haarklein — zwar nicht aus Mose und den Propheten, wir leben schließlich heute, aber aus weit zurückliegenden Röntgenbildern und Blutbefunden — darlegen kann, daß es medizinisch ganz logisch und folgerichtig war, daß ein geliebter Mensch an dieser oder jener heimtückischen Krankheit gestorben ist (»Sehen Sie diese dunklere Stelle unter dem Rippenbogen, hier? Da dürfte also bereits der Tumor ...«) — da brennt höchstens mein Herz (und mein Auge) vor Schmerz! Und möglicherweise vor Wut, daß ein früherer Arzt das offenbar nicht rechtzeitig erkannt, nicht richtig gedeutet hatte ...

Ihnen aber brannte das Herz aus einem positiven Gefühl heraus: sie hatten etwas Tröstliches erkannt! Etwas, was ihnen in ihrem Gang nach Emmaus aufging. Und der Fremde, den sie zu sehen meinten, war ihnen zum Freund geworden, den sie nicht schutzlos durch die Nacht weiterziehen lassen wollten, sondern den sie einluden, ja »nötigten«, doch lieber bei ihnen zu bleiben und sich mit ihnen zu stärken. Und bei dieser Stärkung, und an der Art, das Brot zu brechen, erkannten sie, warum ihnen das Herz brannte. Und die Vision verschwand vor ihnen — denn sie brauchten sie ja nur, um sie hinzuleiten zur Erkenntnis. Und noch eines: in dem Augenblick, in dem sie diese Erkenntnis traf, wußten sie, daß sie aufbrechen müßten.

Ist es nicht bezeichnend, daß sie augenblicklich aufbrachen, nachdem in und an ihnen aufgebrochen war, was durch die Trauer und Verzweiflung wie versteinert schien — und: gibt es für das Teilen eines in einem inspirierten Augenblick, also einer Vision, ganz sicher erkannten Gutes ein schöneres Symbol, als seine Mit-teilung?

Sonntag, 20. April 2014

Am 20. April

... gedenken wir in diesem Jahr 2014 nicht nur der religiösen Ereignisse des Ostersonntages, der heuer (so wie übrigens auch relativ bald wieder im Jahre 2025, danach erst wieder im Jahre 2087 — nun, dieser Hinweis ist eher für die sehr jungen Leser dieses Blogs gedacht ...) auf den 20. April fällt, sondern auch des Geburtstages einer historisch nicht gerade unbedeutenden Persönlichkeit, welche beispielsweise gegen Frankreich im Feld eine hohe militärische Tapferkeitsauszeichnung errang.

Dennoch: wie vergänglich militärischer Ruhm ist, und wie wenig Tapferkeit im Verlauf der Geschichte zählt (die eher die Gefinkelten und Charakterlosen favorisiert, und ihnen posthum »staatsmännische« Qualitäten andichtet, wo sie doch meist bloß auf ihre Karriere bedachte Parteifunktionäre waren), das sieht man am Beispiel unseres am 20. April geborenen (hier weiterlesen).

Hotze? Natürlich befassen wir uns aus Anlaß seines halbrunden Geburtstages — näherhin der 275. Wiederkehr dieses — heute mit diesem! Oder haben Sie etwa an den da gedacht? Oder gar ...

Samstag, 19. April 2014

Gedanken zum Karsamstag: »... absterget Deus omnem lacrimam ...« (Fortsetzung)

Leider nötigte mich ein dringlicher »Hilferuf« meiner Frau (wir erwarten Gäste für morgen, und da ist manches vorzukehren ...), meine Arbeit am Artikel zu unterbrechen — und jetzt, wo ich sie wieder aufnehmen kann, ist bereits die Dunkelheit der Osternacht hereingezogen. Nun auch das paßt für die Betrachtungen über den Tod und die schalen Tröstungen nicht so schlecht ...

Der vor einigen Jahren verstorbene schwarzhumorige österreichische Chansonier Georg Kreisler hat 1971 in einer das Publikum geradezu verstörenden Nummer »Der Zweck der Kirche« deren einzige Aufgabe darin gesehen, für die Toten und für den Tod dazusein. 



Da waren keine verblüffenden Wortspiele, keine schmissig-schmalzig-falsche Melodik, sondern nur ein karger Dialog, der Abgründe ahnen ließ. Nun, Georg Kreisler wird inzwischen wissen, ob die Beschäftigung mit dem Tod notwendig, sinnvoll und wünschenwert ist. Oder eben nicht wissen (was auch Atheisten nicht wissen, sondern höchstens glauben können). Umso mehr verblüfft es mich in der praktischen Erfahrung mit Todesfällen, daß »die Kirche«, d.h. ihre Amtsträger, eigentlich meist nicht wirklich gerüstet sind für diesen »Todesfall«, und eher ein typischer Landarzt, der »sowas« nicht gerade routinemäßig (wie das Pflegepersonal eines Altersheimes), aber doch mit hinreichender Häufigkeit miterleben muß (und darf), einen gesunden Sinn dafür entwickelt, wie hier zunächst mit dem Sterbenden, und dann mit den Hinterbliebenen umzugehen ist. Wo ist hier also die erwartete »Expertise« der Kirche?

Ein älterer Herr Prälat gestand mir einst, er sei noch bei keinem einzigen Todesfall dabeigewesen (seine Eltern lebten damals, hochbetagt, noch), denn zur letzten Ölung werde man als Priester meist erst im letzten Moment, d.h. eigentlich zu spät gerufen (wenn überhaupt noch), und so beschränke sich seine praktische Erfahrung auf die Begräbnisse, die er, wie alle Priester seiner Stadt, "turnusweise" zugeteilt bekäme. Sieht so also der »Zweck der Kirche« aus — irgendwelche Riten bei Beerdigungen durchzuführen?

Als mich ein Todesfall in meiner nächsten Verwandtschaft betraf, erhielt ich ein Kondolenzschreiben eines lieben Bekannten (um einiges religiöser als ich gestimmt, noch wichtiger aber: in unseren häufigen Diskussionen mit einem untrüglichen Sinn für Ehrlichkeit und Seriosität in der Argumentation begabt), der mir schrieb:
In Situationen wie dieser wirken die meisten Worte schal; aber ich möchte Ihnen doch sagen, dass ich in den vergangenen Wochen oft an Sie gedacht habe.
Vor fünf Jahren, als erst mein Bruder, dann mein Vater und dann drei Freunde starben, habe ich mich manches Mal gefragt, ob der Glaube, den ich bekenne, eigentlich trägt; eine Antwort habe ich nicht gefunden — wir wissen ja wirklich nichts....
In der Tat: wir wissen nichts. Und es war tröstlicher für mich, dieses ehrliche Bekenntnis zu lesen, als eine vermeintlich tröstliche »Glaubensgewißheit« vorgesetzt zu bekommen, die ich entweder als konventionelle Floskel, oder als frommen Selbstbetrug ansehen müßte.

Denn auch nur mit ein wenig kritischem Verstand betrachtet, sind die gängigen Tröstungen in Wahrheit keine. Welche »Trost« soll mir eine Auferstehung Christi vermitteln, wenn mich ein schreckliches Geschick meiner Frau, meiner Eltern, meiner Kinder beraubt hat? Denn selbst wenn Christus auferstanden ist — verheißt es (außer in phantasievollen Konstruktionen paulinischer Theologie) etwa deshalb, daß auch der Tote, der mir als Lebender teuer war, aufersteht? Und wenn auch — was »tröstet« mich hic et nunc daran?

Und es tröstet noch weniger, wenn Tod und Auferstehung Christi — wie in der kirchlichen Theologie üblich — nicht als Symbol für ein gemeinsames Geschick (und eine gemeinsame Hoffnung) der Menschen dargestellt werden, sondern als historische Ereignisse, die, wären damals Kameras schon erfunden gewesen, von einem zufällig vorbeikommenden Photojournalisten aufgenommen hätten werden können. Was den Abstand (und damit die »Trostlosigkeit«) zwischen  »der ist auferstanden« und »die anderen bisher nicht« ins Unermeßliche steigert. 

Das letztliche Verstunmen der Kirche im Angesicht des Todes ist freilich keine Sonderheit — unsere ganze Gesellschaft tabuisiert das Sterben, den Tod in nie dagewesener Weise, und macht sich dabei nicht bewußt, welche Last sie damit jedem einzelnen aufbürdet, der daher jegliche Todeserfahrung erstmals ... am eigenen Leib erleben wird!

Wie geht nun einer der »traditionellen Widersacher« der Kirche, die Freimaurerei, mit dem Thema um? Im Schröder'schen Ritual wird nach der Vollziehung der Erhebung in den Meistergrad folgende »Erläuterung der Erhebung« verlesen:
Mein Bruder! Sie sind es gewohnt, unsere Bruderschaft symbolisch und allegorisch handeln zu sehen, und vermutlich erwarten Sie, mit neuen Symbolen und Allegorien bekannt gemacht zu wer­den. Der Tempel, an dem wir bauen, hat Stufen. Sie führen zur Erwerbung der Eigenschaften, die der Königlichen Kunst gemäß sind und ohne die man bei diesem Bau nicht als Meister angestellt werden kann.
Was Sie heute erfuhren, sollte Ihnen die Bedeutung dieses Schrittes verdeutlichen: es ist die Meisterschaft des Freimaurers, zu der Sie erhoben wurden. Sie ist die letzte und höchste Stufe der Freimaurerei und setzt das Bemühen des Freimaurers voraus, in allen Tugenden, die ihm eigen sein sollen, die größtmögliche Vollkommenheit zu erreichen.
Auf  Ihrer Wanderung trat Ihnen das düstere Bild des Todes entgegen. Des Meisters Stimme mahnte Sie dreimal, des Todes eingedenk zu sein. Nach der belebenden und freudvollen Arbeit im Kreise der Gesellen sollten Sie als Meister nun wieder auf sich selbst zurück­gewiesen und mit dem Gedanken bekannt gemacht werden, der dem menschlichen Streben das letzte Ziel setzt, den höchsten Grad der Läuterung: mit dem Gedanken an den Tod.
Erinnern Sie sich wohl: jäh wurde nach der Wanderung Ihr Auge uns zugewandt. Sie sahen uns in Trauer gehüllt und erblickten zu Ihren Füßen die Behausung des Todes. So tritt der Tod düster und freude­raubend in das bewegte Leben hinein und ruft uns gebieterisch zu: Bis hierher! Trauer über seine Härte und Unerbittlichkeit erfüllt unsere Seele. Weil der Tod uns plötzlich überraschen und unserem irdischen Streben ein Ziel setzen kann, muß der Meister mit ihm vertraut und auf ihn vor­bereitet sein.
Mit drei Schritten über den Sarg begaben Sie sich nach Osten, mein Bruder. Geburt, Leben und Tod sind die drei Schritte zum ewigen Dasein, von dem wir hoffen, daß es uns an das hier nicht erreich­bare Ziel der wahren Vollkommenheit bringen möge. Es ist unser Auftrag, uns hier soweit wie mög­lich diesem Ziele zu nähern. Die Erfüllung Ihrer Pflichten wird Ihnen nicht immer leicht ge­macht werden.
Machen Sie sich auf schmerzhafte Erfahrungen gefaßt. Der Meister muß bereit sein, auch den Tod ob seiner Meisterpflicht auf sich zu nehmen. Um diese Lehre sich zu eigen zu machen, mußten Sie selbst handeln und gleichsam den Tod Hirams an sich selbst erdulden. Sie wurden Hirams lebendi­ger Sohn! Denn Sohn heißt Nachfolger, Fortsetzer des Werks; dazu wurden Sie bei Ihrer Auf­hebung durch das gesprochene Wort feierlich erklärt. Auch Sie sollen Ihr Leben nicht achten, wenn Ihre Pflicht und die Sorge fur Ihre Brüder es von Ihnen als notwendiges Opfer fordern.
Aber auch unsere Hoffnungen deutete die allegorische Handlung an. Statt des Erschlagenen wurde ein Lebender aufgehoben. Ein neuer Meister tritt an Hirams Platz, zwar noch nicht fähig, ihn uns zu ersetzen, aber bereit, es mit Eifer dahin zu bringen.
Durch seinen Baumeister Hiram ließ Salomo den Arbeitern ihre Plätze und ihren Lohn beim Tempelbau anweisen. So auch sind jedem Menschen in dieser sichtbaren Welt sein Wirkungskreis und der äußere Lohn seiner Arbeit bestimmt. Aber stolzes Selbstvertrauen, Dünkel, Selbstsucht und Mißgunst, ungebändigte Genußsucht stören die Ordnung der Natur und wollen gelten und wirken, was sie nicht können und sollen. Die Gesellen forderten ohne Recht das Wort und den Lohn der Meister. Drei Aufrührer gaben der Menschenwürde drei Todesstoße. Durch sie warden Wahrheit, Recht und Bruderliebe verletzt. Das Verbrechen siegte über den Gerechten. Sollten wir mutlos werden, weil es zuweilen siegt?
Ein neues Meisterwort tritt an die Stelle des vielleicht verratenen, also für verloren erachteten: eine neue Verbindung der Edlen entsteht und wird tätig.
Ihre Aufhebung, mein Bruder, geschah nach zwei vergeblichen Ver­suchen. Denn jeder Zweck wird verfehlt, werden die unrechten Mittel dazu angewendet. Aber sie gelang durch die fünf Meister­punkte. Keine Schwierigkeiten sollen uns abschrecken, über Vor­urteil und Laster die Übermacht zu erringen. Unsere Schwäche, Mißtrauen in eigene Kräfte, Furcht vor dem Ausgänge halten uns vom Kampf gegen das Böse oft ab. Aber wir finden Freunde, die uns Mut einflößen, die uns ihren Bei­stand widmen, mit uns Hand an das Werk legen, und wir erheben uns in schöner Menschen­würde, tätig zu sein mit unseren Brüdern.
So wurden Sie erhoben: Fuß gegen Fuß und Knie gegen Knie ist unser Widerstand nur einer. Hand in Hand: Wir wirken gemeinschaftlich; wo des Einen Kraft nicht ausreicht, da soll die Hand des Bruders ihn unterstützen. Brust an Brust, den Arm um den Nacken des Bruders, trennt keine Gewalt die fest Vereinten. Der Bund ist unauflöslich geschlossen. Die Meistertugenden bestehen in Rein­heit des Herzens, Wahrheit in Worten, Besonnenheit in Handlungen, Unerschrockenheit bei unver­meid­lichen Übeln und in unermüdetem Eifer, überall das Gute zu schaffen und zu fördern.
Beweisen Sie, mein Bruder, wie Hiram meisterliche Standhaftigkeit und Seelen­größe im Unglück und in Gefahren, und lassen Sie sich durch nichts von dem Pfade der Pflicht, der Wahrheit und Gerechtigkeit ablenken.
Gehen Sie von nun an den Gesellen und Lehrlingen sowohl in Treue und Eifer für den Bund als auch in der Erfüllung aller maurerischen Tugenden voran! Und der edelste Lohn harrt Ihrer: ein gutes Gewissen. Hören Sie auch als Meister nicht auf, sich selbst zu prüfen und mehr und mehr zu erkennen. Seien Sie ein Meister unter uns in der Tat und in der Wahrheit.
Der große Baumeister segne Ihren heutigen Schritt und lasse ihn heilsam sein für Sie und unseren Bund!
Ein eindrucksvoller Text, wird jeder bestätigen, der nicht schon beim Wort »Freimaurer« Schaum vor dem Mund stehen hat! Wenn man den »Jargon« der Maurerei wegläßt, also die Verweise auf den Tempelbau und die Hirams-Legende (in all ihrer rätselhaften Schönheit), die Mahnung zur Pflege der »maurerischen Tugenden« (in der Realität oft nur Lippenbekenntnisse, oft nicht einmal das!) etc. — was bleibt dann? Was bleibt, ist sicher der Gedanke eines helfend zur Seite stehenden Bundes von Gleichgesinnten, also: der Freundschaft.

Und hier darf ich den Schluß jenes Kondolenzschreibens nachtragen, der mich damals tief berührt hat:
[wir wissen ja wirklich nichts....] Aber  d i e s  meine ich doch zu wissen: dass Freundschaft eines der wenigen Dinge ist, für die es sich zu leben lohnt. Und die so unwahrscheinliche Freundschaft mit Ihnen zählt ausdrücklich dazu.
 Ostern als »Fest der Freundschaft«? — ein aufs erste Hinsehen ungewohnter Gedanke ... und doch: »Vos autem dixi amicos« (Jo 15,15) läßt das Johannes-Evangelium Jesus in seinen Abschiedsworten vor der Passion sprechen. Eine Freundschaft, die darauf beruhe, daß Jesus alles, was er von Vater erfahren, auch uns mitgeteilt habe. Ein Gedanke übrigens — und das wird die nicht-religiöse Fraktion meiner Leser erfreuen — den (zwar völlig anders, doch nicht unvergleichbar) schon Epikur in seinem berühmten Zitat »Die Freundschaft umtanzt den Erdenkreis, uns allen verkündend, daß wir zum Glück erwachen sollen« äußerte.

Also bitteschön! Karsamstag, Kreisler, dann Freundschaft, die Freimaurer und jetzt noch Epikur! Wohin soll das noch führen ...! Lassen wir's also genug sein! Und bevor ich in die Osternacht aufbreche, daher in diesem Sinne:


Gesegnete Ostern!

Gedanken zum Karsamstag: »... absterget Deus omnem lacrimam ab oculis eorum : et mors ultra non erit ...«

Die »abenteuererprobten« Leser dieses Blogs, die hier eine bunte Palette von Themen finden — von politisch unkorrekten Ätzereien über Politik, Gesellschaft und Medien, über Anmerkungen zu unserem Wirtschafts- und Finanzsystem, bis hin zu kulturellen und philosophisch-weltanschaulichen Themen — werden sich vielleicht verwundert die Augen reiben: jetzt also macht LePenseur auch noch in Religion? Und da eine nicht unbeträchtliche Zahl der Leser dieses Blogs von diversen »katholischen« Seiten auf diesen Blog gelangen, ist das Risiko, hier in der gewohnten Direktheit eigenständige Gedanken zu äußern, nicht zu vernachlässigen. Andererseits — was riskiere ich denn wirklich? Weniger Zugriffe, weil einige Zeloten mir Rache schwören und mich aus ihrer Linkliste streichen. Nun, soll sein — wer nur deshalb diesen Blog besucht, weil er sich hier in seinen Ansichten nicht gestört fühlt, ist vielleicht ohnehin woanders besser bedient ...

Karsamstag ist für viele ein irgendwie eigenartiger, ein im wahrsten Sinne des Wortes »toter« Tag. Am Gründonnerstag erinnert man sich des Abends an das letzte Abendmahl, am Karfreitag wird die Passion gelesen (full action, sozusagen), da werden die großen Fürbitten angestimmt (mit je nach Ritus unterschiedlicher Akzentuierung der Juden) und wird das Kreuz verehrt und (regional verschieden stark ausgeprägt) geküßt, und eine Hostie ins »Heilige Grab« transferiert — wenigstens bei »uns« Katholen, wie's bei den Protestanten aussieht, weiß ich nicht wirklich, aber tendenziell mögen die irgendwelche Fürbitten oder gar, horribile dictu, die Aufbewahrung von Hostien (egal wo) ja nicht so recht ... Und in der Osternacht und den folgenden Tagen gibt es wieder ein Thema, das in der Liturgie wie auch in mehr oder weniger gelungenen Predigten ausgewalzt wird: Auferstehung. Heute, am Karsamstag hingegen »passiert« ... ... nix.

Und im Grunde »paßt« auch das Zitat aus der Apokalyse für diesen Artikel nicht so recht: denn an diesem Tag werden keine Tränen getrocknet, und daß der Tod nicht mehr sein werde, kann heute auch keiner ernstlich behaupten. Und dennoch: wie kaum ein anderer Tag im Kirchenjahr ist der Karsamstag geeignet, über den Tod nachzudenken.

Wer — wie ich — in einem Alter steht, wo er zwar dem Tod (hoffentlich!) noch nicht ins Auge blickt, aber doch nur zu deutlich fühlt: »Die Einschläge kommen näher«, wird von der offiziellen Kirchenlehre zu diesem Thema nicht gerade angetan sein. Zu glatt, zu harmlos wird das alles »in die Auferstehung Jesu Christi« integriert, perlen billige Floskeln vom Todesleiden Christi, in dessen Geheimnis wir »hineingenommen« und »erlöst« sind, von den Lippen professioneller Theologen. Der alte lateinische (»tridentinische«) Ritus konnte das zwar auch schon ganz gut, gepfeffert mit ein paar sadomasochistischen Zuchtruten (man lese bloß mal das »Dies iræ«!), aber die nachkonziliare Behübschungstheologie tat noch ein übriges und ergeht sich mittlerweile großteils in einem unklaren Wortgeschwurbel, das für mich v.a. eines verrät: die totale Hilflosigkeit, mit diesem Thema umzugehen.

Irgendwie überrascht das: gerade eine Kirche, für die die Begriffe »Tod« und »Auferstehung« so zentrale Fixpunkte ihrer Lehre darstellen, bringt es heute in ihrer faktischen Vermittlung nicht wirklich zuwege, den Ernst des ersteren und die Hoffnung des zweiteren überzeugend darzulegen. Wer in ein altes (»tridentinisches«) Brevier blickt, wird in der Matutin, also der (der Theorie nach:  nächtlichen) Lesehore neun, durchaus ungeschminkt das Grauen des Todes atmende Lesungen aus dem Buch Hiob finden, begleitet von ebensovielen Psalmen, die nicht gerade trostreich das Thema paraphrasieren. Der »alte« Ritus war in seinem düsteren Schwarz zwar nicht besonders geeignet, den Hinterbliebenen Trost zu spenden — aber er ging wenigstens ernsthaft mit einem Thema um, dem man durch pseudo-tröstliche Behübschung nicht gerecht wird.

(wird fortgesetzt)

Freitag, 18. April 2014

Sieben Letzte Worte

»Die Manipulation der Medien«

... betitelt Andreas Unterberger, etwas irreführend, einen völlig klaren Artikel: denn es geht darin nicht um die »Manipulation der Medien«, sondern um die »Manipulation durch die Medien«. Alles nicht neu, aber dennoch lesenswert!

Gabriel García Márquez

... ist in seinem 87. Lebensjahr in seinem Haus in Mexico City gestern (also für uns in Mitteleuropa vermutlich schon: heute) gestorben. Der Erzähler barock ausufernder Geschichten hätte sich in der Tat kaum einen bezeichnenderen Zeitpunkt dafür aussuchen können, als jenen, in dem die Kirche in aller Welt der Nacht der Passion, zwischen dem Abend des Gründonnerstages und der Dramatik der Kreuzigung am Karfreitag, gedenkt.

Wer García Márquez war, das wissen die Leser dieses Blogs sicherlich gut genug (und wenn nicht, so werden es ihnen die Nachrufe der heutigen und morgigen Tageszeitungen erklären), und hier jetzt quasi eine »Chronik nach einem unangekündigten Tod« zu schreiben, ist nicht meine Absicht.

Auch auf die durchaus interessanten Brüche in seinem Leben, auch auf die Problematik seines mannigfachen politischen Engagements (das ihm u.a. die zweifelhaften Ehre einbrachte, von seinem langjährigen Freund und ebenso anerkannten Schriftstellerkollegen Mario Vargas Llosa als »Castros Höfling« bezeichnet zu werden) sei hier nicht eingegangen.

Nur einige Worte aus der Erinnerung an die durchaus vergnügliche Lektüre seiner »Liebe in den Zeiten der Cholera«, ein Roman von wildwuchernder Fülle und üppig ausgemalten Szenen und Charakteren, in dem man sich buchstäblich »verlieren« kann. Passagenweise wünschte ich mir, der Autor (oder sein Lektorat) wäre etwas kritischer mit Zeitangaben und Plausibilitätsprüfungen bei Handlungsabläufen vorgegangen — doch sind das nicht peccata minora in einem so lebenssaftig strotzenden Werk Literatur?

Wie hier sich die Persönlichkeiten der eigenwilligen Fermina Daza und ihres Jugend- und Alters-Geliebten Florentino Ariza entwickeln, wird auf ebenso bezwingende, wie  überraschungsreiche Weise dargestellt, nur bei der Person des »Dritten im Bunde«, des Ehemannes von Fermina, Dr. Juvenal Urbino, hätte ich mir ein wenig mehr Kontur und Kolorit gewünscht — das der Autor im pastosen Auftrag bei den beiden anderen Figuren dafür hätte ein wenig einsparen können. Dennoch ist dieser so auslandend opulent über die Jahrzehnte dahinfließendene Roman mein Lieblingswerk in García Márquez' Schaffen geblieben.

García Márquez hinterläßt uns ein umfangreiches Gesamtwerk, dessen »große« Titel (»Hundert Jahre Einsamkeit«, natürlich, das seinen internationalen Ruhm begründete, das damit zusammenhängende Werk »Chronik eines angekündigten Todes«, aber eben auch »Die Liebe in den Zeiten der Cholera« und der phantastisch-verrätselte, bisweilen leider politisch allzu plakative »Herbst des Patriarchen«) sicherlich noch weiterhin die Literaturgeschichte, und nicht bloß seines Kulturkreises, beeinflussen werden.

Requiescat in pace.


Donnerstag, 17. April 2014

»Bürger, die in einem System leben, das man demokratisch nennt ...«

Ein bemerkenswerter Nebensatz eines überaus bemerkenswerten, langen Interviews, auf das mich ein Kommentarposter hinwies:


Sehenswert: und wie! Nachdenkenswert: aber natürlich! Beherzigenswert: keine Frage! ... Aber wer von der Journaille wird wird es beherzigen, wer von denen wird auch nur nachdenken, wer wird es auch nur ansehen ...?

Passend zur Karwoche

... bringt »Zettels Raum« einen etwas »hintergründigen« Artikel über ... na — lesen Sie doch einfach selbst!

Über den »Volkswillen«

... und was darunter zu verstehen wäre, bzw. nach Ansicht unserer p.t. Meinungsmacher verstanden werden darf, denkt der verdienstvolle Nachrichten- und Satireblog »Politplatschquatsch« in einem lesenswerten Artikel nach:

Im Jahr 1953 begann in der damaligen DDR eine Folge von heute "Volksaufstand" genannten Unruhen, in denen sich die seit langem aufgestaute Unzufriedenheit mit den allgemeinen Lebensumständen und der Politik der SED-Führung entludt. In zahlreichen Städten und Gemeinden kam es zu Arbeitsniederlegungen, Warnstreiks und Demonstrationszügen, Gefängnisse wurden erobert und Rathäuser besetzt.
Während Zeitungen und Fernsehsender im Westen die Aktionen als "Aufstand" unterdrückter Volksmassen beschrieben, war für die ostdeutsche Seite klar, dass es sich um bezahlte Provokateure handeln musste. [...]

Hatte die westliche Seite die Proteste in Kiew noch als Aufstand einer unzufriedenen Bevölkerung gegen ein korruptes und europafeindliches Regime gefeiert, bevorzugen die Leitmedien in EU und Nato bei den Protesten in der Ostukraine die Lesart des "Neuen Deutschland" von 1953: Moskau sei im Begriff, das Gebiet durch "bezahlte Provokateure" destabilisieren zu lassen, um anschließend dort einmarschieren zu können, berichtet die "Welt".
Einen "Volkswillen" gibt es nach einhelliger Auffassung aller westlichen Berichterstatter in der Ostukraine derzeit überhaupt nicht, ganz im Gegensatz zur Westukraine, wo das Volk die Macht übernommen hat und endlich selbstbestimmt lebt. Die Menschen in Donezk und Charkow dagegen sind ausschließlich Subjekte, ferngesteuert und missbraucht. Was dort geschieht, geschieht ausschließlich, weil es von Putin so angeordnet worden ist. Die Bevölkerung distanzierte sich von den Provokateuren und ihren verbrecherischen Handlungen, heißt es.  [...]
Man kann natürlich die Sache auch sehr einfach sehen — bspw. so, wie die »Neue Zürcher Zeitung«, die gestern kurz und bündig konstatierte:

Putins Propaganda

Das Lügen-Karussell dreht immer schneller

Die Gleichschaltung der russischen Medien ist kein neues Phänomen. Aber mit der Ukraine-Krise dreht sich Wladimir Putins Lügen-Karussell immer schneller. Die Nuklearmacht Russland wird dadurch immer unberechenbarer.
Eigentlich sollte es Putin schon lange wissen. Der Menschenrechtler Sergei Kowaljew hatte es ihm nach den gefälschten Parlamentswahlen 2007 in einem offenen Brief geschrieben: «Aus Betrügerei entsteht nur neue Betrügerei.» Kowaljew warnte den russischen Präsidenten und seine Entourage eindringlich: «Ihr müsst lügen, sonst fällt euer System zusammen.»
Na klar, weil Putin und seine Partei ja nie und nimmer von einer Mehrheit der Russen gewählt worden wäre, sondern ... na, wer denn überhaupt? Hat die NZZ, hat der »Menschenrechtler Sergei Kowaljew« darüber überhaupt nachgedacht? Der Kommentarposter Bernhard Kammel gibt auf die NZZ-Suada mit feiner Ironie die richtige Antwort:
... wie froh bin ich, dass unsere Medien hier so viele Aspekte der komplexen Vorgänge aufzeigen und investigativen Journalismus von Washington über Brüssel bis hin zu den kleinsten Städten am Donbas betreiben. Wir bekommen stets ein differenziertes Bild ohne Vorurteile aufgrund einer geprüften Faktenlage und keine einseitigen Informationen. Dazu werden uns auch die Sichtweisen aller Akteure anhand von Reportagen und Interviews vor Ort gezeigt. Niemals schreiben unsere Medien gleichlautende Artikel und sind allen Anschuldigungen gegenüber äußerst skeptisch.
Touché!


Mittwoch, 16. April 2014

»Zu groß ist das Angebot an rosaroten Faserschmeichlern«

... meint Andreas Tögel in einem — mit Gewinn durchaus nicht nur für Österreicher lesenswerten — Gastkommentar auf »Unterbergers Tagebuch«:
Andreas Mölzer ist Geschichte. Zumindest in seiner Funktion als Abgeordneter der Freiheitlichen im Europaparlament. Mitleidsadressen sind unangebracht. Als lang gedienter Funktionär einer außerhalb des sozialdemokratischen Hauptstroms stehenden politischen Gruppierung weiß er, dass er unter argwöhnischer Dauerbeobachtung steht.

Während Linke Narrenfreiheit genießen und ungestraft von sich geben dürfen, wonach immer ihnen gerade ist, müssen Rechte eben peinlich genau auf jedes ihrer Worte achten. Das ist eben so. Dieses Prinzip hat er nicht beachtet. Nach einem Vergleich der EU mit dem NS-Regime (merke: Nazivergleiche sind ausschließlich dann statthaft, wenn sie von den Guten angestellt werden und keinesfalls, wenn es dabei um die geheiligte Eurokratie geht!) und einem ebenso sinnfreien wie unbeholfenen Sager („Die EU wird zum Negerkonglomerat“), der von selbsternannten Tugendwächtern als „rassistisch“ gewertet wird, hat er nun – mit einiger Verzögerung – sein Mandat zurückgelegt.
Mölzer muß einem einerseits nicht leidtun — als langgedienter EU-Mandatar fällt er weich —, aber andererseits doch, denn ein »Vertrauensverlust« seitens jener Partei, die er über Jahrzehnte geistig mitgestaltet hat, der v.a. daraus resultiert, daß sich die FPÖ offenbar entschlossen hat, ihn der PC-Meute lieber zum Fraß vorzuwerfen, als einen »Rassismus«-Vorwurf zu riskieren, muß ihn tief schmerzen. Nochmehr freilich muß dieser Vorgang all jene schmerzen, die nun leider nur mehr die Wahl zwischen aussichtslosen Spinner-Kleinpartei und dem sozialistischen Mainstream (bestenfalls ornamental verschiedener Flügel) der EU-Einheitspartei haben. Tögel hat leider völlig recht, wenn er schreibt:
Das Signal, dass die politische Korrektheit („solche Aussagen haben in unserer Partei keinen Platz“) ab sofort auch die freiheitliche Politik bestimmen wird, ist deprimierend. Nicht, weil „rassistische“ oder anderweitig neben dem Hauptstrom liegende Äußerungen zu begrüßen wären. Ganz und gar nicht. Sondern einfach deshalb, weil Nivellierung und Gleichschaltung den Tod der Freiheit bedeuten. Wie heißt die Voltaire zugeschriebene Formulierung: „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen." Damit ist es nun endgültig vorbei – verheerend! Dass die über die Deutungshoheit verfügenden Dressureliten alles daran setzen, jeden Abweichler zu kriminalisieren und/oder mundtot zu machen, ist nicht neu. Dass dieser totalitäre Ungeist nun auch bei denen angekommen ist, die den Begriff „Freiheit“ sogar in ihrem Parteinamen führen, lässt sämtliche Alarmglocken schrillen!
Wie wahr ...

»The Red Line and the Rat Line«

... betitelt sich ein hochinteressanter Artikel von Seymour M. Hersh auf »London Review of Books«, der in höchst informativer Weise das Spiel mit dem Feuer, das seitens Backaromas US-Administration im Zusammenwirken (und in Konkurrenz) mit dem GröTAZ hinsichtlich des Syrien-Konflikts betrieben wurde und wird:
In 2011 Barack Obama led an allied military intervention in Libya without consulting the US Congress. Last August, after the sarin attack on the Damascus suburb of Ghouta, he was ready to launch an allied air strike, this time to punish the Syrian government for allegedly crossing the ‘red line’ he had set in 2012 on the use of chemical weapons.

Then with less than two days to go before the planned strike, he announced that he would seek congressional approval for the intervention. The strike was postponed as Congress prepared for hearings, and subsequently cancelled when Obama accepted Assad’s offer to relinquish his chemical arsenal in a deal brokered by Russia. Why did Obama delay and then relent on Syria when he was not shy about rushing into Libya? The answer lies in a clash between those in the administration who were committed to enforcing the red line, and military leaders who thought that going to war was both unjustified and potentially disastrous.

Obama’s change of mind had its origins at Porton Down, the defence laboratory in Wiltshire. British intelligence had obtained a sample of the sarin used in the 21 August attack and analysis demonstrated that the gas used didn’t match the batches known to exist in the Syrian army’s chemical weapons arsenal.
(Hier weiterlesen)
Fürwahr starker Tobak, was hier zu lesen ist! Und etwas, was man auch bei der aktuell kochenden Ukraine-Krise im Hinterkopf immer mitberücksichtigen sollte. Die Wahrheit ist sicherlich nicht das, was uns die Systemmedien im Auftrag des Military Industrial Complex und seiner Regierungen auf den Bildschirm zaubern — nun, das wissen wir alle schon längst. Aber so sehr nicht das — das hätte sich der eine oder andere wohl auch nicht träumen lassen ...

Tempora mutantur

... nos et mutamur in illis. Haben wir schon (sofern noch Latein war) in der Schule gelernt. Und wenn schon nicht wir uns ändern (trotz der bloß »sozialen Konstrukte« wie z.B. beim Unterschied zwischen Mann und Frau, an deren Beseitigung die Gender»forschung« ebenso emsig wie vergeblich arbeitet), so ändern sich doch die Ansichten unserer Klima»forscher« über die nicht ganz uninteressante Frage, ob demnächst die große Hitze oder die große Kälte kommt. 

Irgendwie scheinen ja auch Wissenschaftstrends einen gewissen Schweinezyklus zu unterliegen: in den (nach eigener Erinnerung) saukalten 70er Jahren mit strengen Wintern (der »Jahrhundertsommer«, ich glaube 1976, machte das Kraut nicht fett) lag die nächste Eiszeit stark im Trend, wie sich aus dieser Linksammlung (Quelle) ersehen läßt:
1970 – Colder Winters Held Dawn of New Ice Age – Scientists See Ice Age In the Future(The Washington Post, January 11, 1970)
1970 – Is Mankind Manufacturing a New Ice Age for Itself? (L.A. Times, January 15, 1970)
1970 – New Ice Age May Descend On Man (Sumter Daily Item, January 26, 1970)
1970 – Pollution Prospect A Chilling One (Owosso Argus-Press, January 26, 1970)
1970 – Pollution’s 2-way ‘Freeze’ On Society (Middlesboro Daily News, January 28, 1970)
1970 – Cold Facts About Pollution (The Southeast Missourian, January 29, 1970)
1970 – Pollution Could Cause Ice Age, Agency Reports (St. Petersburg Times, March 4, 1970)
1970 – Pollution Called Ice Age Threat (St. Petersburg Times, June 26, 1970)
1970 – Dirt Will .Bring New Ice Age (The Sydney Morning Herald, October 19, 1970)
1971 – Ice Age Refugee Dies Underground (The Montreal Gazette, Febuary 17, 1971)
1971 – U.S. Scientist Sees New Ice Age Coming (The Washington Post, July 9, 1971)
1971 – Ice Age Around the Corner (Chicago Tribune, July 10, 1971)
1971 – New Ice Age Coming – It’s Already Getting Colder (L.A. Times, October 24, 1971)
1971 – Another Ice Age? Pollution Blocking Sunlight (The Day, November 1, 1971)
1971 – Air Pollution Could Bring An Ice Age (Harlan Daily Enterprise, November 4, 1971)
1972 – Air pollution may cause ice age (Free-Lance Star, February 3, 1972)
1972 – Scientist Says New ice Age Coming (The Ledger, February 13, 1972)
1972 – Scientist predicts new ice age (Free-Lance Star, September 11, 1972)
1972 – British expert on Climate Change says Says New Ice Age Creeping Over Northern Hemisphere (Lewiston Evening Journal, September 11, 1972)
1972 – Climate Seen Cooling For Return Of Ice Age (Portsmouth Times, ‎September 11, 1972‎)
1972 – New Ice Age Slipping Over North (Press-Courier, September 11, 1972)
1972 – Ice Age Begins A New Assault In North (The Age, September 12, 1972)
1972 – Weather To Get Colder (Montreal Gazette, ‎September 12, 1972‎)
1972 – British climate expert predicts new Ice Age (The Christian Science Monitor, September 23, 1972)
1972 – Scientist Sees Chilling Signs of New Ice Age (L.A. Times, September 24, 1972)
1972 – Science: Another Ice Age? (Time Magazine, November 13, 1972)
1973 – The Ice Age Cometh (The Saturday Review, March 24, 1973)
1973 – Weather-watchers think another ice age may be on the way (The Christian Science Monitor, December 11, 1973)
1974 – New evidence indicates ice age here (Eugene Register-Guard, May 29, 1974)
1974 – Another Ice Age? (Time Magazine, June 24, 1974)
1974 – 2 Scientists Think ‘Little’ Ice Age Near (The Hartford Courant, August 11, 1974)
1974 – Ice Age, worse food crisis seen (The Chicago Tribune, October 30, 1974)
1974 – Believes Pollution Could Bring On Ice Age(Ludington Daily News, December 4, 1974)
1974 – Pollution Could Spur Ice Age, Nasa Says (Beaver Country Times, ‎December 4, 1974‎)
1974 – Air Pollution May Trigger Ice Age, Scientists Feel (The Telegraph, ‎December 5, 1974‎)
1974 – More Air Pollution Could Trigger Ice Age Disaster (Daily Sentinel – ‎December 5, 1974‎)
1974 – Scientists Fear Smog Could Cause Ice Age (Milwaukee Journal, December 5, 1974)
1975 – Climate Changes Called Ominous (The New York Times, January 19, 1975)
1975 – Climate Change: Chilling Possibilities (Science News, March 1, 1975)
1975 – B-r-r-r-r: New Ice Age on way soon? (The Chicago Tribune, March 2, 1975)
1975 – Cooling Trends Arouse Fear That New Ice Age Coming (Eugene Register-Guard, ‎March 2, 1975‎)
1975 – Is Another Ice Age Due? Arctic Ice Expands In Last Decade (Youngstown Vindicator – ‎March 2, 1975‎)
1975 – Is Earth Headed For Another Ice Age? (Reading Eagle, March 2, 1975)
1975 – New Ice Age Dawning? Significant Shift In Climate Seen (Times Daily, ‎March 2, 1975‎)
1975 – There’s Troublesome Weather Ahead (Tri City Herald, ‎March 2, 1975‎)
1975 – Is Earth Doomed To Live Through Another Ice Age? (The Robesonian, ‎March 3, 1975‎)
1975 – The Ice Age cometh: the system that controls our climate (The Chicago Tribune, April 13, 1975)
1975 – The Cooling World (Newsweek, April 28, 1975)
1975 – Scientists Ask Why World Climate Is Changing; Major Cooling May Be Ahead (PDF) (The New York Times, May 21, 1975)
1975 – In the Grip of a New Ice Age? (International Wildlife, July-August, 1975)
1975 – Oil Spill Could Cause New Ice Age (Milwaukee Journal, December 11, 1975)
1976 – The Cooling: Has the Next Ice Age Already Begun? [Book] (Lowell Ponte, 1976)
1977 – Blizzard – What Happens if it Doesn’t Stop? [Book] (George Stone, 1977)
1977 – The Weather Conspiracy: The Coming of the New Ice Age [Book] (The Impact Team, 1977)
1976 – Worrisome CIA Report; Even U.S. Farms May be Hit by Cooling Trend (U.S. News & World Report, May 31, 1976)
1977 – The Big Freeze (Time Magazine, January 31, 1977)
1977 – We Will Freeze in the Dark (Capital Cities Communications Documentary, Host: Nancy Dickerson, April 12, 1977)
1978 – The New Ice Age [Book] (Henry Gilfond, 1978)
1978 – Little Ice Age: Severe winters and cool summers ahead (Calgary Herald, January 10, 1978)
1978 – Winters Will Get Colder, ‘we’re Entering Little Ice Age’ (Ellensburg Daily Record, January 10, 1978)
1978 – Geologist Says Winters Getting Colder (Middlesboro Daily News, January 16, 1978)
1978 – It’s Going To Get Colder (Boca Raton News, ‎January 17, 1978‎)
1978 – Believe new ice age is coming (The Bryan Times, March 31, 1978)
1978 – The Coming Ice Age (In Search Of TV Show, Season 2, Episode 23, Host: Leonard Nimoy, May 1978)
1978 – An Ice Age Is Coming Weather Expert Fears (Milwaukee Sentinel, November 17, 1978)
1979 – A Choice of Catastrophes – The Disasters That Threaten Our World [Book] (Isaac Asimov, 1979)
1979 – Get Ready to Freeze (Spokane Daily Chronicle, October 12, 1979)
1979 – New ice age almost upon us? (The Christian Science Monitor, November 14, 1979)
In den 90er-Jahren hingegen mit milden Wintern sowie teils verregneten, teils dafür aber sehr heißen Sommern — begann der bis dato noch immer grasierende Global-Warming-Wahnwitz, zu dem ich mir Linkhinweise erspare, da dies in die zehntausende gehen würde.

Die Hoffnung, daß die Menschen einmal zur Kenntnis nehmen möchten, daß sich das »Klima« immer geändert hat, und wir Menschen darauf nur einen höchst überschaubaren Einfluß nehmen können, stirbt zuletzt. Offenbar geht es uns einfach immer noch zu gut, als daß wir uns statt wirklicher Sorgen — bspw. ob die im Jahr 2030 fälligen Pensionsansprüche nicht längst zum an-die-Wand-kleistern sind, oder ob wir dank hiesiger Abtreibungsraten + Masseneinwanderung aus Nordafrika und dem Nahen Osten bis dahin nicht schon zur einflußlosen Minderheit im eigenen Land marginalisiert wurden — lieber Pseudo-Sorgen über angebliche »Klimaziele« des Jahres 2100 machen.

Doch offensichtlich verdienen über Staatssubventionen, Forschungsaufträge, Kontrollinstitutionen mit vielen, vielen Dienstposten (wo man wunderbar Günstlinge unterbringen kann) mittlerweile eine derartige Menge von Menschen an dieser Pseudo-Sorgenmacherei, daß es schlicht politischer Selbstmord wäre, dagegen aufzutreten. Und da Politiker ausgesprochen nicht-suicidal veranlagt sind, werden sie's daher lassen.

Der Wahnsinn wird, wenn überhaupt, dann höchstens beim »großen Reset« enden ...