Bei der EU-»Parlaments«-Wahl geht es bekanntlich darum, irgendwo bei einer der Systemparteien ein X hinzumalen. Das zu tun, ist zwar nicht ungebräuchlich, aber ziemlicher Schwachsinn. Dieser kann aber noch locker getoppt werden, wie man sieht:
Eine Professorin an der Berliner Humboldt-Universität möchte mit einer kleinen Wortänderung traditionelle Geschlechterrollen in der Sprache aufbrechen. Häufig fühlten sich Studierende diskriminiert, weil sie als «Herr» oder «Frau» angesprochen würden, sagte Lann Hornscheidt der dpa. Die Wissenschaftlerin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien schlägt vor, etwa von «Professx» statt von «Professor» oder «Professorin» zu sprechen. Die neutralen Endungen entfernten den Zwang, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen.(Quelle)
Das »Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien« ist vermutlich — jetzt mal ganz brutal diskriminatorisch gesagt — ein Schwesterinstitut zum gestern aus dem Regierungs-Desinformations-Gletscher ausgeaperten »Zentrum für Verifikationsaufgaben«. Nur so eine Vermutung ...
Aber nicht nur einen Studenten als »Herr Sowieso« anzureden, ist diskriminierend, weil man ja nie wissen kann, ob er sich nicht längst ingeheim »Chelsea« nennt und aufs Damenklo pinkeln geht, sondern es gibt noch schärfere Diskriminierungen — zB talentierte Studenten zu unterstützen, statt untalentierter. Der »Spiegel« berichtet — merklich erschüttert — erschreckliche Details:
Wie finden Unis die größten Talente in den Studentenmassen? Sie führen Dekanslisten ein: Wer drauf steht, bekommt mehr Zeit mit dem Prof, Job-Kontakte und eine Urkunde. Experten sind empört, dass ausgerechnet die Stärksten gefördert werden.Schon als Professor Dr. Werner Mellis Inhaber eines Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik war, hat er sich einmal im Semester eine Liste geben lassen. Darauf zu lesen: Die Namen der besten Studierenden seines Faches. Nach dem Vordiplom sollten diese besonders intensiv gefördert werden und von Kontakten zu Unternehmen profitieren. Als Mellis 2009 Studiendekan an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität zu Köln wurde, hat er das Prinzip auf die gesamte Fakultät übertragen. Seitdem gibt es dort eine Dekansliste (Dean's List). Sie vereint die Besten eines Jahres.[...]
Die Idee hinter der Dekansliste: Die prämierten Studenten sollen angespornt werden, exzellente Noten zu schreiben. Sie sollen ein Vorbild sein für die anderen und diese im Idealfall mitziehen. "Das Wichtigste ist, dass die Studierenden sehen, dass uns Leistung wichtig ist", sagt Mellis. Es sei nämlich so, "dass viele herausragende Studenten gar nicht wissen, dass sie zu den Besten gehören".[...]Aber nicht nur Zeit und Gehör erhalten die besten Studierenden. An einigen Hochschulen werden sie für Stipendien vorgeschlagen. Sie werden zu Veranstaltungen von Unternehmen eingeladen, bekommen teils exklusive Praktika vermittelt oder Jobangebote von Firmen. Für die Elitenforscherin Prof. Dr. Ursula Hoffmann-Lange von der Universität Bamberg erschließt sich der Sinn der Dean's List nicht so recht. "Die Überflieger wissen sowieso, dass sie die Besten sind", sagt sie, "und es ist nicht sinnvoll, dass ausgerechnet diejenigen mehr Zeit und Zuwendung bekommen, die es am wenigsten nötig haben." Die Politikwissenschaftlerin sieht grundsätzlich das Problem, dass unter der Eliteförderung - die sie als nötig erachtet - die Breitenförderung leide.
Na klar — nicht nur Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt, sondern Deutschlands Wissenschaft durch den Nobelpreis für alle »Studierenden« (oder besser: »Studierx«?).
LePenseur gibt offen zu, nicht unbedingt zur ausgewiesen allerersten Riege der Althistoriker zu zählen, meint aber doch, ein bisserl eine Ahnung über die Geschichte der spätantiken Dekadenzperiode zu haben. Und da kommt ihm manches, was da heute so abläuft, nicht ganz unbekannt vor. Schon ein Elagabal konnte sich bekanntlich nicht entscheiden, ob Kaiser spielen lustiger ist, oder doch lieber schwule Gelegenheitsprostituierte in irgendwelchen römischen Puffs. Aber damals fehlte halt einfach einx Professx Lann Hornscheidt, welchx das durch die Einführung des Titels »Imperatx« ins Lot gekriegt hätte.
Wir sind im 21. Jahrhundert gegenüber der Spätantike, wie man sieht, einen tüchtigen Schritt weitergekommen ...