Freitag, 20. März 2020

Fußnoten zum Freitag

von Fragolin

Seit einigen Tagen wird dem Medienkonsumenten auch jenseits der Dokumentations-Endlosschleife auf „ZDF neo“, „phoenix“ und „n-tv“ der Zweite Weltkrieg wieder als das letztgültige große Maß aller Dinge um die Ohren gerieben. Darunter geht nichts mehr. Man ahnt, worauf man vorbereitet wird.

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Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“ Also sprach die bereits verschollen geglaubte Raute, bekannt emotionsgeladen wie ein Briefbeschwerer und mit Gesichtsausdruck Nummer 12 aus ihrem Kamera-Katalog, den Corona-Psalm in das Mikro, aufgenommen von ihren vor Begierde zitternden Hofberichtbestattern, die darob in geradezu frenetisches Verzücken ausbrachen.
Was, der Zweite Weltkrieg war ein Akt des gemeinsamen solidarischen Handelns der Deutschen?
Na ein Glück, dass das nicht der Nazischlampe oder dem Faschisten rausgeflutscht ist.

Wer nun „unser“ genau ist, blieb die Sprechpuppe im AfD-blauen Tarnkleid leider schuldig zu erklären. Wandte sie sich an das deutsche Volk oder an die Bevölkerung des Siedlungsgebietes Deutschland? Wenn ja, dann vermisse ich in den Berichterstattungen der letzten Tage in diesem „unser“ die Bundesbahnwerbungsdiversität. Seitdem vermehrt Ärzte, Rettungssanitäter, Polizisten im Einsatz und generell Fachleute gezeigt und interviewt werden, ist das Gesicht des weißen Deutschen wieder omnipräsent auf den Bildschirmen. Grauslich, dieser Alltagsrassismus der Medien, der die Teilhabe zugewanderter Schutzerflehender an der Berichterstattung über Alltagshelden wieder einmal auf diskriminierende Phantombeschreibungen bei „XY-ungelöst“ reduziert.

Ach ja, auch von den Frontgestalten der „Grünen“ hört und sieht man aktuell wenig.
Ist wahrscheinlich für alle Seiten das Beste.

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Zum sechzig Kilometer langen Stau vor der ungarischen Grenze:
Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen solchen Konvoi Richtung Osten mehr.“

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Zum RTL-Dschungelcamp:
Seit dem Zweiten Weltkrieg haben nie mehr so viele Deutsche Eidechsen und Maden gefressen!“

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Zum Rausschmiss des Wimmerbarden Xavier Naidoo bei RTL:
Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden keine doitschen Künstlerkollektive mehr von ausländischen Einflüssen bereinigt!“

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Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine von Regierungsfreunden angezündeten Büros von Oppositionsparteien mehr.“
Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen Kanzler mehr, der von gleichgeschalteten Medien so bejubelt wurde.“
Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zweite Weltkrieg nie mehr so zum Maß aller Dinge gemacht.“
Amen.

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Einen noch:
Wenn man die Kommentare zu Kurz in den Foren deutscher Gazetten schmökert: „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es kein Österreicher mehr geschafft, dass sich so viele Deutsche ihn als Kanzler wünschen.“
Dass es Österreicher mit Redetalent und Machtstreben immer wieder schaffen, unseren Großen Bruder so zu begeistern...
Jetzt aber aus!

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Die linksradikalen Vollhonks und Regimenter der Nützlichen Idioten aus den Regionalbüros der „Linken“ putschen sich auf ihrer Hetzplattform „Indymedia“ auf und rufen zu Zusammenrottungen, Brandstiftungen und Plünderei auf. Zum Glück zeigen sie dabei keine deutschtümelnd-patriotische Attitüde, sonst käme noch jemand auf die Idee, die vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen.

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Das Rettungspaket für die Wirtschaft – koste es, was es wolle! - steht.
Jetzt wird erst das Angesparte der Bürger verbraucht, dann mit „Überbrückungskrediten“ ein veritabler Schuldenberg der Privathaushalte für die nächsten Jahrzehnte angehäuft und letztendlich über die erwartbare massive Inflation das Einkommen halbiert.
Auch so kann man Finanzkrisen beenden. Danke, Corona!

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Durch Krankheitsausfälle in den Stadtwerken kann es künftig leicht zu längeren Ausfällen in der Wasser- und Stromversorgung kommen. Da ist es doch immer praktisch, wenn man noch ein Fläschlein Prosecco und eine Vaginalkerze von Gwyneth Paltrow im Haus hat. Und ich hielt das immer für zweckfreien Tand. So kann man sich irren.

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Ich stelle mir gerade vor, was in unseren Städten passiert, wenn wirklich das Wasser für nur 2 Tage ausfällt. Da werden viele merken, dass Mangel an Klopapier nicht das größte Problem ist, das auftauchen kann.
Nur in einigen Berliner Hinterhöfen wird sich am Status Quo nicht viel ändern.
Und jetzt: Nasenkino aus!

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super

Anonym hat gesagt…

“Seit dem 2.Weltkrieg....” Hätte das der Gauland gesagt, wäre die Hölle los.

Sabine W. hat gesagt…

Besser von den Grünen gar nichts hören als das peinliche Gekeife der AfD, die den Virsu und die ganze Krise den Flühctlingen in die Schuhe schiebt. Das ist so unterirdisch, dass sogar die (indes nur wenigen) AfD-Leute, die nicht vom Höcke-"Flügel" kommen, davon peinlich berührt sind.

Es ist eh nicht nötig, dass irgendein "Politruk" außer der Kanzlerin jetzt was sagt. Sie hat alles gesagt, was nötig ist, und dafür parteienübergreifend Despekt bekommen, außer der AfD natürlich.
Da können die Rechtspopulisten noch so schrill dagegen anquieken.

Anonym hat gesagt…

Werter Le Penseur,

wenn's den 2. WK nicht gegeben hätte, würden einige Sender den ganzen Tag nur das Testbild zeigen ;-)

Stets der Ihre,
Tomj

Le Penseur hat gesagt…

Chère Sabine W.,

"Despekt" ist ein Freud'scher Tippfehler. Oder eigentlich: kein Fehler! Denn diese Figur verdient ja wirklich nur, daß man sie despektiert ...

Sabine W. hat gesagt…

vher Penseur,
Vielleicht war es wirklich ein Freudscher Vertipper - was mir eine erstaunliche Einfühlung in die Denke der Rechtspopulisten attestieren würde. :-)

Aber wie auch immer, mit dem "Despekt" für "diese Figur" stehen Sie zur Zeit ziemlich allein...

Norbert hat gesagt…

@Anonym:
Gauland würde dergleich niemals sagen. War für ihn der WK II samt dessen Ursachen bekanntlich doch bloss ein läppischer "Vogelschiss", also nicht der Rede wert.

Le Penseur hat gesagt…

Chère Sabine W.,

daß ich damit "ziemlich alleine" stehe, stört micht nicht wirklich. Das bin ich gewohnt ...

Und halte es mit Ibsen: "Der ist der stärkste Mann auf der Welt, der allein steht." ("Ein Volksfeind", Schluß von Akt V)

Vielleicht sollten Sie Ibsens Drama lesen. Sie werden beklemmende Ähnlichkeiten mit der heutigen Situation in Deutschland feststellen ...

raindancer hat gesagt…

@Sabine
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/merkel-surft-die-linke-welle-und-wenn-die-auslaeuft/

sieht nicht nach Zustimmung aus....