... dann käme er jetzt um den sogenannten »Deckel« ein. Nicht den, welcher im Schülerjargon seinerzeit die unschön direkte, offizielle Notenbezeichnung »Nicht genügend« scherzend verhüllte (oder vielmehr: auch um diesen, denn daß ihre prognostischen Leistungen nicht genügten, ist ja evident!) — sondern um das in Österreich ebenfalls »Deckel« genannte Ausweisdokument für Prostituierte, welches diese in Dienstausübung stets mit sich tragen müssen, da auf ihm die wöchentlichen Untersuchungen durch den Amtsarzt eingetragen sind.
Denn anders als durch offensichtliche Prostitution der Meinungsforschung ist nicht zu erklären, warum uns (und natürlich den Griechen!) bis gestern — oder eigentlich: bis heute Mittag! — in den Medien vorgegaukelt wurde, es sei ein völlig knappes Rennen, dessen Ausgang unvorhersehbar sei, jedoch nähmen in den letzten Tagen die JA-Stimmen zu.
Liebe Meinungsforscher: wir Österreicher sind derlei prostitutive Deformationen aus unserer Polit-Berichterstattung ja gewohnt. Da wird regelmäßig der FPÖ zuerst ein in diesem Maß unrealistischer Höhenflug vorhergesagt, dann kurz vor der Wahl — infolge eines »zufällig« verbreiteten »Skandals« (der sich nach der Wahl entweder als lancierte Zeitungsente oder als sprichwörtlicher Furz im Walde herauszustellen pflegt) — ein »deutliches« Aufholen der SPÖVP (und der Grünen) verkündet — und am Wahlabend schaut's dann ganz anders aus.
Nun mag bei einer Wahl aufgrund der Parteienvielfalt in Österreich (derzeit sitzen sechs Fraktionen im Nationalrat) eine Prognose in der Tat nicht leicht sein (obwohl die obstinate Wiederholung des obigen Strickmusters, die seit wenigstens 25 Jahren zu beobachten ist, dann schon mißtrauisch macht!) — aber in Griechenland ging's um eine JA/NEIN-Entscheidung, bei der die oft als Ausrede hergenommene »Wahlarithmetik«, oder die Tücken des Wahlsystems an sich (das ja tatsächlich, man erinnere sich an die jüngsten Parlamentswahlen in Großbritannien, ganz extrem verzerrte Resultate zeitigen kann!) nicht die geringste Rolle spielten. Und mehr als 20 Prozentpunkte Differenz sind ja nicht nur keineswegs knapp, sondern geradezu ein Erdrutsch!
Wenn trotzdem quer durch's Beet getrommelt wurde: »Knapper Ausgang — Befürworter nehmen zu!«, dann ist das entweder die Erkenntnis, daß gegen heutige Meinungsforschung die Vogelflugschau römischer Auguren noch eine exakte Wissenschaft genannt zu werden verdiente. Verhält es sich so, und sind die falschen Prognosen durch völlige Inkompetenz erklärbar, sollten die damit befaßten Institute allerdings unverzüglich geschlossen, und ihre Mitarbeiter zu einer irgendwie sinnvollen Tätigkeit umgeschult werden — z.B. zu Straßenkehrern. Wir wollen sie ja nicht überfordern.
Oder aber: sie haben sich einfach prostituiert. Sie haben genau die Prognosen geliefert, die den Mächtigen in den Kram paßten und haben darüber bislang gelogen, daß sich die Balken bogen.
Tertium non datur — oder kann einer eine plausible dritte Erklärung liefern ...?
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P.S.: welche tatsächlichen Auswirkungen das Ergebnis haben wird, ist derzeit nicht abzuschätzen. Vielleicht positive, indem der Druck der Bevölkerung der Nettozahler auf ihre Regierungen (und damit indirekt auf die Eurokraten in Brüssel) so groß wird, daß es den ganzen Schwindelbau von angeblich »alternativlosen« Rettungsmaßnahmen in die Luft jagt. Ist aber bei der Geduld und hitzebedingten Schwimmbad-und-drei-Bier-Stimmung beim Deutschen Michel nicht zu erwarten.
Aber, wer weiß — vielleicht ist diese Volksabstimmung doch der schwarze Schwan gewesen, der das verlogene Aufschuldungssystem zum Einsturz bringt. Nicht, daß ich mir das zu erleben wünsche, denn es wird für alle (nicht bloß die Griechen!) grausam werden — aber wenn ich daran denke, daß dieser Schulden-Wahnwitz noch ein paar Jahre (und immer exponential!) weiterginge: na, den Krach möchte ich lieber nicht erleben. Denn Bürgerkriege, Diktatur und Verarmung im heranbrechenden Greisenalter stehen eigentlich nicht auf meiner Wunschliste ...
1 Kommentar:
"Ausweisdokument für Prostituierte, welches diese in Dienstausübung stets mit sich tragen müssen"
Sie meinten sicherlich Presstituierte.
In deren Ausweisdokument muss die wöchentlichen Teilnahme an der Politschulung eingetragen sein.
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