Sonntag, 26. Juli 2015

»Mit Anbruch des Tages am 26. Juli ...

1755 trat Messer Grande in mein Zimmer. Aufwachen, ihn sehen und ihn mich fragen hören, war die Sache eines Augenblicks. (…) Er antwortete mir, er vollziehe den Befehl der Inquisition.«



Mit diesen Worten wird der wohl bekannteste Frauenheld der Geschichte vor 260 Jahren verhaftet. „Als ich aus meinem Zimmer trat, erstaunte ich, dreißig bis vierzig Häscher zu erblicken“, schreibt Giacomo Girolamo Casanova später in seinem abenteuerlich-autobiografischen Werk „Geschichte meiner Flucht aus den Gefängnissen der Republik von Venedig, die man die Bleikammern nennt“. Sie bringen den 30-Jährigen direkt in die „Piombi“, die „Bleikammern“ des Dogenpalasts.
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Aus Anlaß des Jahrestages einer Verhaftung noch 260 Jahre später zum Anlaß eines Zeitungsartikels gemacht zu werden — das passiert nicht jedem! So wurde jedenfalls ein amüsant lesbarer (Casanova selbst freilich dürfte wohl not amused gewesen sein ...) Artikel daraus, in welchem »DiePresse« ihrem Bildungsauftrag als Qualitätsblatt nachzukommen versteht. Zum Schluß des Artikels heißt es:
Am 4. Juni 1798 stirbt Casanova im Alter von 73 Jahren an den Folgen einer Blasenerkrankung. Sein Grab ist heute nicht mehr bekannt, dafür sein Lebensmotto: „Ich habe die Frauen bis zum Wahnsinn geliebt“, doch „immer habe ich meine Freiheit mehr geliebt“.
Nun muß ja nicht jeder Libertäre die erste Hälfte dieses Lebensmottos nachahmen — Frauen zu lieben geht, wenigstens nach Meinung LePenseurs, auch ohne in Wahnsinn zu verfallen; wobei zugegeben sei, daß Angehörige rechts- und wirtschaftsberatender Berufe so ganz im Allgemeinen nicht dazu neigen, in Wahnsinn zu verfallen. Das überlassen sie neidlos ihren Klienten ... —, aber in der Beherzigung des zweiten Halbsatzes braucht sich kein Libertärer zu genieren, auf Casanovas Spuren unterwegs zu sein. Eher, wenn es nicht so wäre ...

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