Freitag, 17. Juli 2015

Erich Dolezal

... wird der jüngeren Generation wohl nichts mehr sagen. Der heute vor 25 Jahren, am 17. Juli 1990 in Wien verstorbene österreichische Schriftsteller, Astronom und Journalist Erich Dolezal war einer der ersten erfolgreichen Autoren der »Science-Fiction« im deutschen Sprachraum (damals nannte man sie freilich noch weniger hochtrabend »Zukunftsromane«). 1902 in Villach in Kärnten geboren, studierte er an der Technischen Hochschule in Wien und war schon früh als Volksbildner tätig: ab 1929 hielt er mehr als 1000 Vorträge über Raumfahrt. Von 1930 bis 1945 arbeitete er als Sachverständiger in der Programmabteilung des Senders Wien. 1945 gründete er die Volkssternwarte Wien-Ottakring und arbeitete dort bis 1949 als Astronom. Er war lange Zeit Vorstandsmitglied der österreichischen Gesellschaft für Weltraumforschung und viele Jahre lang Herausgeber der österreichischen Zeitschrift für Natur und Technik »Universum«.

Dolezal verfasste zahlreiche utopische (Jugend-)Romane und Erzählungen, in denen er stets um eine naturwissenschaftlich und astronomisch korrekte Darstellung der Handlung bemüht war. Praktische Anschauungsbeispiele für seine utopischen Romane holte er sich 1959, als er auf Einladung des U.S. State Departments zwei Monate lang amerikanische Raketenabschußbasen besuchte.

Erich Dolezal war bekannt dafür, auch komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge einfach und allgemein verständlich auszudrücken. Ein Musterbeispiel hiefür ist bspw. im Roman »Flucht in die Weltraum-City« der Vortrag des Bordphysikers über Einsteins Relativitätstheorie und die Darstellung des damit zusammenhängenden Phänomens der Zeitdlilatation, welches Dolezal — bei völlig korrekter Darstellung — so anschaulich zu machen versteht, daß der damals 9-jährige LePenseur es hinreichend genau »verstand« — genau genug jedenfalls, um anhand dieses (fiktiven) Vortrags seinerseits seiner staunenden Großmutter einen realen Vortrag halten zu können, in dessen Verlauf auch diese (wiewohl mit Einsteins Gedanken völlig unvertraut) die ja wirklich nicht unvertrackte Sache grosso modo verstand.

Die utopischen Romane Dolezals begannen ab 1932 mit »Der Ruf der Sterne«, dann 1940 »Grenzen über uns« und 1946 der — auch menschlich — faszinierende Roman »Jenseits von Raum und Zeit«. In  den 50er-Jahren folgte die Trilogie »RS 11 schweigt (1953 — erster Start einer benannten Rakete, mit abenteuerlustigem jungem Burschen als blindem Passagier), »Mond in Flammen« (1954 — über die Erkundung des Monds) und »Unternehmen Mars« (1955 — eine Reise zum Mars, um eine Kollision desselben mit einem Planetoiden zu verhindern), daneben »Alarm aus Atomville« (1956), »Sekunde X – Himmelsschiffe landen« (1957 — über die Entführung eines römischen Centurios der Völkerwanderungszeit durch Außerirdische, der von diesen dann im 20. Jahrhundert, durch die Zeitdilatation nur um einige Jahrzehnte gealtert, zur Erde zurückgebracht wird), »Neues Land im Weltall« (1958) und »Die Astronauten« (1959), letztere fortgesetzt 1960 mit dem Roman »Festung Sonnensystem«.

1963 erschien der Roman »Planet im Nebel« (der uns auf die Venus führt), mit der bereits erwähnten Fortsetzung »Flucht in die Weltraum-City« (1964), weiters 1961 »Raumfahrt – Traumfahrt« und schließlich 1972 »Von Göttern entführt«.

Die meisten seiner Bücher waren auch durch — anspruchsvoll »realitätsnahe« — Illustrationen, meist von Kurt Röschl, geschmückt, von denen einige den Lesern nicht vorenthalten bleiben sollen:

(Alarm aus Atomville)

(Unternehmen Mars)


(Unternehmen Mars – die Abdrängung des Planetoiden aus dem Kollisionskurs)



(Neues Land im Weltall – Blick auf den Saturn)
(Neues Land im Weltall – Landung auf einem Jupitermond)
(Festungs Sonnensystem – Expedition zum Saturnring)
(Neues Land im Weltall – Landung einer Marsrakete)
(Sekunde X – Himmelsschiffe landen)

In den späten 1960er-Jahren gab es im österreichischen Rundfunk eine Sendungsreihe über utopische Literatur der Vergangenheit unter dem einprägsamen Titel: »Die Zukunft von Gestern«. Erich Dolezal war damals freilich viel zu »zeitgenössisch«, um darin bereits vorzukommen. Wenn LePenseur für seine Schriften allerdings heute einen griffigen Slogan suchen wollte — es wäre wohl der obige ...


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