Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dilger auf seinem ganz allgemein lesenswerten Blog, in einem kurzen, doch ebenfalls lesenswerten Artikel, an dem LePenseur eigentlich nur die stilistisch verfehlte »um ... zu«-Konstruktion im Schlußsatz
Jedenfalls hat er gepokert, als wenn er einen Plan B hätte, um dann völlig einzuknicken.
zu bemängeln wüßte. Das hat Dilger zwar schon der alte Geheimrat von Goethe vorgemacht (über die letzte Begegnung mit Friedrich von Schiller: »... und so schieden wir vor seiner Haustüre, um uns nie mehr wiederzusehen«) — aber erstens ist Goethe nun mal Goethe (wer so viel große Meisterwerke geschrieben hat, der darf sich gelegentlich auch eine Schludrigkeit erlauben), und andererseits haben uns die Germanisten (zur Ehrenrettung des Olympiers) ja längst beflissen nachgewiesen, daß durch diesen scheinbaren Fehler vielmehr in stilistischer Raffinesse »... das Wirken des von oben waltenden, zwingend vorherbestimmenden Schicksals« angedeutet werden sollte. Uff, Goethe hat da noch mal Glück gehabt ...
Interessanter freilich als Prof. Dilgers Artikel selbst ist ein bemerkenswertes Kommentar-Posting von »Peter V.«, das nicht im Orkus eines Kommentar-Threads so einfach unterzugehen verdient:
Prof. Dilger mahnt ihn (ganz beamteter Wissenschaftler und der Rechtsordnung verbundener Staatsbürger) natürlich sofort:
Diese Replik allerdings verrät, daß der sicherlich hochintelligente Professor Dilger den Punkt in dieser Argumentation nicht verstanden hat, oder (was ich für weitaus wahrscheinlicher halte) nicht verstehen wollte, weil er ihn nicht verstehen durfte: nein, Herr Professor, die USA brauchen kein »Datenleak«, um einen abhängigen Politiker zu erpressen (und nicht abhängig von dieser Weltmafia sind eigentlich nur die Russen und Chinesen, mit vielen Einschränkungen vielleicht noch die »großen« BRICS-Staaten wie Brasilien und Indien)! Die USA tun das ganz einfach exakt so, wie Snowdon es in dem Interview gesagt hat — indem sie mit einem Datenleak drohen. Wie es auch höchst plausibel ist — oder gäbe es sonst irgendeine plausible Erklärung für den peinlichen Eiertanz, den die Regierung Merkelstans rund um den NSA-Abhörskandal veranstaltet? Eine wirklich souveräne Regierung müßte doch längst die sie bespitzelnden »besten Verbündeten« mit gestrecktem Mittelfinger aus Deutschland gejagt haben ...
Da mit zunehmender Intensität aus Washington die Stimmen kamen, die einen Euro-Ausstieg Griechenlands als »nicht hilfreich« (um Muttis Diktion zu verwenden) bezeichneten, und sich darein so langsam Töne der Ungeduld mit den widerspenstigen Piefkes mengten, war es also nur wenig verwunderlich, daß zuletzt Tsipras (angeblich), und die Deutschen (tatsächlich) einknickten.
»Peter V.« ist nur in einem Punkt zu widersprechen: Putin würde so ein Gespräch vermutlich mithören können, keine Frage — aber würde er es deshalb veröffentlicht haben? Wohl kaum. Derlei »Granaten« hebt man sich für einen entscheidenden Augenblick auf. Doch der ist nicht gegeben, wenn eine Regierung Tsipras durch eine konzertierte Medienkampagne gestürzt werden kann (und die NATO, natürlich nur aus edelsten Motiven, einen Bündnis[über]fall daraus konstruieren könnte). Nein, Putin ist nicht blöd. Eher die, die jetzt glauben, daß der Grexit (so richtig er aus ökonomischen Gründen a.s.a.p. wäre) auch nur einen Moment vor einem sich abzeichnenden Big Bang kommen wird. Denn bis dahin gilt für unsere Politruks das »Prinzip Hoffnung«. Die Hoffnung auf einen weiteren Verbleib an den Schalthebeln (oder doch wenigstens den gut gefüllten Futtertrögen) der Macht.
Diesen bisher auch tatsächlich exakt so eingetretenen Verlauf jetzt als »verschwörungstheoretische Sachen« diffamieren zu wollen, ist natürlich bequem und karriereschonend (ohne daß ich Prof. Dilger da unedle Motive unterstellen möchte — aber wer eine staatlich dotierte Professur annimmt, der weiß natürlich, daß er bisweilen ein Lied anzustimmen hat, das sein Brotgeber gerade zu hören wünscht). Nur — ist es deshalb auch richtig ...?