Freitag, 10. Juli 2015

Die Ursachen der »politischen Korrektheit«

... beleuchtet ein lesenswerter Artikel auf »NovoArgumente«:
Politische Korrektheit: Sprachpolizei ersetzt traditionelle Werte

Von Brendan O’Neill

Sie begleitet jede öffentliche Debatte. Politische Korrektheit verdankt ihren Erfolg allerdings nicht nur „linken“ Sprachpolizisten. Vielmehr möchte sie die Leere füllen, die durch den Zerfall traditioneller Werte entstanden ist, meint Brendan O’Neill.


In meinem Lieblingsbeispiel für politische Korrektheit spielt die amerikanische Marine die Hauptrolle. Im Oktober 2001, kurz nachdem die USA in Afghanistan einmarschiert waren, bereitete Marine-Personal einige Raketen zum Abschuss auf Al-Qaida und die Taliban vor. Einer der Marinesoldaten verlieh seiner Wut über die Anschläge am 11.September Ausdruck, indem er einige Worte auf die Rakete schrieb. In Anspielung auf die Flugzeugentführung notierte er also folgende Botschaft auf seiner Rakete: „Entführt das, ihr Schwuchteln“.

Er hatte wohl kaum erwartet, dass er beim Militär, das gerade recht viel zu tun hatte, eine gewaltige Kontroverse auslösen würde. Als die höheren Ränge der Marine von der Sache Wind bekamen, reagierten sie empört. Sie betonten ihre „offizielle Missbilligung“ der homophoben Botschaft. Mitglieder der Marine wurden angehalten, ihre „spontanen Darbietungen der Schreibkunst sorgfältiger zu überdenken“. Es wurden inoffizielle Richtlinien zur Regulierung der Beschriftung von Geschossen nach dem 11. September herausgegeben. Botschaften wie „Ich liebe New York“ waren erlaubt, Wörter wie „Schwuchtel“ jedoch nicht.
Sicherlich greift der Artikel in mancher Hinsicht etwas kurz — was bei der Komplexität des Themas auch nicht anders zu erwarten ist. Aber eine griffige Argumentationshilfe gegenüber dem Otto-Normal-Gläubigen der PC-Kirche bietet er allemal! Am wichtigsten ist der Appell im letzten Absatz:
... es bringt nichts, sich als Opfer einer scheinbar allmächtigen „PC-Polizei“ zu stilisieren. Nein, wenn Sie das Gefühl haben, als Häretiker behandelt zu werden, weil Sie in unserer politisch korrekten Welt die „falschen Sachen“ sagen, dann sollten sie anfangen, sich wie ein anständiger Häretiker zu benehmen: Vertrauen Sie auf Ihre Überzeugungen. Sagen Sie, was sie denken, ungeachtet der Konsequenzen.
Was LePenseur auf seinem Blog seit Jahr und Tag genau so befolgt. Und je mehr sich zu dieser Vorangsweise entschließen,  umso mehr geraten die PC-Jünger ins Hintertreffen:

Écrasez l'Infâme!

Voltaire wäre stolz auf uns ...


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P.S.: in diesem Zusammenhang auch ganz nett zu lesen ist dieser Artikel von Matthias Heitmann, der vor einiger Zeit auf CiceroOnline erschienen ist.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Um solches zu verstehen, müßte man sich auf den bösen, bösen, bösen Antisemitismus einlassen.
D.a.a.T.
P.S.: Boleslaw Prus, Pharao. Polsch: Faraon. Als Vorspeise.

Le Penseur hat gesagt…

@D.a.a.T.:

Soviel an idée fixe ist wirklich schwer auszuhalten. Bewerben Sie sich doch um eine Praktikantenstelle beim »Stürmer«.

Ich schreibe hier diesen Blog v.a. zu meinem eigenen Pläsier (und offenbar auch zu dem einer ganzen Reihe von Lesern) — und sehe irgendwie nicht ein, warum ich mich durch dumpf-idiotische Kommentare aus der national-antisemitischen Sozenecke darum bringen lassen soll.

Wenn Sie also weiterhin meinen Blog mit derlei Hirnblähungen heimsuchen, werde ich Ihre künftigen Postings einfach kommentarlos löschen. Und wenn Sie dann unter anderen Deckmäntelchen weiteren Schwachsinn posten, wird die Kommentarfunktion halt auf Moderation geschaltet. Ich sitze da immer noch auf dem längeren Ast ...

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P.S.: den »Pharao« von Prus habe ich gelesen — der ist aber eher eine Parabel auf die Zustände des autokratischen Zaren-Regimes. Was das daher mit P.C. und ihren Auswüchsen zu tun haben sollte, erschließt sich mir nicht. Und nein, danke: Sie brauchen es mir nicht zu erklären. Es interessiert mich auch nicht so sehr.