Mittwoch, 22. Juli 2015

In memoriam Hans Rosbaud

Er war keiner der glamourösen »Star-Dirigenten« des weltweiten Musikzirkus', sondern einer, der in der zweiten Reihe mit hervorragenden Interpretationen aufwarten konnte, von denen eine ganze Reihe (doch angesichts ihrer Qualität: viel zu wenige!) bis heute im Handel sind. Und, natürlich, seine unzähligen Rundfunkaufnahmen (er war, wie Wikipedia richtig schreibt, gewissermaßen der erste »Rundfunkdirigent«), die seinen Ruf begründeten.

Obwohl sein Name v.a. auch mit mit seinem Einsatz für die zeitgenössischenKomponisten verbunden wird, reicht doch die Spannweite seiner Interpretationen vom Barock bis ins Zwanzigste Jahrhundert. Und trotz des gehässigen Verdikts von Adorno & Consorten über Jean Sibelius (den sie sich nicht scheuten als »schlechtesten Komponisten des Jahrhunderts« zu verspotten) setzte sich Hans Rosbaud mit Nachdruck für diesen nur mit wenigen Werken im deutschen Kulturraum präsenten Großmeister der finnischen Musik ein — mit seinen präzise dirigierten, analytischen Interpretationen läßt er bei Sibelius Finessen erkennbar werden, die in herkömmlichen Wiedergaben in Folklore und Sentiment untergehen:


Ein frühes Werk von Sibelius, der »Bolero Festivo« aus den »Scènes Historiques«, op. 25, wird in Rosbauds Interpretation ein durchsichtig funkelndes Juwel:


Doch auch im »klassischen Konzertrepertoire« bestach Rosbaud mit einfühlsamen, kristallklaren Interpretationen. Das Adagio aus dem 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven, das Rosbaud mit dem Pianisten Casadesus 1961 aufnahm, ist in seiner ruhig atmenden Gelassenheit wohl eine der vollendetsten dieses Werkes (die übrigen Sätze, der erste leider geteilt: 1/22/2 und das Finale):


Heute vor 120 Jahren, am 22. Juli 1895, wurde Hans Rosbaud in Graz geboren. Ein großer, inzwischen leider weithin vergessener Musiker ...

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