Montag, 6. Juli 2015

Vor zweieinhalb Jahren ist jemand aufgewacht

... und hat einen Artikel veröffentlicht:

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo kündete ein Transparent dieser Tage: „85 Millionen wollen die Anwendung der Scharia“. Rund 10.000 Salafisten hatten sich versammelt, um die strikte Befolgung des Koran in der Verfassung zu verlangen. Was dies in der Praxis bedeutet, hat ein Terrorist erläutert, nachdem er mit Anderen 60 Katholiken im Irak ermordet hatte: „Ihr Christen seid alle ,Kafara‘ (Ungläubige), wir können nicht gleichzeitig mit euch existieren!“
So kommt es, dass weltweit rund 100 Millionen Christen verfolgt, gedemütigt und – in letzter Konsequenz – auch ermordet werden. Vor allem in islamischen Ländern: Je strenger der Koran ausgelegt wird, desto unbarmherziger ist die systematische Vertreibung, der mörderische Terror.
Nur einige Beispiele: In Indonesien wurden in den vergangenen Jahren mehr als 1000 Kirchen in Brand gesteckt; in Ägypten wurden in den letzten 30 Jahren mehr als 1800 Kopten aus religiösen Gründen ermordet. Im Herbst 2011 riefen Imame in mehr als 20 oberägyptischen Moscheen zum Sturm gegen Kirchen und zum Mord an Christen auf – die Sicherheitskräfte zogen ab.
Nach langer Versenkung im Orkus des »Presse«-Archivs ist mir dieser Artikel kürzlich wieder in den Sinn gekommen, da ich ihn unter den meistgelesenen Gastkommentaren der »Presse« verzeichnet fand.

Deprimierend daran ist: es hat sich seitdem nichts — jedenfalls nichts zum Besseren — geändert. Irgendwelche Kurienpfaffen und Gremialprotestanten schwafeln nach wie vor unverdrossen von der Gemeinsamkeit der »Abrahamitischen Religionen«, und sahen zu, wie im Irak das Christentum faktisch ausgelöscht wurde, und dasselbe jetzt in Syrien geschieht. Und demnächst im Libanon geschehen wird. Und danach ... und dann ... 

... und irgendwann wird ein ebenso durchgeknallter wie blutrünstiger IS-»Kalif« seine Pferde auf die Marmorfliesen des Petersdoms scheißen lassen.

Nur dann, cher Pape François, wird's leider zu spät sein, darüber nachzudenken, ob statt unbedarfter (to put it mildly!) Wortspenden zu Wirtschafts- und Klimafragen nicht ein wenig spiritueller Neubeginn ganz zweckmäßig gewesen wäre — damals, so 2013, 2014, 2015 ...

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