Sonntag, 5. Juli 2015

Die Barbaren des Westens

Die US-Regierung überdenkt ihre Haltung zu Lösegeldzahlungen, um amerikanische Geiseln aus den Händen ausländischer Terroristen zu befreien. Wie der TV-Sender CNN berichtet, wollen die USA zwar auch künftig kein Lösegeld zahlen. Dies würde nur zu weiteren Entführungen ermutigen, hieß es am Dienstag zur Begründung.

Allerdings wolle die Regierung Angehörigen, die zur Freilassung gekidnappter Familienmitgliedern Geld zahlen, nicht mehr länger mit Strafe drohen.
Man muß sich diese neue »Großzügigkeit« mal auf der Zunge zergehen lassen! Da gab es in den USA also tatsächlich eine Strafdrohung für die Eltern entführter Kinder, Ehegatten entführter Ehegesponse etc. ...? Ernst gemeint?

Konsequent weitergedacht hieße das, daß ich mich strafbar machen müßte, wenn ich dem mich bedrohenden Räuber meine Brieftasche einhändige — denn auch dadurch fördere ich ein Verbrechen (nämlich: den Raubüberfall)! Ach, das wäre was anderes, meinen Sie? Denn ich hätte dann doch einen Fall des rechtfertigenden Notstandes auf meiner Seite?

Nun — warum nur ich? Warum nicht meine Frau — die dem Räuber ihr Geldbörsel gäbe? Warum nicht die Eltern, die lieber einen Koffer voll Geld hergeben, als ihre Kinder als Leiche wiederzusehen?

Man mag die Zahlung von Lösegeldern gegenüber Terror-Organisationen für unklug halten, und aus durchaus nachvollziehbaren Gründen solche Forderungen ablehnen. Aber den Angehörigen eine solche Ablehnung unter Strafandrohung vorschreiben zu wollen, ist schlicht und einfach: Barbarei!

2 Kommentare:

SF-Leser hat gesagt…

Werter Penseur,

dann ist aber auch Italien ein Barbarenstaat, denn auch dort ist die Zahlung von Lösegeld eine Straftat und wird mit Gefängnis bis zu sechs Jahren bestraft. Darüberhinaus wird bei Bekanntwerden einer Entführung auch das gesamte Vermögen der betreffenden Familie beschlagnahmt.
Ergebnis: Kaum noch Entführungen! (Zumindest kaum noch bekanntgewordene)

Grüße

SF- LEser

Le Penseur hat gesagt…

Cher SF-Leser,

interessante Neuigkeit, die ich nicht wußte. Nun — warum sollte nicht auch Italien in der »Kategorie Barbarenstaat« mittun ...?

Wenn ich von derlei »Delikten« lese, überfällt mich schlicht und einfach eines: WUT!

Und ich wünsche den Politruks, die derartige Gesetze beschließen, von Herzen eines: daß sie irgendwann selbst entführt werden, und ihnen ein Finger (oder so) nach dem anderen als Beweisstück abgeschnitten werde! Weil ihre Entführung nämlich bekannt wurde, und die Familie »dank« Vermögensbeschlagnahme kein Lösegeld zahlen kann ...

Sie schreiben:

Ergebnis: Kaum noch Entführungen! (Zumindest kaum noch bekanntgewordene)

Was besagt das? Nichts! Denn mit derselben Logik könnte man auch fordern, alle Menschen mit elektronischer Fußfessel herumlaufen zu lassen: auch das würde die Verbrechensrate senken. Oder noch besser: vorsorglich einsperren — dann sinkt die Verbrechensrate sogar gegen Null (abgesehen von den Verbrechen, die im Gefängnis begangen werden.

Nein, ich bleibe dabei: ein Staat, der die natürlichsten Hilfe-Reaktionen von Angehörigen unter Strafe stellt, bloß dafür, daß er seine Verbrechensstatistik schönt (oder wenigstens dieses erhofft!), ist ein barbarischer Bevormundungs- und Maßnahmenstaat, der sich vielleicht in Äußerlichkeiten, aber nicht im Prinzip von einer totalitären Diktatur unterscheidet.

Solche Strafen verkünden nämlich nur eines: die völlige Unterworfenheit des Menschen unter das, was die Knutenträger der Staatsgewalt für ihn gerade richtig erachten. Also eine Vorstellung, die jedem Freiheitsfreund ein Alpdruck sein muß.

Ganz etwas anderes ist, wenn die Betroffenen selbst (sei es das Opfer, seien es seine Angehörigen) dazu entschließen, kein Lösegeld in Erwägung zu ziehen. Dies ist völlig in der selbstverantworteten Sphäre der Einzelnen. Aber der Staat hat sich hier, verdammt noch mal, rauszuhalten!