Donnerstag, 16. Juli 2015

Papa Franz entschuldigt sich wieder

Diesmal bei den »Indigenen« Lateinamerikas:

Papst entschuldigt sich für Sünden der Kolonialzeit

Auf seinem Besuch in Südamerika hat sich Papst Franziskus für die im Namen der Kirche begangenen Verbrechen entschuldigt: "Viele schwere Sünden gegen Ureinwohner Amerikas im Namen Gottes."



Papst Franziskus reist dieser Tage durch Südamerika Foto © AP

Papst Franziskus hat die indigenen Völker Amerikas für alle während der Kolonialzeit im Namen der Kirche begangenen Verbrechen um Vergebung gebeten. "Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele und schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden", erklärte der Papst am Donnerstagabend (Ortszeit) beim zweiten Welttreffen der Volksbewegungen im bolivianischen Santa Cruz.
Nun, der Blogger Josef Bordat stellt sich dazu die höchst berechtigte Frage: »War es wirklich die Kirche?«
Papst Franziskus hat in Bolivien bei einem Treffen mit Vertretern indigener Völker für die “Eroberungszüge in der Kolonialzeit” (Tagesschau) um Entschuldigung gebeten, die “ein dunkles Kapitel der katholischen Kirche” (nochmal Tagesschau) gewesen seien. Wörtlich sagte der Heilige Vater: “Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele und schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden. Wie Johannes Paul II. bitte ich, dass die Kirche ‘vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht'”.

So wichtig es ist, sich als Europäer der blutigen Kolonialgeschichte in Lateinamerika bewusst zu sein, so fraglich ist die Kennzeichnung dieser als “Geschichte der Kirche”. War die Kirche wirklich die treibende Kraft der Conquista im 16. Jahrhundert? Auch in Sachen Conquista ist es der historischen Redlichkeit geschuldet, staatliches und kirchliches Handeln, militärische Eroberung und christliche Mission nicht einfach in einen Topf zu werfen. Zwar ist die militärische Flankierung von Missionstätigkeit – zum Schutz der Missionare – im 16. Jahrhundert diskutiert und im Ergebnis befürwortet worden, aber dennoch nicht in der Weise, dass man nun Militärs und Missionare in eins setzen könnte.
(Hier weiterlesen)
Lesenswert. Nachdenkenswert.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im Übrigen hoffe ich ja, daß auch die Indios sich dereinst entschuldigen (siehe u. a. https://de.wikipedia.org/wiki/Tross_des_P%C3%A1nfilo_de_Narv%C3%A1ez; http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/menschenopfer-der-maya-fuenf-tode-fuer-den-regengott-mit-dem-langen-ruessel-a-531502.html usw.), aber darauf wird man lange warten können.

quer hat gesagt…

Ich - als Katholik - entschuldige mich in aller Form für diesen Papst.

Anonym hat gesagt…

Wann entschuldigen sich eigentlich die Han-Chinesen dafür, dass sie im Laufe von Jahrtausenden Zig Stämme und Völker an ihrer Peripherie sukzessive kolonialisierten und "han-ifizierten" ????. -
(Deren Sprachen, Traditionen, Kulturen und Identitäten "assimilierten", was nach heutiger Diktion als Völkermord gilt)

Da werden wir eben solange darauf warten dürfen, wie darauf, dass die Nachfahren der "indianischen Hochkulturen" sich dafür "entschuldigen", dass sie ihre Nachbarvölker brutal unterjochten, versklavten, ausbeuteten und völkermordeten.