Freitag, 2. Januar 2015

Goldmark — zum Gedächtnis

Nein, es geht nicht um die Abschaffung des Goldstandards im Ersten Weltkrieg, sondern vielmehr um den einst so bekannten österreichisch-ungarischen Komponisten Karl Goldmark, welcher heute vor hundert Jahren, also am 2. Jänner 1915, in seinem 85. Lebensjahr in Wien verstorben ist.

Ähnlich wie Max Bruch (von dem vor einigen Tagen auf diesem Blog kurz die Rede war) ereilte Karl Goldmark fast das Schicksal eines »Ein-Werk-Komponisten«, und das eines vergessenen noch dazu — denn was bei Bruch das »1. Violinkonzert«, das war bei Goldmark seine Erfolgsoper »Die Königin von Saba«. Und da Opern aufzuführen deutlich kostspieliger ist als Konzerte, hat diese Oper, auf der sich der Lebens- und Nachruhm Goldmarks mehr und mehr zu beschränken begann, nach der Unterbrechung der Nazizeit, den Weg auf die Opernbühnen nicht mehr so wirklich geschafft. Schade darum! Aber schade auch, daß ein so vielseitig begabter Komponist nicht mit weiteren Werken präsent ist. Und warum eigentlich nicht (so wie Bruch) mit seinem hörenswerten 1. Violinkonzert?


Oder verdiente nicht die in edler, exotisch angehauchter Romantik strömende »Sakuntala-Ouvertüre op. 13 (1865) ihren Platz am Konzertpodium?


Und findet sich so leicht ein spritzigeres, frühlingshafteres Werk als seine Konzertouvertüre »Im Frühling« op. 36?



Doch kehren wir zu seinem Welterfolg, der »Königin von Saba« zurück. Leider findet sich davon keine ansprechende Gesamtaufnahme im Internet — aber als Vorgeschmack mögen das »Nachtstück« und die »Festmusik« daraus dienen:


Dazu noch eine köstliche, aus Erzählungen des Komponisten verbürgte Anekdote aus seiner Hoch-Zeit des Erfolgs, als er nach einer erfolgreichen Opernpremiere den Nachtzug von Wien nach Budapest bestieg, und in seinem Coupé erster Klasse eine alleinsitzende elegante Dame vorfand, der er sich, noch berauscht vom eben gefeierten Erfolg, mit den Worten »Gestatten Sie, Goldmark, Komponist der Königin von Saba« vorstellte — worauf die Dame, dies als Hoftitulatur interpretierend, so ganz in kollegialer Verbundenheit erwiderte: »Sehr erfreut ... von Ferenczy, Vorleserin Ihrer Majestät der Kaiserin« ...

Keine seiner anderen Opern konnte — trotz ihrer qualitätsvollen, dabei eingängig-melodiösen Musik wirklich die Bühnen erobern, von seinem Spätwerk »Ein Wintermärchen« (1908), ist wenigstens die packende Ouvertüre gelegentlich zu hören:


Zum Schluß noch ein weiteres Spätwerk, Goldmarks Konzertouvertüre op. 53 »Aus Jugendtagen«, in der er sich (als für damalige Verhältnisse hochbetagter!) 83-jähriger an seine Jugendzeit erinnert — mit vielen melancholischen Episoden, trotz der häufigen Walzerrhythmen. Ein oft wehmütiger Abgesang auf die schon für die Zeit des herandräuenden Völkerkrieges längst in die »gute, alte Zeit« versunkene geruhsamere Vergangenheit, und doch mit einer jugendfrischen Schluß-Stretta, die keine Müdigkeit des greisen Komponisten verrät:




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