Samstag, 17. Januar 2015

»Pariser Lektionen«

... nennt sich ein Artikel von Dr. Ron Paul (Dank an das »Deutsche Eck« für den Hinweis!), der das Massaker von Paris in einem ungewohnten, doch deshalb nicht weniger klaren Licht aufzeigt:
Nach der tragischen Schießerei letzte Woche in Paris in der Redaktion einer provokanten Zeitschrift wies ich darauf hin, dass wir ausgehend von den außenpolitischen Positionen Frankreichs den Bumerangeffekt als Faktor in Betracht ziehen müssen. Diejenigen, die keine Ahnung von Bumerangeffekt haben, stellten die lächerliche Behauptung auf, dass ich die Attacke entschuldige oder sogar den Opfern die Schuld gebe. Damit liegen sie völlig daneben, da ich die Anwendung von Gewalt verabscheue. Die Polizei gibt auch nicht den Opfern die Schuld, wenn sie nach den Motiven eines Verbrechers sucht. 

Die Massenmedien beschlossen sofort, dass die Schießerei ein Angriff auf die Redefreiheit ist. Viele in den Vereinigten Staaten von Amerika bevorzugten diese Version von „sie hassen uns, weil wir frei sind,“ die Behauptung, die Präsident Bush nach 9/11 aufstellte. Sie brachten Solidarität mit den Franzosen zum Ausdruck und schworen, für die freie Meinungsäußerung zu kämpfen. 

Aber haben diese Leute nicht bemerkt, dass die Erste Zusatzbestimmung (= Meinungsfreiheit) routinemäßig von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika missachtet wird? Präsident Obama hat das Spionagegesetz (aus dem Ersten Weltkrieg, d.Ü.) mehr benutzt als alle vorhergehenden Administrationen zusammengenommen, um Whistleblowers zum Schweigen und ins Gefängnis zu bringen. Wo bleiben die Proteste? Wo sind die Demonstranten, die die Entlassung von John Kiriakou fordern, der die Information über den Einsatz von Waterboarding und anderen Foltern durch die CIA weitergab? Der Whistleblower wurde eingesperrt, während die Folterer nicht verfolgt werden. Keine Proteste. 
 Ron Paul zu lesen ist immer ein Gewinn.

1 Kommentar:

Walter hat gesagt…

Danke, lieber Penseur!

Auch hilfreich zum Thema, was Prof. Rohrmoser vor 9 Jahren gesagt hat:

Derzeit ist viel davon zu hören, daß uns die Pressefreiheit ein "heiliges" Gut ist. Wenn dem so ist, dann frage ich mich allerdings, warum sie nicht ein ständiges Thema ist. Denn Gefahr droht ihr ja nicht erst jetzt aus islamischer Richtung, sondern schon lange in Gestalt der Political Correctness. Es ist doch bemerkenswert, daß in unserer Öffentlichkeit über das Vorhandensein einer solchen Political Correctness Konsens besteht, wir gleichzeitig aber völlig unbefangen von Pressefreiheit sprechen.

Kant vertrat die Meinung, wenn das Recht auf die öffentliche und konsequenzlose Äußerung der eigenen Meinung eingeschränkt, bedroht oder abgeschafft ist, ist das freie Denken selbst eingeschränkt, bedroht oder abgeschafft. Und keine Demokratie kann sich liberal nennen, die die Bedingungen für dieses Denken nicht gewährleistet.
...
Wir sollten uns nicht der Utopie einer totalen Pressefreiheit hingeben, denn natürlich greift jeder, der seine Meinung äußert - besonders wenn er dies entgegen dem Zeitgeist tut -, in eine politische und gesellschaftliche Realität ein. Und dies wird immer Folgen haben. Die Frage ist aber, wie gehen wir damit um? Und da, so muß man feststellen, werden unsere Journalisten ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht - und erst recht nicht denen Kants. Was die Etablierten, ob in Politik oder Presse, offenbar nicht verstehen, ist, daß Freiheit ohne Risiko nicht zu haben ist. Das heißt:
wirkliche Meinungsfreiheit und das völlige Fehlen "skandalöser" Meinungen "geht nicht zusammen". Solche Meinungen sind im Gegenteil immer ein Zeichen für echte Meinungsfreiheit.
Frage: Wenn die Pressefreiheit bei uns also nicht unteilbar ist, dann liegt doch der Verdacht nahe, daß es gar nicht um eine Freiheit geht, sondern um ein Interesse. Ist das Postulat der Pressefreiheit also nur ein Instrument derer, die davon profitieren?

Rohrmoser: Ein ehemaliger FAZ-Journalist hat einmal gesagt, die Pressefreiheit sei nichts weiter als die Freiheit von 200 Leitartiklern, ihre Meinung zu äußern. Etwas freundlicher könnte man formulieren: Pressefreiheit endet stets an der Gesinnungsfront der Journalisten, die sie wahrnehmen.

Quelle: http://www.jf-archiv.de/archiv06/200608021709.htm