Dienstag, 4. August 2015

»Säkulare Schwarze Legenden«

... nennt sich ein überaus informativer Artikel, auf den LePenseur — angeregt durch ein Kommentar-Posting — gestoßen ist: 
Wer kennt es nicht? Sei es aus der Schule oder aus dem Fernsehen? Dem großen Komponisten Salieri wird vorgeworfen er hätte wegen Unstimmigkeiten um die Oper Così fan tutte ossia La scuola degli amanti einen Privatkrieg mit Mozart geführt und am Ende seinen Tod herbeigeführt. Sicher waren Mozart und Salieri Konkurrenten, doch ihre Beziehung war eben nicht nur von Konkurrenz, sondern auch von Nachmittagen gemeinsamer Kammermusik geprägt. Die Legende schmückt ihn als einen bösen, rachsüchtigen, ungläubigen, undeutschen und schlechten Komponisten aus. So verschwanden seine Werke zu Anfang des 19. Jh. fast ganz von den deutschen Bühnen und auch heute muß man sie mit der Lupe suchen. Schwarze Legenden müssen nicht immer von der Inquisition, der Hexenverbrennung oder den Kreuzzügen handeln. Auch ganz weltliche Menschen können ihnen zum Opfer fallen.

Der Rufmord an Salieri begann mit Alexander Puschkins Werk
Mozart i Saljeri von 1831, welches ihn in Verdacht brachte Mozart ermordet zu haben. Doch für unsere Zeit wurde er wohl durch Peter Shaffners Stück und dessen spätere Verfilmung Amadeus wirksam. Salieri blickt am Ende seines Lebens auf die Zeit mit Mozart zurück. Er wird als mittelmäßiger Komponist, Verschwörer und Blasphemiker dargestellt, was seinem Werk und Wirken absolut nicht gerecht wird. Sein Gesamtwerk ist großartig und macht sein herausragendes Talent offenkundig. Er selbst soll auch bezaubernd gewesen sein und zahlreiche Zeitzeugen belegen seine liebenswürdige Art. Auch zweifelt keiner seiner Biographen seinen festen Glauben an.

Dennoch dauert der Rufmord bis heute an.
(Hier weiterlesen)
 Auch wenn man Mozart als den ungleich genialeren Komponisten ansieht — für die infame »Schwarze Legende« über Salieri gibt es keine Rechtfertigung! Und auch eine Geringschätzung des Komponisten findet in den überlieferten Werken keine Grundlage, denn diese sind allesamt — zumindest! — von überaus solider »handwerklicher« Qualität, und manche davon deutlich mehr:


Höchste Zeit für die Wiederentdeckung eines zu Unrecht Geschmähten!

1 Kommentar:

Gregorius Braun hat gesagt…

Als ich den Film in der Schule sah, dachte ich mir schon, dass alles ein wenig unfair dargestellt wäre. Es erinnerte mich an einen Film aus dem Religionsunterricht in dem Hans Küng über das Konzil und Kardinal Ratzinger interviewt wurde. Abgesehen davon, dass kein Schauspieler nötig war, um Hans Küng als Neider darzustellen.