Montag, 28. September 2015

Gastkommentar

Zu einem — ebenfalls durchaus lesenswerten —  Artikel Dr.is Vetter stellt stellt ein Kommentarposter auf »OrtnerOnline« folgende

Frage an Nationalratsabgeordneten Dr. Vetter
von Fragolin

Sie sitzen doch wahrscheinlich auch gelegentlich im Parlament unter all den, sagen wir mal, lustlos durchwinkenden und neuerdings gelegentlich auch gar nicht mehr gefragten Kollegen und -innen, also bitte: Wie kann es sein, dass aus diesem Hohen Hause außer blödem Gequatsche eigentlich überhaupt keine spürbare Entscheidung im Sinne des österreichischen Volkes mehr kommt? Habts ihr alle schon gar keine Lust mehr und überlasst den Parteigremiem die Arbeit, weil die Regierung eh tut was sie will? Oder wartets nur mehr auf den Tag der Ermächtigung der EU um dann gemütlich ins gepolsterte Ausgedinge zu spazieren?

Sie bejammern hier einen Zustand, der haargenau zu meiner Einschätzung passt, es nicht einmal mehr ansatzweise mit einer Demokratie zu tun zu haben sondern schon lange mit einem quasifeudalen Parteiensystem samt diktatorisch agierender Führungsriege. Was genau tun SIE jetzt aber, um dieses Übel von unserem Land abzuwenden, wo sind SIE aktiv? Wenn SIE es in der Nähe der Schalthebel unserer politischen Macht nicht vermögen, etwas zu tun, was bitte bleibt uns dann noch als den ganzen Verein an die Laternen zu knüpfen und mit neuer Besetzung das Stück noch einmal aufzuführen? Das Volk sieht an keiner Ecke mehr Demokraten, nur mehr belehrende und beschimpfende Obertanen und arbeitsverweigernde Parteienvertreter, die zwar wie die Maden am Speckbauch des Steuertopfes hängen, aber nicht gefragt werden dürfen, was denn jetzt genau ihre Leistung dafür war.

Wo ist die Demokratie? Wie kann es sein, dass sie nicht mehr erkennbar ist? Weshalb hat sich die Führungselite so weit vom Volk entfernt und was tun »unsere« Abgeordneten für uns – oder tun sie nur für sich und ihre Partei?

Mir fehlt der Bezug zu einem Insider und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie solche Themen hier diskutieren und solche Fragen beantworten könnten! Herzlichen Dank!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich vermag den Widerspruch zwischen der (korrekt) geschilderten Situation und der "Demokratie" nicht erkennen. Im Gegenteil, genau die Demokratie befördert die Verkommenheit des Gemeinwesens.

Lesetipps:
"Demokratie. Der Gott, der keiner ist" von Hans-Hermann Hoppe
"Schluss mit Demokratie und Pöbelherrschaft" von Andreas Tögel

FritzLiberal

Fragolin hat gesagt…

Kleiner Nachtrag nach 2 Tagen: Es kam (unerwartet??) natürlich keinerlei Antwort.

@Fritz Liberal
Ich meine Demokratie, also die echte, und nicht irgendwas, was sie so bezeichnet. Die DDR nannte sich auch "Demokratische Republik" und war beides nie.
Genauso nennen sich die hiesigen Parteiendiktaturen "Demokratie", haben mit einem Mitspracherecht des Pöbels aber nichts am Hut.
Namen sind Schall und Rauch, offizielle Worte kommen aus der Feder NLP-geschulter Redenschreiber. Ich messe ein System an seinen taten, und da sehe ich nirgends die behauptete Volksherrschaft.

Anonym hat gesagt…

@Fragolin: das Wesen der Demokratie (ja, auch und gerade der "echten") wird sehr treffend ausgedrückt durch das bekannte Zitat von Benjamin Franklin:
"Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf über die nächste Mahlzeit abstimmen."

Das ist auch genau das "Mitspracherecht", von dem Sie schreiben. Ich akzeptiere kein Mitspracherecht in mein Leben, von niemandem. Die Macht von Millionen "Stimmbürgern", die in mein Leben eingreifen, ist um nichts erträglicher als die eines Diktators.

FritzLiberal

Fragolin hat gesagt…

@FritzLiberal
In einer Demokratie sagt das Volk dem Staat, was er zu tun hat, und nicht umgekehrt. Demokratie und Einmischung des Staates in das Privatleben schließen sich gegenseitig aus. Demokratie meint nicht die Diktatur der Mehrheit sondern die Auftragsvorgabe der Mehrheit an den Staat als Interessenvertretung des Volkes. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass sich Demokratie und Parteien gegenseitig ausschließen.

Leider ist Demokratie damit fast so utopisch wie Kommunismus und endet, weil maximal bequem-halbherzig betrieben, nur allzu oft in einer Diktatur. Jede andere Gesellschaftsform aber auch, daher fällt es mir schwer, mir etwas besseres und gleichzeitig realisierbares vorzustellen...