Freitag, 15. Mai 2020

Am 15. Mai 1955


... wurde im Schloß Belvedere der Wiener Staatsvertrag, der Österreich nach der Besatzungszeit seine Souveränität (fast) zurückgab, unterzeichnet. Außenminister Figl hielt die Urkunde anschließend am Balkon vor die Menschenmenge und rief ebenso gurgelnd wie überschwänglich: »Österreich ist frei

Es gibt (neben jeder Menge Pressephotos, natürlich), auch zwei Gemälde, die den denkwürdigen Akt der Unterzeichnung festhielten. Das eine ist von Prof. Sergius Pauser, einem damals (und bis heute) berühmten Maler der Wiener »Akademie der Bildenden Künste«, und zeichnet sich v.a. dadurch aus, daß man die teilnehmenden Unterfertiger des Staatsvertrages auch nicht einmal annäherungsweise zu identifizieren in der Lage ist. Was dem gelernten Baumeister und damaligen Bundeskanzler Raab denn doch etwas »daneben« erschien (wer das Bild ansieht, wird Raab vielleicht verstehen können):


Das Bild wurde zwar angekauft (Pauser war schließlich Akademieprofessor), aber irgendwohin ins Nirvana verräumt. Die WienerZeitung schrieb darüber einen lesenswerten Artikel, der sich auch mit dem dann von einem anderen Professor, Robert Fuchs, gemalten »offiziellen« Bild (das auch bei Raab Gnade fand) beschäftigt. Über Prof. Fuchs (der mit der Malerdynastie um Prof. Ernst Fuchs nicht verwandt oder verschwägert ist) wurde im Zusammenhang mit dem Staatsvertrag auf diesem Blog vor fünf Jahren bereits berichtet (zu einem Wikipedia-Artikel hat er es noch nicht gebracht. Sowas gebührt offenbar nur »Schüttbild«-Fabrikanten & Consorten ...). Das im damaligen Blogartikel verlinkt gewesene Bild ist leider nicht mehr zugänglich, deshalb hier nochmals (freilich in einer beschnittenen und durch erklärende »Inserts« der WienerZeitung verunstalteten Form; wer einen Eindruck vom wirklichen Gemälde haben will, kann ihn hier, wenn auch nur verkleinert, gewinnen):


Der WienerZeitung-Artikel geht dann noch auf den imposanten Teppich ein (»Zahlreiche Legenden ranken sich auch um den Teppich bei der Unterzeichnungszeremonie«) — aber lesen Sie dort einfach selbst nach. Und auch den Artikel, der im Artikel vor fünf Jahren aus dem Standard zitiert wurde.

Sie haben dann ein abgerundetes Bild unserer alpenländischen Heimat vor Augen, und wundern sich über nichts mehr ...


6 Kommentare:

Fragolin hat gesagt…

65 Jahre Staatsvertrag. 65 Jahre Freiheit.
Woanders wäre das eine kleine Feier wert gewesen.
Bei uns gab es nur eine PK mit zwei grünen Ministern, von denen einer gefühlte 20x die "zweite Welle" beschwor.
Neue Normalität eben.
MfG Fragolin

Michael hat gesagt…

Die "zweite Welle",geschätzer Fragolin, wird kommen! Aber in Form von Arbeitslosigkeit, Armut, Aussichtslosigkeit usw., usf.
Anders eben, wie sich das die meisten vorgestellt haben.
Das ist sie dann: die Neue Normalität!

MfG Michael!

Anonym hat gesagt…

"65 Jahre Freiheit" - der Leser staunt. Bisher hatten Sie alles getan, um Ihren Lesern den Eindruck zu vermitteln, dass Österreich ein Shithole country ist, gleich hinter Afghanistan.

Fragolin hat gesagt…

Werter Anonym,
Irrtum, bisher haben nur einige Leser alles getan, um es bewusst so zu verstehen.
Ich versuche nur alles, um zu verhindern, dass es eines wird.
Wer nicht mit dem Vorsatz des böswilligen Missverstehens liest, der weiß das.
Wer aber Vorkämpfer der Shithole-Bewegung ist, die aus Wien Klein-Kabul machen möchte, wird es immer missverstehen wollen.
MfG Fragolin

Anonym hat gesagt…

werter Le Penseur,

vor 65 wurden wir befreit.......

Wie groß ist unsere Freiheit? Frei von Meinungsunterdrückung? Frei von Corona? usw.

mlg alexandra

Anonym hat gesagt…

Kann man dem Demokratie- und Rechtsstaatsverständnis der Elite trauen?
„Ein Problem für sich war und ist überhaupt der einseitige Gebrauch, schlimmer: der einseitige Gebrauch und Missbrauch von Macht und Recht“ (s. Internet, Institut für Rechtspolitik). Paar im Internet veröffentlichte Zeugenaussagen kann man dazu finden unter „Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen systemkonform“, „Pharmaindustrie schlimmer als die Mafia“, „Lobbyismus: Macht und Ohnmacht der Volksvertreter“.
Zur aktuellen Lage der „Demokratie“, eigentlich „Elitendemokratie“, vgl. auch den unter https://www.youtube.com/watch?v=VXhK8uN6WyA veröffentlichten wissenschaftlichen Vortrag. Daraus entnahm ich:
Wir sind beim Recht des Stärkeren, also dort, wo die alten Griechen gestartet sind. Es fehlt die Volkssouveränität, keine Möglichkeit der Verfassungsänderung, fehlende Rechenschaftspflicht der Exekutive, keine Auswahl der Amtsträger durch das Volk, keine Aufklärung, die Gewaltenteilung ist weitgehend ausgehölt, eine Anbindung der Exekutive an das demokratische Gesetz gibt es nicht, die UN-Charta wird nicht eingehalten, das Völkerrecht auch nicht.
Demokratie wird nur von oben gewährt, wenn der Druck von unten groß genug ist und die Gefahr einer Revolution besteht. Die Alternative ist immer die Barbarei. Passivität oder "Fertigmachen" bzw. Ausschalten von Kritikern bedeutet die Entscheidung für die Barbarei.