Sonntag, 8. Oktober 2017

Hier klingt schon fast der ganze Beethoven und frühe Schubert

... und damit war er in der Jugend seiner Zeit um Jahre, ja Jahrzehnte voraus: Christoph Ernst Friedrich Weyse, dessen Tod heute vor 175 Jahren den unmittelbaren Anlaß bildet, dieses damals ebenso bedeutenden wie heute vergessenen Komponisten zu gedenken.

Geboren in Altona, studierte er Musik in Kopenhagen, wo er auch den Rest seines Lebens verbrachte — 1819 mit dem Titel des kgl. dänischen Hofkomponisten ausgezeichnet. Geachtet und geehrt zu Lebzeiten, nach dem Tod vergessen ... Die einzige Komposition, die viele heute noch von ihm kennen, kennen sie nicht unter seinem Namen, sondern dem von — Rossini (der in der Tat auch einige Melodien beisteuerte) ...

Dennoch — wer seine Symphonien aufmerksam hört, wird einen für die jeweilige Entstehungszeit der Werke höchst zukunftsweisenden Genius entdecken! So z.B. in seiner Symphonie Nr. 5, Es-Dur aus dem Jahr 1796:


Auch die tragisch umdüsterte Symphonie Nr. 6 in c-moll, nur zwei Jahre später, 1798, entstanden, könnte ebensogut zehn oder zwanzig Jahre später komponiert worden sein, und wäre doch noch immer »auf der Höhe ihrer Zeit« gewesen:


Seine letzte, die Symphonie Nr. 7, nur ein Jahr nach der vorigen entstanden, und wieder in Es-Dur, läßt uns ratlos zurück: warum hat dieser offenkundig so talentierte Symphoniker im vergleichsweise jugendlichen Alter von fünfundzwanzig Jahre bereits aufgehört, Symphonien zu schreiben?


Sicherlich erklärt manches seine Tätigkeit als Organist einer bedeutenden Kirche in Kopenhagen: das war ohne Zweifel Knochenarbeit, und leitete ihn hin zu Kantaten und derlei geistlichen Vokalwerken, die seinen damaligen Ruhm begründeten. Dennoch: wie hätte wohl die achte oder neunte Symphonie geklungen — wenn er sie nur geschrieben hätte ...


5 Kommentare:

Biedermann hat gesagt…

Cher Penseur, Sie sind ein wahrer Trüffelhund abseits ausgetretener Pfade! Mit einem zufriedenen Schnurren … Danke und Miau!

Le Penseur hat gesagt…

Na, Gott sei Dank sind Sie auf den -hund gekommen, und haben das weit bekanntere -schwein vermieden ...

;-)

Anonym hat gesagt…

Ich speichere Dokumente deutscher Kultur gern.
D.a.a.T.

Anonym hat gesagt…

Muss zugeben, dass ich schon etliche der weithin vergessenen, jedoch von Ihnen, Cher Le Penseur, gehobenen musikalischen Schätze, hier goutierte, ohne selbst von den Komponisten jemals vorher etwas gewusst, geschweige denn angehört zu haben. –
Indes, selbst nach intensiverem „Hintergrübeln“ dieser Befunde komme ich zu keiner Conclusio betreffs Ursache/Wirkung-Zusammenhang, nämlich:

„Sind Jenne vergessen, da weniger bedeutend, oder weniger bedeutend, da vergessen ?“

Dazu noch einige (eher zusamenhanglose Gedankensplitter)
- Es kann vermutl. nur ein begrenzter Subset an Künstlern/Werken im „Kollektiven Gedächtnis“ einer Epoche überleben.
- Die Grösse v. Werken bzw. deren Schöpfer wird oft erst posthum „definiert“ und hängt nicht nur v. objektiven Kriterien, sondern auch v. zufälligen Umständen ab.
- Haben die „Vergessenen“ evtl. ein zu schlechtes Verhältnis zwischen Meisterwerken und Durchschnitts-Kompositionen aufzuweisen ?
- Fallen einige evtl. stilistisch zu stark neben unsere heutigen „Raster“ und bleiben ergo zu wenig beachtet ?
- Oder ähneln ihre Werke vielleicht zu sehr denen unserer bekannten „Grossmeister“, sodass sie lediglich als „Epigongn“ firmieren ?
- Evtl. fehlt (mir perönlich), bzw. uns „Laien“ allgemein, die Fähigkeit „wahre Grösse“ zu erkennen, und wurndert(n) sich daher, weshalb so viele „Meisterwerke und deren Verfasser“ vergessen sind.

Biedermann hat gesagt…

Cher Penseur, vermutlich haben Sie mit einem emsigen Trüffelschweinderl oder der würzigen wilden Verwandschaft namens – horribile dictu! – Wildsau, zumal in kulinarischer Hinsicht, genau so wenig Schwierigkeiten wie ich. Die Bezeichnung Trüffelhund floss mir aber insofern schon ganz natürlich aus der Feder, da ein respektvolles "a Hund is er scho" dabei leise mitbellt.
:-)