Sonntag, 7. Februar 2016

Norbert Hofer



... das »freundliche, zivilisierte Gesicht der FPÖ«, wie »DiePresse« offenbar sofort als Besonderheit gegenüber allen anderen FPÖlern herauszustellen sich bemüßigt fühlt (wogegen es in anderen Parteien von freundlichen, zivilisierten Gesichtern nur so wimmelt!), wurde nach der Bekanntgabe seiner Bundespräsidentschafts-Kandidatur in einem ausführlichen Interview befragt:
Warum sind Sie eigentlich in der FPÖ?
Norbert Hofer: Mein Vater war Direktor eines mittelständischen Unternehmens und hatte die Gelegenheit, in der Mittagspause immer nach Hause zu kommen. Und da haben wir immer das „Mittagsjournal“ gehört. Da entstand im Lauf der Jahre Interesse für Politik. Als junger Mann wollte ich dann auch politisch etwas machen. Und habe mich bei der FPÖ gemeldet.
Warum bei der FPÖ?
Ich komme aus einem ÖVP-Haus. Mein Vater war ÖVP-Gemeinderat. Mein Großvater war Christdemokrat in der NS-Zeit – war nicht lustig. Aber mein Vater hat oft gesagt: Meine Partei hat sich so verändert.
 Inwiefern verändert?
Für meinen Vater war die ÖVP immer eine Unternehmerpartei – und auch christlich-sozial. Und dann sieht man, dass die KMU nicht die Unterstützung bekommen, die notwendig ist. Diese Diskussionen gab es jeden Tag bei uns zu Hause. Und das prägt. Und dann war für mich die Entscheidung: Welche Partei passt am besten zu mir?
 Welche Rolle hat Jörg Haider hier gespielt?
Jörg Haider hat bei jedem, der damals politisch aktiv geworden ist, eine Rolle gespielt. Weil er einfach Dinge gesagt hat, die vorher niemand gesagt hat. Das war natürlich eine Motivation. Aber ich sage heute noch immer allen: Leute, schaut euch die Parteiprogramme an! Man kann immer begeistert von einer Person sein. Aber die Person geht vielleicht wieder. Als Haider gegangen ist, bin ich geblieben.
 Warum?
Weil mir die Linie wichtiger war als die Person.
Insgesamt ein Interview, das trotz der Verbindlichkeit, die zu Hofers Wesen gehört, recht klar zu den Fragen Stellung nimmt und nicht bloß Sprechblasen absondert. Man weiß nach diesen Antworten doch recht zuverlässig, welche Meinungen und Werte Hofer vertritt — und das ist angesichts der (zwar meist bloß theoretisch) weitreichenden Befugnisse eines österreichischen Bundespräsidenten (der deutlich mehr Kompetenzen hat als bspw. der deutsche) doch durchaus wichtig.

Hofer hat mit dem Interview sicherlich bei einer Reihe von Bürgerlichen, die schon auf »Griss-Kurs« waren (oder gar überlegten, ob sie als »Protestzeichen« den Grünen van der Bellen wählen sollten), einen guten Eindruck hinterlassen. 

Der Wahlausgang bleibt daher — eigentlich erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik — völlig offen, da die Frage, welche beiden Kandidaten die höchste Stimmenzahl erzielen und damit in die Stichwahl ziehen, seriös derzeit nicht beantwortbar ist.

Hundsdorfer (SPÖ) und Khol (ÖVP) haben jedenfalls einen schweren Stand: sie werden vermutlich nur von den jeweiligen »Hard-Core-Wählern« der Partei gewählt werden. Van der Bellen wird weit ins »etabliert«-sozialistische Lager (Lehrer, NGO-Fuzzis und sonstige Staatsschmarotzer) grasen, und wohl auch in »linksbürgerliche« Kreise vordringen. Griss wird v.a. von Nichtwählern und frustrierten ÖVPlern (das inkludiert auch das pinke Trüppchen) profitieren.

Mit Hofer hat die FPÖ jedoch einen insofern geschickten Schachzug getan, als er — anders als z.B. eine Kandidatur von Ursula Stenzel —nicht als Kampfansage an die ÖVP gewertet wird: und wenn in Österreich sich etwas ändern soll, dann wird die FPÖ die ÖVP in Zukunft dringend brauchen (und umgekehrt)! Denn mit roten Funktionärsapparatschiks kann man den in den Dreck gefahrenen Karren ebensowenig herausziehen, wie mit grünen und pinken Gutmenschlichkeits-Spinnern!


4 Kommentare:

Carolus hat gesagt…

„ ... Befugnisse“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bundespräsident_(Österreich)#Entlassung_der_Bundesregierung:
Wäre wohl fällig!

Ein Wahlbeobachter hat gesagt…

Meine Prognose:

Hundstorfer und Hofer kommen in die Stichwahl, VdBellen und Khol kämpfen um Platz 3, Griss wird letzte.

Bemerkenswert der Umstand, dass bei ca. 6 Mill. Wahlberechtigten sich bisher kaum 500 spendende Unterstützer für eine (relativ) "neutrale"/"parteiunabhängige" Kandidatin fanden. Egal, was man über Frau Griss denkt: Weniger als 1000 Spendenunterstützer sind ein Armutszeugnis für eine Zivilgesellschaft.

kennerderlage hat gesagt…

@wahlbeobachter

meine prognose (leider): vdb und hofer kommen in die stichwahl, womit vdb vermutlich bp wird, weil die "zivilgesellschaft" und die medien lieber einen charakterelastischen (firnberg & fischer hinten hineinkriechen, solange unikarriere dauerte etc.) opportunisten haben, bevor sie einen integeren fpoe-mann riskieren, der womoeglich mit ein paar privilegien unserer "meinungsmacher" aufraeumt ...

:-(

Fragolin hat gesagt…

Es wird um ein entweder/oder gehen:

http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4828916/Van-der-Bellen_Wurde-FPOgefuhrte-Regierung-nicht-angeloben

Klare Ansage: Demokratie ist, wenn wir die Regeln festlegen.
Typisch grün. Macht zusammen mit rot nicht umsonst braun...