19. Oktober 2015 10.00 Uhr
Deutsch kaputtEs ist fast wieder wie vor 13 Jahren. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte damals zu Beginn seiner zweiten Amtszeit mit der Agenda 2010 und der so genannten Hartz-Kommission einen Paukenschlag gesetzt, der in einer totalen Umgestaltung der Republik münden sollte. Offiziell erklärtes Ziel war die Bekämpfung der Arbeits-losigkeit, bekämpft wurden jedoch Beschäftigte und Arbeitslose gleichermaßen, statt eines Aufschwungs am Arbeitsmarkt machten sich Leiharbeit, Ein-Euro-Jobs und immer mehr prekäre Voll- und Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse breit. Ausgelöst worden war dies von dem geradezu verbrecherischen Streben, die gesamte EU - mit Deutschland als Lokomotive voran - zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum des Planeten umzugestalten.Wettbewerbsfähig hieß in diesem Zusammenhang allerdings vor allem, und in erster Linie, und primär und alternativlos: Runter mit den Löhnen, runter mit den Lohn- nebenkosten, runter mit den Lohnersatzleistungen, runter mit den Sozialtransfers, also: Immer feste drauf, auf die Kleinen. Nicht in der Überzeugung: Kleinvieh macht auch Mist, sondern in der Überzeugung: Nur Kleinvieh macht Mist!(Hier weiterlesen)
Nun, man muß das sozial(istisch)e Pathos des »Immer gegen die Kleinen!«, das durch obige Worte durchklingt, nicht teilen — aber daß der Autor ganz falsch liegt mit seiner Bestandsaufnahme, das kann nun auch schwer behauptet werden.
Auf »BankhausRott & Frank Meyer« (das sozialistischer Umtriebe doch einigermaßen unverdächtig ist), wurde dieser Artikel jedenfalls übernommen, und von einem Poster »Ernst Jünger« mit folgendem Kommentar versehen:
Ach, was war das vor einem Jahr noch schön. Wir waren Weltmeister, die BBC drehte „Make me a German“. Schweden nannten sich in Klaus-Heidi um, von der Lufthansa gesponsert, nach Berlin kommen zu können. Jeder wunderte sich, wie gut doch Deutschland die Krise überstanden hatte (wann genau war die eigentlich beendet?).Das deutsche Modell, also sehr grob Kooperation statt Konkurrenz, staatliche Eingriffe statt unsichtbarer Hand, drohte gewisse andere Systeme in den Schatten zu stellen, auch in Bezug auf das Gesundheitssystem.Effizienz, harte Arbeit und Kooperation schienen Ihre Früchte getragen zu haben.Und jetzt? Pustekuchen, Freunde! Das ist alles nur geklaut, gezogen und geraubt.
Die Weltmeisterschaft 2006 soll geschmiert worden sein. VW hat betrogen – gut, es sind keine Leute umgekommen, aber der Ruf der deutschen Industrie, des Fußballs und Deutschland ist angekratzt, und Klaus-Heidi heißt wieder Sven.Und mal sehen, was aus dem sozialen Frieden und dem Gesundheitssystem wird, wenn erst mal der Frost kommt, mit hunderttausenden Flüchtlingen , die in Zelten hocken, und schon jetzt, politisch korrekt gesagt, unruhig werden. Die Ersten, sicherlich Metallarbeiter, haben hier in Hamburg schon mal angefangen, Ihre Betten auseinander zu bauen. Das als Vorbereitung eines gewaltätigen Akt zu sehen, war sicher ein Mißverständnis, und als die 20 Streifenwagen ankamen, war wieder Ruhe. Unsere Polizei war für die Abwechslung sicher dankbar.Auch hier wieder ein Literaturtipp: Die Schocktherapie, von Naomi Klein. Hier wird beschrieben, wie in der Vergangenheit Systeme kaputt gemacht wurden. Ohne anschließendes wieder Heile-Machen.Darf ich mal wild raten, was als nächstes passieren könnte? Stromausfall, Unruhen, aufgrund dessen Herabstufung des Länderratings durch unsere Freunde (Sorry, Dude), Deflation. Und als Rettung TTIP und Konsorten? Bereinigung der Ukraine-Frage (war da eigendlich mal irgendwas?)Wenn ich Unrecht habe – liebend gerne. Wenn ich Recht habe, ist das ein konzertierter Angriff auf Europa mit Deutschland als Sollbruchstelle. Von wem bloß?
Werden wir auf die Schlußfrage je eine Antwort bekommen, die den Antwortenden nicht (im günstigen Fall) »diskursmäßig« ins Out, in weniger günstigen in Arbeitslosigkeit, ins Gefängnis oder zur letzten Ruhestätte — wenn es ganz blöd zugehen sollte — bringt ...?