Dienstag, 26. Juli 2011

Die Fähigkeit zur Ferndiagnose

... scheint mit räumlicher wie zeitlicher Entfernung vom Geschehen im Quadrat zuzunehmen. Nicht nur österreichische Gerichtspsychiater sind dazu fähig, nein, auch amerikanische Ärzte vollbringen in dieser Disziplin beachtliche Leistungen.

Schwer zu entscheiden, welcher von beiden Ferndiagnostikern nun rechter hat (um einmal einen sprachlich nicht ganz astreinen Komparativ einzuführen). An Originalität der Sprachschöpfung mangelt es jedenfalls beiden nicht. Prof. Haller kreiert den Begriff »Massakrist«, Dr. Bergeron den der »letalen Triade«, wobei er sich nicht auf das oft lebensverkürzende Wirken der gleichnamigen chinesischen Mafiaorganisation bezieht, sondern auf eine »traumainduzierte Koagulopathie« — also darauf, daß man beim Verbluten in kalter Umgebung schnell sterben kann. Nein, wer hätte das gedacht!

Wie auch immer: es ist faszinierend zu lesen, was man, ohne eine Ahnung von den tatsächlichen Verhältnissen zu haben, als Fachmann nicht alles diagnostizieren kann! Besonders, wenn davon auszugehen ist, daß die damit bedruckte Zeitung für gewöhnlich schon am nächsten Tag in der Altpapiertonne landet (wichtig! Müll immer trennen!) ...

Eines bestürzt mich bei Prof. Haller's Ferndiagnose allerdings: er führt aus, es handle sich bei den Massakristen »... durchweg um Männer, die nicht mehr ganz jung sind«. Wenn er bereits den mittlerweile zur Berühmtheit der Woche aufgestiegenen 32-jährigen Herrn B. darunter zählt — wohin würde er dann Angehörige der Generation 50+ rechnen? Und erst sich selbst?

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