Dienstag, 26. Juli 2011

Der Fußball ist die kleine Welt ...

... in der die große ihre Probe hält — wenigstens in Österreich. Und kam es zwar, wie das verdienstvolle E-Mail-Portal »gmx« gestern unter dem wirklich originellen Startseiten-Kurztitel »Bullen als "Neger" beschimpft?« zu berichten wußte, fast zu Handgreiflichkeiten nach dem Spiel, welche sich jedoch inzwischen kalmierten und in allgemeiner Versöhnung sacht schlossen wie eine Rokokospieldose ...


Als des Fußballs nicht wirklich Interessierter war ich bislang eigentlich der Meinung, der Zweck des Männerfußballs wäre es, möglichst oft den schwarz-weißen Ball ins Tor auf der anderen Seite des Spielfeldes zu bugsieren — wogegen Damenfußball durchaus auch in ein Gezicke à la »Frau Schiedsrichterin, die Liesi hat mich vorhin ganz böse angeschaut!« ausarten könne — doch, wie man sieht, hat auch der Männerfußball diesbezüglich aufgeholt, wie der gmx-Artikel hinlänglich beweist:
Die Nerven lagen wegen angeblicher Rassismus-Vorwürfe gegen "Bullen"-Akteure blank, die Trainer, Walter Kogler von den Hausherren und Ricardo Moniz, versuchten zu kalmieren. In den Katakomben flogen während des Abgangs fast die Fäuste: Im Mittelpunkt der Salzburger Attacken stand Tirols Verteidiger Georg Harding. Dieser habe während des Spiels Salzburgs Brasilianer Leonardo als "Neger" bezeichnet.

Salzburgs farbiger Torhüter Eddie Gustafsson sagte im ORF-Interview: "Harding hat zu 'Leo' Neger gesagt. Das hat im Fußball nichts zu suchen. Denn wir sind Vorbilder für die Jugend." Der angesprochene Verteidiger wollte dies jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Es sei alles erstunken und erlogen, beteuerte Harding.

Gustafsson nahm den Vorwurf am Montag wieder zurück. Der Schwede will sich zudem bei Harding entschuldigen. "Sobald sich Edward Gustafsson bei mir entschuldigen wird, ist dieses Thema für mich erledigt. Wie ich auch schon nach dem Spiel gesagt habe, verurteile ich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zutiefst", wird Harding in der Club-Mitteilung zitiert.
Der farbige Schwede Gustafsson — sozusagen der sprichwörtliche Südschwede, dieser Eddie, der alte Schwede! — hat also gelogen (sonst täte er's ja nicht zurücknehmen), dennoch lautet die Schlagzeile nicht: »Salzburgs Südschwede verleumdet Tirols Verteidiger durch Rassismus-Vorwurf«, was faktisch richtig, aber vielleicht politisch nicht ganz korrekt gewesen wäre, sondern: »Bullen als "Neger" beschimpft?« — naja, in der Kürze liegt die Würze, dachte sich der Online-Redakteur vermutlich (sofern er dachte), da kann auf die inhaltliche Richtigkeit nicht immer geachtet werden.

Und schon steht ein unschöner — zwar in Anführungszeichen gesetzter und mit Fragezeichen hinterfragter — Rassismusverdacht gegen das schöne Alpenland Tirol im Raum. So schnell kann's gehen ...

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