Dienstag, 5. November 2019

Bisweilen zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit


... daß diese keineswegs so idyllisch und sicher gewesen war, wie man es sich imaginiert. Unser aller Leben ruht auf schwankendem, bisweilen fast konvulsivisch schütterndem Grund. Ein Artikel in den Acta diurna hat mich in die Zeit meiner Kindheit zurückgeführt, jene frühen Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen, zu denen auch das Treffen von Kennedy und Chruschtschows in Wien am 3. und 4. Juni 1961 gehört, und die Kubakrise über ein Jahr später. 

Natürlich »wußte« ich als Kind damals nicht, in welcher Gefahr die ganze Welt angesichts des ebenso kalten wie erbitterten Kriegs des atomaren Wettrüstens zwischen den USA und der UdSSR schwebte. Doch, wie es Hölderlin so bezwingend poetisch auszudrücken wußte:
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.  
Klonovsky stellt die damaligen Vorgänge in einen scheinbar willkürliche, aktuellen Zusammenhang:
Ein nicht unerheblicher Teil meiner Zeitgenossen scheint derzeit in Greta Thunberg eine Art Welt-retterin zu sehen. Wer einem Menschen ins Antlitz blicken will, der tatsächlich die Menschheit ge-rettet hat, bitte:


Ich war damals zwei Monate alt.  

Gott segne Sie, Wassili Alexandrowitsch. 


Und verlinkt auf diesen Artikel:

RAY McGOVERN: Thanks to a Soviet Navy Captain — We Survived 1962


Oct. 27, 1962, is the date on which we humans were spared ex-tinction thanks to Soviet Navy submarine Captain Vasili Alexandrovich Arkhipov.
Arkhipov insisted on following the book on using nuclear weapons. He overruled his colleagues on Soviet submarine B-59, who were readying a 10-kiloton nuclear torpedo to fire at the USS Randolph task force near Cuba without the required authorization from Moscow.
Es fröstelt einen, wenn man im weiteren Verlauf liest, mit welcher Unbekümmertheit die obersten Chefs der US-Army bereit waren, buchstäblich hunderte Millionen von Menschen, zum allergrößten Teil Zivilisten, dem sicheren Tod zu überantworten, weil sie die UdSSR und ihre Verbündeten durch einen atomaren Erstschlag ausschalten wollten:
As Ellsberg writes (in his Prologue, p. 3): “The total death toll as calculated by the Joint Chiefs, from a U.S. first strike aimed at the Soviet Union, its Warsaw Pact satellites, and China, would be roughly six hundred million dead. A hundred Holocausts.”  And yet the fools pressed on, as in trying to cross “The Big Muddy.”
Nicht, daß es solche Militär-Knallköpfe nicht auch in der Sowjetunion gegeben hätte, aber es gab eben auch besonnenere Offiziere — denen wir in Mitteleuropa unser Leben verdanken. Denn nach einem Nuklearkrieg wäre von Europa, wie wir es kennen, nicht mehr viel übrig gewesen.

Es spricht für die Größe und Bescheidenheit dieses Mannes, der als Vizeadmiral der der Sowjetischen Marine in den Ruhestand trat, und 1998 starb, daß seine einsame Entscheidung, keinen Atomkrieg mit all seinen für die Menschheit katastrophalen Folgen zu riskieren, erst Jahre nach seinem Tod in die Öffentlichkeit getragen wurde.

Wenn man in die Geschichte zurückblickt: manchmal erinnert die Menschheit an Kinder, die am Rande eines Abgrunds Ball spielen ....

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese Anbiederung an das terrorsystem der "UdSSR", dessen Exponenten wir NICHTS zu verdanken haben als Blut und Tod, erinnert in peinlichster Weie an die Huldigungen der K-Gruppen aus den 70er Jahren. Auch in dem primitiven Antiamerikanismus.

Aber so ist das eben, zu Zeiten der UdSSR 2.0, deren Caudillo die Rechtspopulisten mit "Putin, rette uns!"-Bannern huldigen.

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) "Anonym",

... Anbiederung an das terrorsystem der "UdSSR" ...

Ach — die ehrende Erwähnung, daß ein sowjetischer Offizier zum Glück eine weise Entscheidung getroffen hat, die vermutlich Abermillionen von Menschen das Leben rettete, ist eine »Anbiederung«?

Kurze Frage: sind Sie ganz real so ein Arschloch, oder mimen Sie bloß ein solches, um als extra-cooler Transatlantiker rüberzukommen?

---

P.S.: ersparen Sie sich ruhig die Antwort — ich denke, keiner der Leser ist ernstlich daran interessiert ...

Anonym hat gesagt…

primitiven Antiamerikanismus ...
Es gibt auch "primitiven" Proamerikanismus, sowohl bei Zecken als auch bei Kackservativen: Die hätten uns - ganz selbstlos - vom bösen Adolf befreit, und die löbliche Demokratie gebracht. Heute schützen sie uns vor den bösen Russen, die nur darauf lauern, uns zu unterjochen ...
"Gräme dich nicht um jener Kinder Torheit ..." - sagt ein Imam bei Karl Kraus, als sich zwei Jungmannen in einer Moschee aufführen wie Rotz am Ärmel. ("Bei den Kismet-Knöppen") ---

O. Prantl hat gesagt…

Wassili Alexandrowitsch, ein Held ohne jeden Zweifel, aber von wem hat er einen Dank erhalten ?