Freitag, 7. Juni 2013

Zwei Medienartikel, jeder für sich beunruhigend genug

... enthüllen ihre ganze Sprengkraft, wenn man sie im Zusammenhang liest. Da berichtet »Die Presse« (ausnahmesweise redaktionell):
Amerika bespitzelt alle Ausländer im Internet

Google, Facebook, Apple, Microsoft und alle anderen Herrscher über das Internet geben seit sieben Jahren den US-Geheimdiensten Zugang zu allen E-Mails, Fotos, Videos und sonstigen Daten auf ihren Servern.

[WASHINGTON]
„Ihre Privatsphäre ist unsere Priorität": Mit diesem Slogan warb der US-Softwarekonzern Microsoft am Donnerstagabend in der Halbzeitpause des ersten NBA-Finalspiels zwischen San Antonio und Miami. Im Lichte der zeitgleich veröffentlichten Enthüllungen über die umfassende Internetspionage der amerikanischen Geheimdienste klingt das Versprechen des Konzerns wie ein Hohn. Denn im Mai 2007 war Microsoft das erste von zahlreichen Internetunternehmen, das im Rahmen eines bis dato streng geheimen Überwachungsprogramms namens PRISM massenhaft Daten über seine Kunden an die National Security Agency (NSA) und das FBI zu liefern.
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Nun, unschön, irendwie ... ... Dazu berichtete schon vor einigen Monaten Tom Leonard von »Daily Mail Online« Neuigkeiten von der Google-Front:
Google's sinister glasses will turn the whole world into search giant's spies

They look like something you’d see at a Star Trek convention, perhaps worn with a pair of fake pointy ears. And that’s entirely fitting, given that these high-tech specs are about to propel us into a sci-fi future few could have envisaged a decade ago. Google Glass has had the tech world giddy with excitement since it was unveiled nearly a year ago. Last week, at the South By Southwest technology convention in Austin, Texas, a Google designer gave the first demonstration to a rapt audience.

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Mancher wird die Achseln zucken und jetzt fragen: »Na und? Ich muß dieses Zeug ja nicht kaufen!« Nun, man sollte den Artikel zu Ende lesen:
But of all the promised features of these spectacular specs, it is the glasses’ ability to take pictures and shoot video footage and upload it instantly to the internet that is proving most disturbing. Some fear candid camera snooping will become all too easy when no one realises that the person simply looking in their direction is actually filming them.

And it gets worse. According to Google co-founder Sergey Brin, the company plans to have Google Glass fitted with an automatic picture-taking mode, snapping photos at pre-set intervals. This could be as often as every five seconds. While people may rightly worry about being photographed without their knowledge or permission, such fears pale into insignificance when you consider the true extent of the insidious reach of Google Glass.

Time and again, Google has proved that it has no time for that quaint old concept called ‘privacy’.
Manch blauäugiger Naivling wird jetzt sagen: »Was kratzt es mich, wenn der Passant Müllermeier, den ich nicht kenne, und der mich nicht kennt, mich filmt, wie ich gerade ein Eis esse!«

Beim Eis wird's keinen kratzen — aber wenn er Sie filmt, wie Sie ihr Auto besteigen? Und dann die Nummer des Autos filmt. Und diese Informationen von ihm (oder von der Firma / Organisation für die er arbeitet), in einer Datenbank gespeichert werden? Kratzt es Sie dann auch nicht, wenn Sie mit diesem Auto eine Freundin zum Rendezvous abholten, und Ihnen am nächsten Tag eine Erpresser-Email zugeht, mit innigen Photos von Ihnen und Ihrer Freundin, und dem dezenten Hinweis, daß man aus dem selbstverständlich öffentlichen Melderegister erfahren habe, daß Sie mit besagter Person nicht, dafür aber mit einer anderen verheiratet sind? Und wieviel Ihnen es wert wäre, wenn diese andere Person diese Photos nicht kennenlernt?

Der sittlich gefestigte Mann lacht hier (etwas zu laut, vermutlich) und meint: »Mir kann das nicht passieren, weil ich keine Freundin habe!« Ach, wirklich ...  Sie sind derart Herr über Ihre Gesichtszüge, daß Sie bei einer feschen Blondine, die am Gehsteig Ihren Weg kreuzt, nicht mal anerkennend hinsehen? Was, im 5-Sekunden-Takt photographiert, möglicher-, ja wahrscheinlicherweise das eine oder andere Photo liefert, auf dem es durchaus so aussehen könnte, als würden Sie gerade zu flirten versuchen (und dem kann mit ein bißchen Photoshop nachgeholfen werden). Und was, wenn all diese Informationen auf einmal in einer großen Regierungsdatenbank katalogisiert und vernetzt sind? Und Sie sich an einer Demonstration beteiligen wollen.Oder einen kontroversiellen Diskussionsabend besuchen. Und Sie sich überlegen müssen, ob dann nicht Ihr Chef / Auftraggeber / Konkurrent genau diese Photos zugespielt bekommt. Denn Ihre Identität ist durch Gesichtserkennungssoftware längst eindeutig zugeordnet. Und wird in einem großen Datenfile gesammelt, gegen welches die aberhunderten Kilometer Stasi-Akten Kinderspielzeug waren.

Nun: wie fühlt sich das jetzt an?

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