Sonntag, 24. Mai 2015

Wenn es überhaupt ...

... etwas wie eine »Pfingstmusik« gibt, dann diese — der erste Satz der Symphonie Nr. 8 von Gustav Mahler:


Der österreichische Schriftsteller und Musikwissenschaftler Richard Specht berichtet in seiner großen Mahler-Biographie ein schier unvorstellbares Detail: dem Komponisten habe zunächst (ohne daß er's wußte) ein gekürzter Text des Hymnus vorgelegen, und er habe irgendwo inmitten des Textes die unbezwingbare Notwendigkeit verspürt »textlose« Musik weiterzukomponieren, bis er nach einer erheblichen Anzahl von Takten den Text wieder mit seiner Musik in Übereinstimmung zu bringen wußte. Durch Zufall stellte er dann fest, daß das fehlende Textstück genau in Zeit und Stimmung zur »textlosen« Musik paßte, und er dieser quasi »nur« den fehlenden Text unterlegen mußte. 

Gibt es ein plastischere Umsetzung des Berichtes in der Apostelgeschichte (so »unhistorisch« diese wohl sein mag), die da beschreibt ...
Stupebant autem omnes, et mirabantur, dicentes : Nonne ecce omnes isti qui loquuntur, Galilæi sunt ? et quomodo nos audivimus unusquisque linguam nostram in qua nati sumus ? Parthi, et Medi, et Ælamitæ, et qui habitant Mespotamiam, Judæam, et Cappadociam, Pontum, et Asiam, Phrygiam, et Pamphyliam, Ægyptum, et partes Libyæ quæ est circa Cyrenen : et advenæ Romani, Judæi quoque, et Proselyti, Cretes, et Arabes : audivimus eos loquentes nostris linguis magnalia Dei.  
 (Act.Ap. 2, 7-11)
... daß einstmals in Jerusalem jeder die Zungenrede der Apostel in seiner Sprache hörte — und dann eben viele Jahrhunderte später ein Gustav Mahler selbst dort, wo ihm der Text fehlte, diesen dennoch in seiner Sprache — der Sprache der absoluten, symphonischen Musik — hörte, bis er den ihm zuvor fehlenden Text fand ...


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P.S.: Auf Youtube postete ein »Fritz Maisenbacher« erkennbar hingerissen: »This extatic ode to Jesus-Christ, and Maria, elevated to the highest point by a "little" jew from Moravia, a great, huge moment of humanity«

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