»DiePresse« beglückt ihre Leser (und selbstmurmelnd auch zugehörigen Innen) mit folgender Meldung (resp. Abschreibübung aus APA/dpa):
Experten rekonstruieren den jungen Jesus nach Grabtuch
Die verwendete Software wird üblicherweise zur Fahndung nach Mafiabossen eingesetzt.06.05.2015 | 17:40 | (DiePresse.com)Polizeiexperten haben anlässlich der aktuellen Präsentation des berühmten Turiner Grabtuches versucht, das Gesicht des jungen Jesus zu rekonstruieren. Dafür sei eine Software genutzt worden, die sonst bei der Fahndung nach Mafiabossen eingesetzt werde, berichtete die italienische Zeitung "La Repubblica" am Mittwoch.
Im weiteren Verlauf wird zwar berichtet:
Das Ergebnis ist je nach Imaginationskraft und handwerklicher Kunstfertigkeit, diese umzusetzen, mehr oder weniger gelungen ausgefallen. Es kann ohne Zweifel (speziell in seinen künstlerisch gelungenen Exemplaren) mit geistigem Gewinn als Vorlage für eine Bildmeditation verwendet werden. Mehr davon zu erwarten, nämlich — wie die obige Reportage insinuieren möchte — einen »wahren Jesus«, den man steckbrieflich suchen (und damit mit etwas Glück auch finden) könnte, ist entweder (freundlich interpretiert) fast schon beneidenswerte Naivität — oder eben grottentiefe Ignoranz.
Ob die obigen »Fahndungsphotos«, oder z.B. Hofmanns Darstellung des »Jesusknaben im Tempel« die »getreuere« wären, bleibt unentscheidbar:
Dabei sei vor allem die Fähigkeit von Zeichner Andrea D'Amore entscheidend gewesen, heißt es.Aber macht nix: »Software« klingt halt so wissenschaftlich ... Und dann schreibt »DiePresse« noch beglückt (ab):
Das "überraschende" Ergebnis habe bereits die Fernsehzuschauer in Italien fasziniert und sorge inzwischen auch im Ausland für Aufsehen.Die Überraschung der »Presse« (oder des zuständigen Nachrichtenfuzzis aus APA/dpa) in Ehren — aber mich überrascht das Ergebnis nicht wirklich! Seit geraumer Zeit, etwa so lange, wie die Menschen so von halbwegs bis wirklich realistisch zu zeichnen gelernt haben (sagen wir mal locker-flockig und mit Abstrichen: seit der frühen Renaissance), sind Künstler damit beschäftigt, sich einen mal älteren, mal jüngeren Jesus zu imaginieren (oder von den ihrer Imagination nahezukommen scheinenden Modellen abzumalen).
Das Ergebnis ist je nach Imaginationskraft und handwerklicher Kunstfertigkeit, diese umzusetzen, mehr oder weniger gelungen ausgefallen. Es kann ohne Zweifel (speziell in seinen künstlerisch gelungenen Exemplaren) mit geistigem Gewinn als Vorlage für eine Bildmeditation verwendet werden. Mehr davon zu erwarten, nämlich — wie die obige Reportage insinuieren möchte — einen »wahren Jesus«, den man steckbrieflich suchen (und damit mit etwas Glück auch finden) könnte, ist entweder (freundlich interpretiert) fast schon beneidenswerte Naivität — oder eben grottentiefe Ignoranz.
Ob die obigen »Fahndungsphotos«, oder z.B. Hofmanns Darstellung des »Jesusknaben im Tempel« die »getreuere« wären, bleibt unentscheidbar:
Und das ist vermutlich auch ganz gut so ...
2 Kommentare:
Reliqienverehrung ist so etwas wie Schrumpfköpfe (Tsantsa) herzustellen. Nicht viel anders jedenfalls.
Nach Hans Conrad Zander - "Ecce Jesus" - sehr zu empfehlen -
hätte Joschi eher eine ziemlich häßliche Flabbe gehabt - so wie sein Stammesgenosse Sartre ...
Und eines muß ich noch loswerden: Mariechen und Sepp litten wohl unter erstaunlicher Gedächtnisschwäche. Die göttliche Natur des Kindes wurde beiden sowohl prä-, als auch postnatal verkündet. Dennoch waren sie, als der junge Joschi im Tempel dann loslegte, des Erstaunens und der Verwunderung voll. Wer es fassen kann, der fasse es.
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