Mittwoch, 16. Dezember 2015

Gelli

Wie vielen sagt dieser Name noch etwas? Wohl nur wenigen ...

Licio Gelli, ehedem Stuhl- oder gar Groß-Meister*) der Loge »Propaganda due«, abgekürzt P2. »DiePresse« widmet ihm einen putzig verharmlosenden Gedenkartikel — ei, warum wohl so?

LePenseur ist nun wirklich keiner, der hinter einem jeden Freimaurer einen Satansjünger vermutet, das überläßt er der Hochkatholen-Fraktion, die ihn mit ihrem blanken Entsetzen über »satanische« Anschauungen (die meist nur in der Phantasie religiös hochdisponierter Geister existieren) oft köstlich zu unterhalten verstehen. Da wird z.B. aus einem gelehrten Hinweis in Pike's »Morals and Dogma« zum 28° des A.A.S.R. (wer will, kann es hier nachlesen) über »Lucifer« als Lichtträger-Heros eine satanische Gegenkirche konstruiert, daß es nur so eine Freud ist! Jo mei ...

Er  hält auch wenig von der Rotte der Ludendorferianer, die selbige Freimaurerei gleich mit Jesuiten und Juden (was stünde sich bekanntlich näher als diese beiden ...*facepalm* ...) im Bandel vermutet, und daher ... ach, geschenkt!

Aber daß der Tod eines so mächtigen Intriganten und Drahtziehers von zahllosen Verbrechen keinen tiefer reichenden Vorwurf zutage fördert als sowas:
Vielfach in die Machenschaften verstrickt war auch die Vatikanbank IOR. Und Quer- verbindungen hielt der Maestro Venerabile auch zum Allzeit-Fuchs der italienischen Machtpolitik, zum Christdemokraten Giulio Andreotti (1919–2013).

„Plan für eine demokratische Wiedergeburt“ hieß das Manifest der P2. Es umfasste Law and Order und ökonomischen Liberalismus. Gelli, immer undurchsichtig, war im Zweiten Weltkrieg Doppelagent, für die Faschisten und für die Widerständler. Er genoss es, Leute dirigieren und erpressen zu können; seine Macht war der geheimnisvolle Nebel, in dem er sich verbarg.
... das ist entweder eine journalistische Bankrotterklärung für ein angebliches Qualitätsblatt — oder es läßt erkennen, daß das Interesse der Redaktion außengesteuert auf Desinformation gerichtet wurde. Was zwar die hirnerweichenden Vorstellungen von Satanbrüdern und/oder geheimen Weltherrschern (na, das sind dann ja doch andere, als die p.t. Schürzchenträger und kompliziert-Hände-Schüttler!) nicht untermauert, wohl aber einen gewissen korruptiv-konspirativen Einfluß besagter Kreise offenlegt.

Was einen Freiheitsfreund wie LePenseur zugegebenermaßen auch nicht gerade freut ...




*) so genau weiß man's nicht bei der grassierenden Titelsucht innerhalb der romanischen Freimaurerei.

3 Kommentare:

Lore Ley hat gesagt…

Wenn es nicht die Satansbrüder oder die Schürzchenträger zwischen den zwei Säulen sind, verehrter nachdenklicher Meister, wer ist es dann wohl dann ? Jetzt bin ich aber neugierig ...

Le Penseur hat gesagt…

Chère Lore Ley*),

genau wissend, wohin Sie hinauswollen, muß ich Ihnen leider sagen: nein die, die Sie jetzt offenbar genannt hören wollen, sind's auch nicht.




*) sind Sie übrigens irgendwie mit dem sogen. Reichstrunkenbold verwandt? Nur ein Frage ...

Lore Ley hat gesagt…

Mitnichten, verehrter Meister, ich stehe eher Harry Heine nahe. Der Reichstrunkenbold soll ja angeblich in realiter "Levy" geheißen haben.