Sonntag, 2. Juli 2023

Zum Tode verurteilt

Eine Mitteilung an alle Eltern und Erziehungsberechtigten, die eigentlich nachdenklich machen müsste.

von Helmut

 

Ich hab das aus facebook entnommen, ohne den Wahrheitsgehalt des aktuellen Vorganges zu überprüfen. Der Italiener, der das auf italienisch gepostet hat, ist mir als seriös bekannt; dazu ist der Inhalt des Posts zeitlos und allgemeingültig.

Zu Beginn das Foto, worum‘s geht:

https://ibb.co/hgTxSkd

Der Bericht (auf deutsch übersetzt) von facebook:

Ein zum Tode Verurteilter, der auf seine Hinrichtung wartete, bekam als letzten Wunsch einen Bleistift und Papier dazu. Nachdem er einige Minuten lang geschrieben hatte, rief der Verurteilte den Gefängniswärter und bat darum, diesen Brief seiner leiblichen Mutter zu geben.

Der Wortlaut des Briefs:

Mutter, wenn es mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt gäbe, würden wir beide hingerichtet werden und nicht nur ich. Du bist genauso schuldig wie ich für das Leben, das ich führe.

Erinnerst du dich daran, als ich das Fahrrad eines Jungen gestohlen und nach Hause gebracht habe? Du hast mir geholfen, es zu verstecken, damit mein Vater es nicht findet.

Weißt du noch, als ich das Geld aus der Brieftasche des Nachbarn gestohlen habe? Du bist mit mir gekommen, um es im Einkaufszentrum auszugeben.

Erinnerst du dich daran, als du dich mit meinem Vater gestritten hast und er gegangen ist? Er wollte mich nur maßregeln, weil ich das Endergebnis der Prüfung gestohlen hatte, von dem ich später ausgeschlossen wurde.

Mama, ich war nur ein Kind, kurz darauf wurde ich ein unruhiger Teenager und jetzt bin ich ein ziemlich missgestalteter Mann.

Mama, ich war nur ein Kind, das eine Korrektur brauchte, keine Anerkennung. Aber ich verzeihe dir trotzdem!

Ich bitte dich nur, diesen Brief an so viele Eltern in der Welt wie möglich weiterzuleiten, damit sie wissen, dass das, was alle Menschen zu guten oder schlechten Menschen macht.... die Erziehung ist.

Danke, Mama, dass du mir das Leben geschenkt und mir geholfen hast, es zu verlieren.

Gezeichnet: dein straffälliger Sohn.

Ergänzung:

Wer sich weigert, sein Kind zu bestrafen, der liebt es nicht. Wer es liebt, der zögert nicht, es zu züchtigen. ( Sprüche 13: 24 )

Erziehung ist die mächtigste Waffe, die man einsetzen kann, um die Welt zu verändern ( Nelson Mandela )

Erziehung und Zurechtweisung beginnen in der frühen Kindheit und dauern bis zum letzten Tag des Lebens ( Pythagoras )

Erziehe die Kinder so, dass es nicht nötig ist, die Erwachsenen zu bestrafen ( Pythagoras )

Nun, darüber kann man geteilter Meinung sein. Jeder ist seines Glückes Schmied, jeder ist sich selbst der Nächste, jeder hat es in der Hand, sein Leben so zu gestalten, wie er es möchte.

Die Mutter wollte ihr Kind vor Schaden, vor Nachteilen etc. schützen. Verwerflich? Wohl kaum. Es gab sicher andere Gelegenheiten, wo die Mutter eine andere Haltung hätte einnehmen müssen, was sie nicht getan hat.

Soll ich, um mich als Beispiel zu nehmen, für mein Fehlverhalten oder Fehlentscheidungen meine Eltern oder Erziehungsberechtigten dafür verantwortlich machen? Das ist Selbstbeweihräucherung. Das ist nichts anderes, als die persönliche Schuld auf andere zu schieben. Die Wenigsten haben ein intaktes und vorbildliches Elternhaus erlebt. Sind deshalb alle straffällig geworden?

Soll ich meinen Vater als Alkoholiker, oder meinen Stiefvater, der mir in besoffenem Zustand mit dem Messer nachgegangen ist, die Schuld dafür geben, wenn ich später im Leben falsche Entscheidungen getroffen habe?

Eine Lachplatte. Ich selbst, als denkender Mensch, muss aufgrund der Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als junger Mensch an den mir „Verantwortlichen“ gemacht habe, daraus lernen und meine Wege und Entscheidungen darauf ausrichten. Ich muss erkennen, was der Alkohol aus ursprünglich guten Menschen machen kann und mich dabei vorsehen.

Dabei anderen die Schuld zu geben, ist eine Form der beschützenden Selbstlüge, juristisch unter dem Begriff „Schutzbehauptung“ bekannt. Da gibt’s einen kriminellen Vorgang, bei dem ein junger Mann eine Minderjährige vergewaltigt und anschließend umgebracht hat, und der Rechtsanwalt versucht, das im Prozess mit der Begründung einer dominanten Oma, die eine fehlgeleitete Richtung bewirkt hat, zu rechtfertigen?

Das ist in meinen Augen eine Verhöhnung des geltenden Rechts, sowohl nach Paragraphen und auch nach moralischen Gesichtspunkten. Jeder weiß, wenn er ein gewaltkriminelles Delikt begeht, z.B. Vergewal-tigung, Raub, Totschlag, Mord, etc. dass er in diesem Moment etwas tut, was verboten, oder verwerflich, oder sonst was ist. Auch unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol. Der Unterschied dabei liegt doch nur darin, dass mit diesen Substanzen die Messlatte der Hemmschwelle tiefer gelegt wurde. Aber niemand kann behaupten, dass er nicht gewusst hat, dass er etwas Verbotenes getan hat.

Deshalb betrachte ich dieses „Testament“ des Hinzurichtenden als einen verzweifelten Akt der Schuldverschiebung an der Schwelle des Todes, der die natürliche vorhandene Mutterliebe als Mitschuld für sein Versagen benennen will.

Es ist aber eine nachdenkliche Information für diejenigen, die an der „antiautoritären Erziehung“ einen Narren gefressen haben, aber auch die Bestätigung für diejenigen, die sehr wohl wissen, wann sie ihrem Kind klarmachen müssen, dass es „so“ nicht geht. Nicht körperlicher Züchtigungen sind dafür geeignet, sondern vielmehr die Bereitschaft, dem Kind die Zeit zu widmen, die es benötigt.

Auch ich habe die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen – erst beim dritten Kind in der zweiten Ehe habe ich den „casus cnactus“ kapiert. Wenn jemand glaubt, dass er das mit der vormals „elektrischen Oma“ (auch TV genannt) oder dem Internet kompensiert, indem er dem Kind ein Smartphone schenkt, dann liegt er vollkommen falsch.

Nur der direkte, ständige und intensive Draht zum Kind und zum Jugendlichen bewirkt eine Form des Ver-trauensverhältnisses, das einen Einfluss auf die Richtung ermöglicht, in der sich der junge Mensch ent-wickeln soll. In vielen Familien werden hier Fehler gemacht – das ist die eine Seite. Aber das begründet und rechtfertigt nicht das spätere Verhalten des Jugendlichen oder als Erwachsener, wenn er dann straffällig wird. Selbst eine verminderte Bildung oder ein vermindertes rationales Denken ist in meinen Augen dafür keine Entschuldigung.
 

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Werter @Helmut

ein beeindruckender Kommentar, Danke!
Natürlich prägt die Kindheit das spätere Erwachsensein.
Erwachsensein bedeutet aber Verantwortung zu übernehmen, Ereignisse aufzuarbeiten, notfalls mit professioneller Hilfe, statt sich in selbstmitleidiger und/oder Mitleid heischender Art darin sein Lebtag zu suhlen und auf den Rest der Welt die Schuld an seinen Taten zu projizieren.
Wobei man nicht darüber hinwegsehen kann, daß es durchaus Geschehnisse gibt, die Kinderseelen auf immer zerstören, sodaß daraus nur noch zerstörte/gestörte Erwachsene werden können.

mfG
Tanit

Anonym hat gesagt…

"Das erste Eis zur falschen Zeit ist der erste Schritt zur Ehescheidung."
Irmela Hoffmann

Karolinger hat gesagt…

"Wen der Herr liebt, den züchtigt er". Diese biblische Weisheit, zeitlos gültig, gilt auch für die Erziehung von Kindern, die als erstes Gehorsam lernen müssen. Ich wurde als Kind regelmäßig geschlagen, heute bin ich meinem Vater dankbar dafür. Es hat mir nicht geschadet, im Gegenteil. Meine Kinder habe ich ebenso regelmäßig gezüchtigt, tw. mit robusten Züchtigungen ins offene Visier hinein, so dass man auch sehen konnte, dass sie ungehorsam waren und die gerechte Konsequenz tragen mussten. Es hat auch ihnen nicht geschadet, ale beide sind heute in wichtigen Leitungspositionen in der Wirtschaft.

helmut-1 hat gesagt…

Verehrte(r) Anonym Tanit:

Über den letzten Satz musste ich lange nachdenken:

"Wobei man nicht darüber hinwegsehen kann, daß es durchaus Geschehnisse gibt, die Kinderseelen auf immer zerstören, sodaß daraus nur noch zerstörte/gestörte Erwachsene werden können."

Obwohl ich mich zwei Jahrzehnte in der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit bewegt habe, so fehlt mir doch die Erfahrung mit pädophilen Opfern. Es kann durchaus sein, dass in dem Fall, wenn Kinder über einen längeren Zeitraum missbraucht wurden, dann eine psychologische/psychotherapeutische Aufarbeitung wenig Chancen auf eine vollständige Heilung hat.

Diese Kinder können durchaus ihr weiteres Leben lang z.B. unter einem gestörten Sexualleben leiden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie danach oder dadurch zu gewaltkriminellen Handlungen neigen.

Anonym hat gesagt…

Werter Helmut!
Ein kleiner Einwand von mir, ohne zu wissen ob (ich glaube) "die" s. g Tanit jetzt explizit auf Pädophilie hinweisen wollte?
Kinderseelen können auch für immer zerstört werden, ohne sexuell missbraucht worden zu sein.
Ich war mal auf einer Kinderkrebsstation - selten so Trauriges erlebt!

MfG Michael!

Fragolin hat gesagt…

Werter Karolinger,
wer brutale Schläge, dahin "wo man es sieht", gegen seine Kinder braucht, hat in der Erziehung schon versagt. Es gibt viele Methoden der Erziehung, Gewalt kann nur die letzte hilflose Kapitulation vor dem eigenen Unvermögen sein. Meine Kinder kennen die Bedeutung des Wortes Konsequenz sehr deutlich, bedurften aber noch nie einer Tracht Prügel. Es geht auch anders.
MfG Fragolin

Karolinger hat gesagt…

Werter Fragolin,
Prügel ist nicht gleich Gewalt. Und selbst wenn, ohne Gewalt geht es in der Erziehung nun einmal nicht. So wie es ein Gewaltmonopol des Staates gibt, gibt es ein Gewaltmonopol der Eltern, solange die Kinder unmündig sind.
Gewalt an sich ist zuerst einmal wertneutral. Sie muss nichts Schlechtes sein. Es kommt immer darauf an, ob sie zu ethisch höheren Zwecken eingesetzt wird oder zu niederen.

helmut-1 hat gesagt…

Herrn Michael:

Da haben wir aneinander vorbeigeredet. Anlass war dieses "Testament" des Todeskandidaten. Ich habe den Faden in der Richtung weitergesponnen, dass ich es in Abrede gestellt habe, kriminelles Verhalten als Erwachsener auf die Erziehung zurückzuführen. Wobei die Betonung bei mir auf Gewaltkriminalität liegt.

Es wird sicher Fälle geben wo die Erlebnisse von Kindern, vorwiegend diese, die nicht verarbeitet wurden oder werden konnten, zur späteren psychischen Belastung beim Erwachsenen werden können. Aber die Auslegung, dass solche Kinder dann als Erwachsene später zu Gewaltkriminalität neigen, wäre in meinen Augen verfehlt.

Und nur darum gings mir. Auf einen einfachen Nenner gebracht: Als Gewaltkrimineller zu sagen, daran, dass ich das getan habe, ist meine verfehlte Erziehung oder sind andere einschneidende Erlebnisse in meiner Kindheit schuld, das ist für mich inakzeptabel.

helmut-1 hat gesagt…

An Karolinger und Fragolin:

Ich muss die These, dass es falsch ist bei der Erziehung von Kindern handgreiflich zu werden, unterstreichen. Um das deutlich zu machen, muss ich aus dem Nähkästchen plaudern, obwohl das für mich alles andere als ein Ruhmesblatt ist.

Ich war deutlich unter 25, als meine ersten beiden Kinder zur Welt gekommen sind. Ein Mädchen und dann ein Junge. Nach vielem Nachdenken und analysieren bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich offensichtlich damals noch nicht reif dafür war, Kinder zu erziehen. Schließlich ist man ja auch biologisch bis 24 Jahren noch jugendlich. Aber das ist allenfalls eine Erklärung, auf keinen Fall eine Entschuldigung.

Für das, was ich getan habe, schäme ich mich zutiefst. Das Mädchen war davon kaum betroffen, aber der Junge. Ich hatte meine Prinzipien, und die mussten mit allen Mitteln durchgesetzt und befolgt werden. Wie oft ist mir dabei die Hand ausgerutscht, einmal sogar mit dem Siegelring am Ringfinger. Darauf gabs ein blaues Auge, und der Junge wurde daraufhin eine Woche lang nicht zur Schule geschickt. Als er einmal das nicht essen wollte, was meine Frau mit viel Mühe gekocht hatte, habe ich ihm einfach den Teller über den Kopf gestülpt, samt Inhalt.

Bis heute habe ich keine Antwort darauf gefunden, warum ich damals so überreagiert habe, obwohl ich heute es als ein Verbrechen betrachte, ein Kind zu schlagen. Auch der Psychologe, den ich letztens deshalb kontaktiert habe, konnte mir daraufhin keine vernünftige Antwort geben. "Ein Mensch ändert sich im Laufe der Jahre", - das weiß ich selbt, dafür brauche ich keinen Psychologen.

Im Laufe der Jahre, es sind ja mehr als 4 Jahrzehnte, sind diese Vorfälle aus meinem Gedächtnis verschwunden, zumindest in die Grauzone getreten. Mein Sohn aber weiß noch jedes Detail, und hat mir es wieder in Ernnerung gerufen. Man meint, dass mit der Zeit die negativen Erlebnisse verblassen und die positiven in strahlendem Licht erscheinen, - das ist falsch. Ich habe von meinem Vater nur ein einziges Mal eine Ohrfeige bekommen, sicher zu Recht, aber ich kann auch nach 60 Jahren noch ganz genau die Umstände beschreiben, wie das damals war.

Fakt ist, diese Schläge von demjenigen, zu dem die Kinder aufsehen sollen, die brennen sich in das Gedächtnis der Kinder ein, und sind auch nach Jahrzehnten nicht auslöschbar. Sie bleiben immer existent. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass ich das ungeschehen machen könnte, - aber das geht eben nicht.

Mit viel Geduld und vielen Gesprächen funktioniert vielleicht ein Vergeben, aber ein Vergessen wird es niemals geben. Jeder, der in der Erziehungsverantwortung steht, soll sich das vor Augen halten.

Über die persönlichen Qualen, die mir dadurch im komplizierten Verhältnis zu meinem Ältesten auferlegt sind, spreche ich nicht. Es ist die Folge von meinem Fehlverhalten, das ich ganz allein zu verantworten habe. Zum Glück war der Jüngste in der zweiten Ehe davon nicht betroffen. Ein weiteres Glück ist, dass meine Tochter in Deutschland eine äußerst erfolgreiche Psychologin und Psychotherapeutin ist, und mir so manches erklärt und mir für so manche Dinge die Augen geöffnet hat.

Aber meine ehrliche Aussage sollte sich jeder, er mit Kindern zu tun hat, verinnerlichen.

Anonym hat gesagt…

@ helmut 1, 14:56

Es geht nicht nur um Pädophilie sondern auch um nicht zu unterschätzende psychische Gewalt, welche gestörte Erwachsene hervorbringt, die tatsächlich gewaltbereit und ohne Unrechtbewußtsein ins Leben treten.

mfG
Tanit

NSU 1291 hat gesagt…

Im Rahmen dieser interessanten Diskussion über diverse und zum Teil stark divergierende Erziehungsmethoden, würde ich die Frage aufwerfen, ob nicht eine genetische Disposition auch für gewisse Verhaltensweisen und Charakterzüge im Menschen eine Rolle spielt. Dies stünde dann im Gegensatz zu der Behaviourismus-Theorie von Skinner wonach der erwachsene Mensch als Produkt seiner Umwelt und zwischenmenschlichen Interaktionen zu sehen ist.
Liebe Grüsse aus Luzern!