Donnerstag, 27. Juli 2023

Und was sagt

Paul Craig Roberts 

zu den Entwicklungen in der Ukraine?

Putins „begrenzte Militäroperation“ entpuppt sich als Katastrophe für Putin, für Russland und für die Welt, denn sie scheint zu einem großen Krieg zu führen.

Ein weiterer Grund ist, dass es Putin nicht gelungen ist, Odessa einzunehmen und die Ukraine vom Schwarzen Meer abzuschotten. Solange die Ukraine Odessa hat, können Angriffe auf die Krim vom Meer aus durchgeführt werden, wie der jüngste Angriff von 28 Drohnen. Welchen Wert hat eine begrenzte Militäroperation, die dem Feind alle Möglichkeiten lässt, seine Angriffe auf russisches Gebiet fortzusetzen?

Putins Versäumnis, die Ukraine schnell aus dem Feld zu drängen, ermöglicht den USA und der NATO, Schwarzmeerstützpunkte in Rumänien, Bulgarien, Georgien und möglicherweise der Türkei zu errichten. Mit anderen Worten: Putin lässt die Möglichkeit zu, dass die USA und die NATO Russlands natürliche Vorherrschaft im Schwarzen Meer angreifen. Der fatalerer Fehler ist kaum vorstellbar.

Die 101. US-Luftlandedivision befindet sich in Rumänien. Und warum? Geht es darum, die russischen Streitkräfte in Transnistrien abzuschneiden und den Sieg einer russischen Kapitulation zu erringen, oder geht es darum, den USA/NATO einen „Stolperdraht“-Schutz zu bieten, um die Einkreisung der russischen Marine zu vollenden, die in der Nord- und Ostsee als Ergebnis von Putins begrenzter Operation erreicht wurde, die Schweden und Finnland in die NATO schickte?

Was Putin und seine pro-westlichen atlantischen Integrationsberater für eine für den Westen beruhigende „begrenzte Operation“ hielten, die sich auf den Donbass beschränkte, gab dem anti-russischen Westen in Wirklichkeit die Gelegenheit, den Spieß gegen Putin umzudrehen. Er befindet sich jetzt in einem Krieg, für den er keine ausreichenden konventionellen Streitkräfte hat, da er nicht die notwendigen Mittel für eine echte Armee bereitgestellt hat.

Und er weigert sich immer noch, seine Gutmenschen-Haltung aufzugeben, die das Leben der ukrainischen Zivilbevölkerung und ihre Versorgung mit Wasser, Strom, öffentlichen Verkehrsmitteln und alltäglichen Annehmlichkeiten, die allesamt die Kampfkraft der Ukraine fördern, über das Überleben Russlands und seiner Truppen in den Schützengräben stellt.

Nachdem Putin acht Jahre lang gewartet hatte, während Washington eine ukrainische Armee aufbaute, die im Begriff war, die Bewohner rebellischer russischer Provinzen in der Ukraine abzuschlachten, wurden Menschen ohne ihre Zustimmung von kommunistischen Beamten in die ukrainische Republik der Sowjetunion gebracht. Dies zwang Putin zum Zögern, aber er blieb zögerlich und beschränkte seine Intervention auf Unwirksamkeit, was Washingtons Neokonservative, die Russland hassen, dazu ermutigte, den Westen gegen Russland in einen Konflikt zu verwickeln, den zu verlieren sich Washington nicht leisten kann. Die beiden amerikanischen Präsidentschaftskandidaten, die in der Lage wären, den Konflikt mit Russland zu beenden – Donald Trump und Robert F. Kennedy Jr. – werden beide von der Demokratischen Partei, dem Militär-/Sicherheitskomplex, den US-Medien und den falschen Staatsanwälten heftig angegriffen. Meiner Meinung nach gibt es keine Aussicht, dass einer von ihnen Präsident der Vereinigten Staaten werden kann.

Putin, der Kreml und die chinesische Führung verstehen nicht, dass der Westen nicht mehr der Westen ist. Die westlichen Prinzipien des 20. Jahrhunderts haben vielleicht nie in der Praxis existiert, aber im Prinzip schon. In Sowjetrussland kam die Propaganda eines freien Westens gut an. In den Köpfen der russischen Intelligenz wurde Amerika zu einem potenziellen Befreier. Als die Sowjetunion zusammenbrach und die Kommunisten Gorbatschow verhafteten, verloren die Russen aufgrund der wirtschaftlichen Nöte und politischen Demütigungen, die folgten, ihr Selbstvertrauen. Amerikas strahlendes Licht wurde zu einem Zeichen der Befreiung. Der Erfolg der amerikanischen Propaganda in Russland könnte Russlands Untergang besiegeln.

Hier die Analyse eines Inders:

Beachten Sie, dass er nicht von einem Amerikaner oder einem Russen stammt. Indien ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Zukunft. Wird sich Indien mit Russland und China verbünden, sich aus dem Konflikt heraushalten oder sich mit dem Westen verbünden? Die Entscheidung Indiens wird viel mit der Stabilität in der Welt zu tun haben.

Verstehen Putin und China die Bedeutung Indiens? Werden wir Zeuge einer weiteren Putinschen Gutmenschenrolle, bei der die Entscheidung der indischen Demokratie überlassen wird, was natürlich Washingtons Geld bedeutet, oder werden China und Russland Indien entgegenkommen, um einen CIA-Agenten auf der Seidenstraße zu vermeiden?

Meiner Ansicht nach, die vielleicht falsch ist, sind Russland und China Neulinge im Wald. Beide Regierungen glauben, dass sie es mit Demokratien zu tun haben, deren Regierungen dem Volk gegenüber verantwortlich sind. Deshalb verteidigen sich Russland und China gegen Anschuldigungen und tun so, als ob sie nur ein friedliches wirtschaftliches Engagement wollten.

Aber das ist nicht das, was die amerikanische Hegemonie will. Die Neokonservativen, die die US-Außenpolitik seit 30 Jahren kontrollieren, wollen die Zerstörung Russlands und Chinas, weil beide Länder dem Unilateralismus der USA im Wege stehen.

Es ist erstaunlich, dass weder die russische noch die chinesische Regierung dies begreifen können.

 

5 Kommentare:

Franz Lechner hat gesagt…

Na ja...
Hier scheint viel Zweckpessimismus am Werk. Die Entwicklung in Rumänien und Skandinavien hätte Putin auch mit einem schnelleren Vorgängen sogar eher noch befeuert. Gegen die Korruption westlicher Regierungen kann er nichts ausrichten.
Noch dazu wird er mit einer Nachbarschaft mit dem ukrainischen Volk langfristig leben müssen. Der Autor geht halt von den sattsam bekannten Prämissen der angloamerikanischen Kriegsführung aus - alles Niederbomben und dann drüberwalzen. Haben sie schon im Bürgerkrieg unter Beweis gestellt, dass sie auch ihre eigenen Landsleute abschlachten können. Wenigstens scheint dieser Ungeist noch nicht bis Russland Einzug gehalten zu haben...
Und so ganz rund läuft es für die USA wieder auch nicht. OB deren Strategie wirklich so klug ist, wird sich weisen.

Grantscherben hat gesagt…

Gegenfrage ...Hat die EU alles verstanden?

https://youtu.be/CgbDfBb72Xc

Franz Lechner hat gesagt…

GRantscherben: Ja, sicherlich. Die sind nämlich korrupt und Charakterlos, aber nicht unbedingt blöd. Zumindest die Strippenzieher. In wieweit Marionetten wie unsere Regierungstrotteln in der Lage sind, etwas zu hinterfragen oder nur reflexionslos alles Vorgekaute nachplappern, kann ich nicht beurteilen.

Anonym hat gesagt…

PCR macht m.E. den gleichen Fehler wie die westliche Presse. Sie glauben zu wissen was Putin denkt bzw. dachte. Die russische Vorgehensweise wurde von russischen Offiziellen mehrfach beschrieben. Einige wichtige Punkte werden dabei immer übersehen.
Erstens wollten die Russen eine Verhandlungslösung, keinen Krieg. Dass der „Westen“ dies nicht wollte mag man in Moskau geahnt haben, jetzt hat der Westen argumentativ klar geliefert. Unterstützt durch die Aussage Merkels, dass die Minsk-Abkommen nur dazu dienten Zeit zu gewinnen. Auch dies mag man in Russland gewusst haben. Einerseits hat auch hier der Westen seine Absichten nun offen gelegt, andererseits wage ich zu bezweifeln, dass Russland in 2014 einen Krieg in der heutigen Form hätte führen können. Die acht Jahre hat nicht nur der Westen genutzt. Auch Russland hat nicht nur Aufgerüstet, sondern auch seine zivile Wirtschaft und Landwirtschaft vom Westen unabhängiger gemacht.
Zweitens haben die Russen immer klar gemacht, dass sie sowohl eigene Verluste als auch Verluste der Zivilbevölkerung minimieren möchten. Die Schonung von Zivilisten ist westlichen Militärplanern völlig fremd und kommt in deren Denkprozessen schlicht nicht vor. Allein dieser Punkt erklärt das zögerliche Vorgehen der russischen Truppen.
Drittens haben die Russen bis jetzt noch nicht einmal einen Bruchteil, hauptsächlich Artillerie und Luftwaffe, ihrer konventionellen Streitkräfte offensiv eingesetzt. Die Geländegewinne des letzten Jahres wurden überwiegend von Milizen, Sondereinheiten und Söldnern erzielt. Die Mobilisierung vom letzten September ist m.E. das Ergebnis der russischen Analyse, dass sich Russland im Krieg mit der Nato befindet. Diese Tatsache wird gerne als Verschwörungstheorie abgetan. Aber die Summe der Äußerungen hochrangiger westlicher Politiker und Militärs und auch die Handlungen der westlichen Allianz zur materiellen und operativen Unterstützung der Ukraine lassen keinen anderen Schluss zu. Russland bereitet sich auf einen Waffengang mit der NATO vor, den Putin eigentlich vermeiden will.
Viertens, die Art Krieg zu führen. Wer sagt, dass die Russen den Krieg nach westlichen Vorgaben führen müssen? Der Westen hätte dies gerne gehabt. Ein schneller russischer Vormarsch mit hohen Verlusten. Am besten mit einen Partisanentätigkeit in den besetzten Gebieten. Stattdessen haben die Russen nur die relativ leicht zu erreichenden Ziele besetzt und überlassen den Angriff nun den Ukrainern. Dies führt zu einem Abnutzungskrieg, den weder die Ukraine noch der Westen gewinnen kann. Der Westen hat schlicht nicht die industrielle Basis, einen solch langwierigen Krieg zu führen. Auch die USA nicht. Die Zeit spielt für die Russen. Sie mussten durch diese Art der Kriegführung einige Verluste einstecken, die aber m.E. wesentlich geringer sind, als bei einem schnellen Vormarsch. Gleichzeitig belastet der Abnutzungskrieg die westliche Allianz extrem, da die europäischen Staaten sowohl unter den Rüstungslieferungen als auch unter Sanktionen leiden. Die zahlreichen Flüchtlinge machen die finanzielle Situation nicht leichter.
Alles in allem halte ich die russische Vorgehensweise für nachvollziehbar. Ob die erfolgreich sein wird werden wir in naher Zukunft sehen.


Grantscherben hat gesagt…

@ Franz Lechner

mein Kommentar bezog sich in erster Linie auf das Kurzvideo (1 min.) Nix für ungut ;)