Sonntag, 19. April 2020

Heute vor siebzig Jahren


... starb einer der wohl amüsantesten Schriftsteller, Komponisten, Maler, Ästheten (und — it goes without saying — Homosexuellen) Englands:

Gerald Hugh Tyrwhitt-Wilson, 14th Baron Berners


Lord Berners Wikipedia-Artikel liest sich wie ein Schelmenroman, vielleicht weniger in der etwas blassen deutschen Version, aber dafür umso mehr in der englischen! Von die deutsche wie ein fader Auszug erscheint — mit dem für den Englischkundigen amüsanten aperçu einer offenbar irgendwo aufgeschnappten, aber nicht richtig verstandenen, und daher ... ähm ... nicht in ihrer Bedeutungsfülle übersetzten Anmerkung:
... sowohl als talentierter Komponist als auch als Maler und Schriftsteller bekannt. Das brachte ihm in der Presse den Titel „der vielseitige Peer“ ein.
Je nun ... im englischen Original wird wohl »versatile« gestanden sein (oder »haben«, wie der Piefke sagen tät'), und das kann zwar »vielseitig« heißen, heißt in Bezug auf Männerfreunde seiner Art meist ein bisserl was anderes. Sei's drum ...

Lord Berners war in der Tat ein Exzentriker von hohen Graden. Einer seiner Besucher erinnert sich:
"No dogs admitted" at the top of the stairs and "Prepare to meet thy God" painted inside a wardrobe. When people complimented him on his delicious peaches he would say "Yes, they are ham-fed". And he used to put Woolworth pearl necklaces round his dogs' necks [Berners had a dalmatian...] and when a guest, rather perturbed, ran up saying "Fido has lost his necklace", G said, "Oh dear, I'll have to get another out of the safe."
Ein 30m hoher Aussichtsturm, den er bei seinem Landsitz als Geburtstagsgeschenk für seinen Freund errichten ließ, trug den Hinweis:
Members of the Public committing suicide from this tower do so at their own risk.
Doch genug gescherzt — gedenken wir des amüsanten Komponisten, der mit seinen musikalischen Einfällen bis heute ein Lächeln auf die Gesichter der Hörer zaubern kann:


»A Wedding Bouquet«, auf einen Text von Gertrude Stein, ist ebenso originell wie sein Ballett »Der Triumph Neptuns« (1926)


oder das Ballett »Les Sirènes« (1946)


oder auch das Ballett »Cupid and Psyche«:


Erwähnenswert auch der Epitaph, den er selbst verfaßte, und der tatsächlich auf seinem Grabstein zu lesen ist:
Here lies Lord Berners
One of the learners
His great love of learning
May earn him a burning
But, Praise the Lord!
He seldom was bored.
... like us, listening to his music ...


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