Montag, 15. September 2014

News vom Leuchtturm

... der Demokratie:


»Prolonged Detention« klingt doch hübsch. Etwa so hübsch wie »Schutzhaft« in tausendjährigen Zeiten. Oder das »friendly fire«, in dem oft lästige Verbündete zerklatscht werden (gelegentlich aber irrtümlich auch die eigenen Leute, aber macht nix, dafür haben wir den Begriff »Kollateralschaden« in Reserve). »Schöne neue Welt, die solche Wörter hat«, möchte man Shakespeare zitieren ...

Und alle diese Wörte kommen nicht von ungefähr, sondern gezielt und wie bestellt. Nein: nicht »wie«, sondern explizit »bestellt« — bspw. bei den FAZkes:

»Es gibt ein NATO-Netzwerk in den deutschen Medien«

Gespräch mit Willy Wimmer. Über die geopolitischen Interessen der USA in Europa, über Helmut Kohl und den Angriff auf die parlamentarische Demokratie

Willy Wimmer gehörte 33 Jahre dem Bundestag an. Zwischen 1985 und 1992 war er erst verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU und dann Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Von 1994 bis 2000 war er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Nun gehört die »Junge Welt« ja nicht wirklich zu den Lieblingsmedien LePenseurs, und dieser Ex-Staatssekretär Wimmer vertritt in dem Interview durchaus Ansichten, die seine Haare zu Berge stehen lassen, aber darum geht es hier nicht, sondern um eine interessante Nebenbemerkung Wimmers:
Wenn unsere Presse noch frei berichten würde, dann würde man Überlegungen dieser Art in den Medien debattiert sehen. Auf diesen außen- und sicherheitspolitischen Feldern findet eine freie Berichterstattung aber überhaupt nicht mehr statt. 

[JW] Wie kommt es zu dieser Einseitigkeit?

Man kann sich diesen Dingen nur über Indizien nähern. Die in der Bevölkerung herrschende Meinungsvielfalt wird in der Berichterstattung nicht widergespiegelt. Ich kann mich sehr gut an ein langes Gespräch mit einem mir seit Jahrzehnten bekannten führenden FAZ-Mitarbeiter erinnern. Der machte deutlich, wenn das State Department noch rechtzeitig vor Drucklegung nachts anruft, dann kommt der gewünschte Artikel am nächsten Morgen in die Zeitung.
Als ich 1985 Verteidigungspolitischer Sprecher wurde, hat mich ein leitender Mitarbeiter der Pressestelle der CDU/CSU ausdrücklich gewarnt vor einem Netzwerk der NATO in der deutschen Presse. Wenn es heute irgend etwas zu kommentieren gibt im Zusammenhang mit Entwicklungen innerhalb der Russischen Föderation, werden dafür in unseren Medien immer amerikanische Institutionen mit Sitz in Moskau herangezogen. Sie hören keine Stimme aus Moskau, die russisch ist. 
Nicht, daß wir's nicht geahnt hätten — aber es aus hochrangigem Mund bestätigt zu bekommen, ist auch was wert ...

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