»Schweigen ist Gold«. Weiß man ja. Doch ... ist es nicht manchmal, insbesondere in vorschnell ausgerufenen »Schweigeminuten«, »Schweigemärschen« (und was dergleichen sonst gerade in Mode ist) eher bloß wertlose Scheidemünze, sprich — Blech?
Sollte es nicht vielmehr heißen: »Mutmaßen ist Silber, Nachfragen ist Gold« ...? Denn Schweigen ist nicht Schweigen. War das recht weitgehende Schweigen — ein höchst beredtes Schweigen übrigens, das Geplapper über Nebensächlichkeiten nicht ausschloß — seitens der Alliierten Regierungen und ihrer Presse bspw. über Judenverfolgungen der Nazis wirklich »Gold«? Wäre umgekehrt das Reden über Kriegsverbrechen, und zwar egal aus welcher Epoche und von welcher Seite, bloß »Silber« — weil es das goldene Schweigen über das Unrecht, das die Sieger nach dem Motto »væ victis!« an den Besiegten zu üben pflegen, stören könnte?
Ach, breiten wir doch besser den barmherzigen Mantel des Schweigens über das ostentative Schweigen unserer Tage — jene zeitgeistige Betroffenheitsattitüde, die ihre platten zivilreligiösen Rituale in der »psychologischen Betreuung der Betroffenen«, in »Lichterketten« und in »Schweigemärschen« inszeniert ...
Sollte es nicht vielmehr heißen: »Mutmaßen ist Silber, Nachfragen ist Gold« ...? Denn Schweigen ist nicht Schweigen. War das recht weitgehende Schweigen — ein höchst beredtes Schweigen übrigens, das Geplapper über Nebensächlichkeiten nicht ausschloß — seitens der Alliierten Regierungen und ihrer Presse bspw. über Judenverfolgungen der Nazis wirklich »Gold«? Wäre umgekehrt das Reden über Kriegsverbrechen, und zwar egal aus welcher Epoche und von welcher Seite, bloß »Silber« — weil es das goldene Schweigen über das Unrecht, das die Sieger nach dem Motto »væ victis!« an den Besiegten zu üben pflegen, stören könnte?
Ach, breiten wir doch besser den barmherzigen Mantel des Schweigens über das ostentative Schweigen unserer Tage — jene zeitgeistige Betroffenheitsattitüde, die ihre platten zivilreligiösen Rituale in der »psychologischen Betreuung der Betroffenen«, in »Lichterketten« und in »Schweigemärschen« inszeniert ...
3 Kommentare:
Heutzutage gibt es sogar zwei Schweigen.-
Das eine, ein in narzisstischer Selbstinszenierung zu blanker Selbstbeweihräucherungs-Allüre geronnenes Ritual, das weniger dem Anlass, als der eigenen ostentativen Selbstbestätigung verpflichtet ist, und das echte,um so dröhnendere, Tot-Schweigen. Letzteres ist infamerweise kein "Tun", wie ersteres, sondern ein arglistiges "Lassen". In der lauten, schrillen, lärmigen Medienwelt, wo selbst "Typ-1-Schweigen" mit penetranter Phon-Zahl stattfindet, kann Typ-2-Schweigen ergo äusserst elegant und klammheimlich zelebriert werden.
Obo
@Obo:
Treffend bemerkt — ich habe fast Lust, die Titelzeile auf »(Ver)schweigen und Schweigen lassen« zu ändern.
Sehr gut gesagt - chapeau!
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