Donnerstag, 27. Januar 2011

An einen alten Steuerberaterwitz erinnert

... die Vorgangsweise der FED in Bilanzierungsfragen. Der Witz, in Österreich selbstverständlich mit einem Burgenländer als Hauptrolle besetzt (darf für Piefkes gern auch ein Ostfriese sein), geht folgendermaßen:
Ein Burgenländer hat im Lotto eine Menge Geld gewonnen und möchte jetzt endlich eine Frage beantwortet bekommen, die ihn schon immer interessiert hat, die er bisher aber mangels Geld niemand Fachkundigen fragen konnte. Jetzt hat er genug Geld und ist damit der Lösung seines Problems näher, wenn er nur einen Experten findet, der sich mit damit auskennt, nämlich mit der Frage: »Wieviel ist zwei mal zwei« ...

Wie er so in Gedanken durch Wien geht, kommt er bei einem Schild vorbei: »Universität Wien — Institut für Mathematik« steht da, und hocherfreut denkt er sich, daß er hier wohl eine Antwort auf seine Frage bekommt. Er betritt das Instutsgebäude und fragt, ob ihm jemand eine fachliche Frage beantworten könne (natürlich gegen Bezahlung, wie er hinzufügt), und sitzt nach einigen Minuten beim Institutsvorstand im Büro.
»Eine fachliche Frage? Aber bitte, gerne« lächelt der Herr Professor verbindlich.
»Ja also, Herr Professor, ich möcht' gern wissen, wieviel zwei mal zwei ist. Also wirklich genau und warum und so ... Sie verstehen?«
Der Ordinarius legt seine Stirn in Falten: »Das ist nicht so einfach wie Sie glauben, mein Lieber! Wir müssen dazu zunächst wissen, auf welche Zahlen sich diese Operation beziehen soll.«
Der Burgenländer staunt: »Ah, gibt's denn da verschiedene?« »Aber natürlich! Denken Sie nur an die Menge der ganzen oder der geraden Zahlen, dann die der natürlichen Zahlen, der irrationalen Zahlen usw.«
Der Burgenländer versteht Bahnhof.
Der Profesor rückt die Brille zurecht: »Wenn ich die ganzen Zahlen heranziehe, lautet das Ergebnis: vier«, doziert er.
»Und bei den irri..., ich mein' den irrita...«
»Bei den irrationalen Zahlen, meinen Sie? Ja, da muß man wieder unterscheiden, ob ...«
Dem armen Burgenländer schwindelt es bereits. Schnell dankt er dem Herrn Professor für seine Mühe und steht wenig später erleichtert (so ganz allgemein und um 150 Euro) auf der Straße.

Zu blöd! Noch immer hat er seine Frage nicht wirklich beantwortet bekommen ... da fällt sein Blick auf ein pompöses Messingschild einer Anwaltskanzlei. Ha, die kennen sich sicher auch mit sowas aus, denkt der Burgenländer und öffnet das schwere Portal. In der Kanzlei überzeugt er die Empfangsdame von der Dringlichkeit seines Falles, sitzt kurz darauf im Büro des Rechtsanwaltes und trägt dem Herrn Doktor sein Problem vor.
»Naja«, meint dieser, »mit Mathematik habe ich beruflich eher weniger zu tun, aber ich bin sicher, daß dazu bereits irgendwann eine Entscheidung des OGH ergangen ist, Moment mal ... haben wir gleich ...«
Er steht auf und nimmt einen Band mit höchstgerichtlichen Entscheidungen aus seiner Bibliothek ...
» Zwei ... zwei ..., Moment, Zwei-fel: "eine Zahlung ist im Zweifel eine Anerkennung im Sinne des § 1396 ABGB" ... nein das trifft's auch nicht ... Zwei ... Zwei ... ja hier: "... ist das Recht zur außerordentlichen Kündigung als zweiseitig zwingender Rechtssatz der ..." ... nein, auch wieder nicht ..., aber hier vielleicht? ... "... wo sich zwei Rechtssätze wie zwei Mengen mit einer Schnittmenge verhalten - in dieser Situation kann die lex specialis-Regel nichts zur Auflösung des ...", nein bedauere sehr, aber zu Ihrer Frage ist leider noch keine höchstgerichtliche Judikatur ergangen.«
Der Burgenländer erhält von der Empfangsdame eine Quittung (»Konsultation dringlich, 1/2 h € 150,- zuzügl. 20% USt €30,- Betrag dankend erhalten«) und steht wieder auf der Straße. Zu blöd, wieder nix! So ein vertrockneter Paragraphenreiter ....

Und wie er durch die Straßen irrt, sieht er auf einmal ein Türschild »Steuerberater Dipl.-Kfm. Sowieso« und seine trübe Stimmung bessert sich. Natürlich, warum hat er nicht gleich daran gedacht! Ein Steuerberater ist doch ein Praktiker, der ständig mit Zahlen zu tun hat — der wird ihn sicher verstehen und das alles genau erklären können! Nach Überwindung des Vorzimmerdrachens sitzt er tatsächlich beim Herrn Diplomkaufmann im Chefbüro und trägt, etwas stockend, sein Anliegen vor:
»Also, eigentlich möcht' ich nur wissen, wieviel zwei mal zwei ist ... ich mein', Sie verstehen, Herr Diplomkaufmann: so überhaupt ... und warum ...«
Der Steuerberater bringt ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und erhebt sich abrupt, läuft zum geöffneten Fenster und schließt es. Dann öffnet er die Zimmertüre und vergewissert sich, ob nicht jemand im Vorzimmer wartet, schließt die Türe sorgfältig, eilt zum Besprechungstisch zurück, setzt sich ganz nahe zum Burgenländer, und raunt ihm leise ins Ohr: »Was soll denn 'rauskommen ...?«
Diesen Witz hörte ich vor vielen Jahren von einem alten Steuerberater — und der mußte es ja wissen ... ... Was dieser Witz nun mit der FED und ihren geänderten Bilanzierungsmethoden zu tun hat? Das hier:
Der amerikanische Nachrichtensender CNBC berichtet über eine Veränderung in den Bilanzierungsregeln, die die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) klammheimlich in einem regulären Wochenbericht versteckt hatte. Aus dem Vermögensteil sollen bei der Bilanzaufstellung alle Verluste, die die Fed möglicherweise aufgrund der toxischen Wertpapiere, die sie von verschiedenen Banken gekauft hat, verzeichnen muss, herausgenommen werden.
[...]
Das bedeutet also, dass die amerikanische Zentralbank ihren eigenen Bankrott nur noch durch einen billigen Buchhaltungstrick vermeiden kann, in dem sie die Schulden aus der Bilanz herausnimmt und als Verpflichtung gegenüber dem Finanzministerium ausweist.
(mehr dazu hier)
»Was soll denn 'rauskommen ...?«

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