... sondern — aber Moment mal: ist denn der Artikel, auf den ich hier hinweisen möchte, nicht auch (ja sogar: massivst!) »Zivilisationskritik«?
Es geht um Gedanken über das Organspenden — und die Weigerung, es zu tun. Die Bloggerin »Kalliopevorleserin« hat dazu berührende, einfühlsame Überlegungen geschrieben, die man im allgegenwärtigen Druck unserer auf Effizienz getrimmten Gesellschaft selten vernimmt. Weil die, welche sie etwa äußern wollten, durch soziale Mechanismen dezent (aber effizient!) abgehalten werden, das zu tun. Wie man so etwas anstellt? Ganz einfach: indem man geschickt einen Rechtfertigungsdruck aufbaut: »Was, Sie sind so einer, der lieber völlig nutzlos stirbt und verwest, als einem armen Kind oder einer jungen Mutter durch eine Organspende das Leben zu retten? Nein, wie asozial!«
Es ist natürlich immer das »arme Kind« oder die »junge Mutter«, die da gerettet werden sollen — nicht etwa der verfettete Kotzbrocken von Berufspolitiker oder Immobilienhai, den mitten in seiner letzten fiesen Intrige fast der Herzschlag von der Bühne hätte abtreten lassen, und der jetzt — gut verdienend und daher gut versichert — darauf wartet, daß er ein neues Herz bekommt. Um dann endlich kürzer zu treten. Aber Sie wissen ja, der Job ... ach ja, und die Berufsgutmenschen, welche mir gleich mit erhobenem Zeigefinger beweisen wollen, daß auch ein Berufspolitiker oder Immobilienhai doch sein legitimes Recht auf eine Organspende habe — geschenkt! Theoretisch alles richtig oder falsch, wie man es gerade argumentieren will. Und vorallem: für die vorliegende Fragestellung völlig irrelevant.
Denn »Kalliopevorleserin« erzählt in ihren Betrachtungen auch, daß es für einen Sterbenden wichtiger sein mag, daß seine Angehörigen in den letzten Minuten des verlöschenden Lebens bei ihm sind, seine Hände halten, ihm versuchen, die lähmende Angst zu nehmen. Ihn gehen lassen, und ihn doch dabei begleiten, bis sie eben zurückbleiben müssen. Mit Trauer und Schmerz, ja, aber auch mit dem Gefühl, ihn nicht vorzeitig verlassen zu haben.
Wer seinen Tod verdrängt, und dazu zweckmäßigerweise gleich mit dem Verdrängen des Todes seiner Angehörigen anfängt, der wird nicht wissen, nicht einmal wissen wollen, worum es da geht. Der Prozeß des Sterbens ist (von den wenigen, viel zu wenigen Fällen des »sanften Einschlafens« einmal abgesehen — das wünschen sich alle, aber leider meist vergebens) ist nicht nur für den Sterbenden (das extrapoliere ich mal so, mangels eigener Erfahrung), sondern auch für seine Angehörigen »existenziell erschütternd«. Nie fühlte ich mich hilfloser, als an einem Sterbebett. Aber nie wußte ich auch intuitiv klarer, daß es für den Sterbenden durch mein Weglaufen und Allein-lassen mit Sicherheit nicht leichter würde. Und so blieb ich.
Gott (oder das Schicksal, wenn's jemand lieber so will) hat es mit mir »gut« gemeint: die meisten Todesfälle naher Angehöriger habe ich bisher nicht unmittelbar miterlebt, da sie für uns völlig unvorhergesehen eintraten — aber einer dafür hatte durchaus die Qualität eines »traumatischen Erlebnisses« ... und dennoch: wenn ich damals mit meiner Begleitung auf diesem letzten Weg irgendwie helfen konnte, dann hatte es einen Sinn. Auch für mich.
Doch genug der Vorbemerkungen — hier der Artikel »Warum ich keine Organe spende«.
Es geht um Gedanken über das Organspenden — und die Weigerung, es zu tun. Die Bloggerin »Kalliopevorleserin« hat dazu berührende, einfühlsame Überlegungen geschrieben, die man im allgegenwärtigen Druck unserer auf Effizienz getrimmten Gesellschaft selten vernimmt. Weil die, welche sie etwa äußern wollten, durch soziale Mechanismen dezent (aber effizient!) abgehalten werden, das zu tun. Wie man so etwas anstellt? Ganz einfach: indem man geschickt einen Rechtfertigungsdruck aufbaut: »Was, Sie sind so einer, der lieber völlig nutzlos stirbt und verwest, als einem armen Kind oder einer jungen Mutter durch eine Organspende das Leben zu retten? Nein, wie asozial!«
Es ist natürlich immer das »arme Kind« oder die »junge Mutter«, die da gerettet werden sollen — nicht etwa der verfettete Kotzbrocken von Berufspolitiker oder Immobilienhai, den mitten in seiner letzten fiesen Intrige fast der Herzschlag von der Bühne hätte abtreten lassen, und der jetzt — gut verdienend und daher gut versichert — darauf wartet, daß er ein neues Herz bekommt. Um dann endlich kürzer zu treten. Aber Sie wissen ja, der Job ... ach ja, und die Berufsgutmenschen, welche mir gleich mit erhobenem Zeigefinger beweisen wollen, daß auch ein Berufspolitiker oder Immobilienhai doch sein legitimes Recht auf eine Organspende habe — geschenkt! Theoretisch alles richtig oder falsch, wie man es gerade argumentieren will. Und vorallem: für die vorliegende Fragestellung völlig irrelevant.
Denn »Kalliopevorleserin« erzählt in ihren Betrachtungen auch, daß es für einen Sterbenden wichtiger sein mag, daß seine Angehörigen in den letzten Minuten des verlöschenden Lebens bei ihm sind, seine Hände halten, ihm versuchen, die lähmende Angst zu nehmen. Ihn gehen lassen, und ihn doch dabei begleiten, bis sie eben zurückbleiben müssen. Mit Trauer und Schmerz, ja, aber auch mit dem Gefühl, ihn nicht vorzeitig verlassen zu haben.
Wer seinen Tod verdrängt, und dazu zweckmäßigerweise gleich mit dem Verdrängen des Todes seiner Angehörigen anfängt, der wird nicht wissen, nicht einmal wissen wollen, worum es da geht. Der Prozeß des Sterbens ist (von den wenigen, viel zu wenigen Fällen des »sanften Einschlafens« einmal abgesehen — das wünschen sich alle, aber leider meist vergebens) ist nicht nur für den Sterbenden (das extrapoliere ich mal so, mangels eigener Erfahrung), sondern auch für seine Angehörigen »existenziell erschütternd«. Nie fühlte ich mich hilfloser, als an einem Sterbebett. Aber nie wußte ich auch intuitiv klarer, daß es für den Sterbenden durch mein Weglaufen und Allein-lassen mit Sicherheit nicht leichter würde. Und so blieb ich.
Gott (oder das Schicksal, wenn's jemand lieber so will) hat es mit mir »gut« gemeint: die meisten Todesfälle naher Angehöriger habe ich bisher nicht unmittelbar miterlebt, da sie für uns völlig unvorhergesehen eintraten — aber einer dafür hatte durchaus die Qualität eines »traumatischen Erlebnisses« ... und dennoch: wenn ich damals mit meiner Begleitung auf diesem letzten Weg irgendwie helfen konnte, dann hatte es einen Sinn. Auch für mich.
Doch genug der Vorbemerkungen — hier der Artikel »Warum ich keine Organe spende«.
2 Kommentare:
Erst in den letzten Tagen habe ich gelesen, wie das mit dem Organspenden wirklich läuft, dass nämlich wirklich diese letzten Minuten dem Sterbenden genommen werden. Da letztendlich niemand weiß, was auch ein Bewusstloser noch empfindet: Wie grauenhaft. Da kann ich diesem Beitrag voll zustimmen: Die Chance, das Zeitliche am Lebensende, wirklich am Ende (ich meine das nicht religiös) zu segnen ist etwas, das wir keinem Menschen rauben dürfen.
Durch die Organspende stürzt man die Ärzte ganz unvermeidbar in einen Interessnkonflikt. Denn die entnommenen Organe sind nun einmal umso geeigneter, je frischer sie sind. Der Druck auf die Ärzte, den Todeszeitpunkt entsprechend zu definieren, sollte nicht unterschätzt werden.
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