Samstag, 5. Juni 2021

Ein paar flugtechnische Details zur angeblich erzwungenen Landung in Minsk

 
... bietet uns Peter Haisenko in einem sehr interessanten Artikel auf »Helmut Muellers Klartext«:

Der Westen muss Weißrussland um Verzeihung bitten!

Von Peter Haisenko

Nachdem der Funkverkehr zwischen der Ryan-Air und der Flugkontrolle von Weiß-russland veröffentlicht worden ist, steht außer Zweifel, dass dieser Flug in keiner Weise zur Landung in Minsk genötigt worden ist. Dennoch gibt es keinen Ansatz im Westen, seine Haltung zu korrigieren.
 
Nach den massiven Anschuldigungen gegen Weißrussland, hat man in Minsk das einzige getan, was einem zu unrecht Beschuldigten übrig bleibt. Sie haben Beweise vorgelegt, die die Anschuldigungen komplett widerlegen. Aus den Aufzeichnungen des Funk-verkehrs geht unzweideutig hervor, dass die Landung in Minsk die freie Entscheidung des Kapitäns war. Es gab eine Empfehlung der Kontrolle in Minsk, dort selbst zu landen. Das hat noch einen Aspekt. Mit dieser Empfehlung kamen sie dem Kapitän zu Hilfe, denn sie enthielt die uneingeschränkte Erlaubnis, überhaupt in Minsk landen zu dürfen. So haben sie dem Kapitän völlige Entscheidungsfreiheit gewährt, das zu tun, was er in seiner Notsituation für richtig hält. Diese Empfehlung war ein Akt der Nothilfe, wie es international üblich ist.
Jetzt werden gleich wieder die transatlantischen Trolle aus ihren Löchern kriechen und behaupten, auf dem LePenseur-Blog würde Lukaschenko »verherrlicht«, und was an dergleichen Unsinn mehr üblich ist. Nein, aber dieser Blog wird offensichtlich ungereimte Vorwürfe nicht kritiklos übernehmen. Das tat er in der Vergangenheit nicht und sieht auch keinen Grund, es künftig zu tun.

Wo Lukaschenko zu kritisieren ist (Menschenrechts-Situation in Weißrußland, versteinerte öko-nomische Strukturen etc.), ist er zu kritisieren — und wurde er auch auf diesem Blog kritisiert! Wo man hingegen versucht, ihnmit offensichtlich gelinkten Narrativen zu Fall zu bringen (nachdem ein ver-suchtes Attentat auf ihn blamabel gescheitert ist), dann wird das ebenso offen kritisiert. Ich weiß: Transatlantiker mögen Kritik nur in eine Richtung! Sie werden damit leben müssen, daß es auf diesem Blog anders gehalten wird.

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P.S.: nicht uninteressant (um es vorsichtig auszudrücken) ist auch das Interview, das mit Protasewitsch geführt wurde, und das Thomas Röper auf seiner Website zusammenfaßt. Lesenswert, ohne Frage. Ob in allem zutreffend, soll jeder selbst entscheiden ...

 
 

7 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Naja. Die Authentizität der Niederschrift kann ich nicht bewerten. Das hier aber schon: "Man muss rechtzeitig den Sinkflug einleiten, denn Jets gleiten wie ein Segelflugzeug und wenn man zu hoch anfliegt, zu spät mit dem Sinkflug beginnt, vergeudet man nicht nur Sprit, sondern muss seine Passagiere mit drastischen Aktionen wie dem Einsatz der Luftbremse ängstigen. So gilt generell, lieber etwas zu früh mit dem Sinkflug beginnen, als zu spät. "

Sicher muss man den Sinkflug richtig einleiten. Allerdings ist es schlicht gelogen, das man damit lieber zu früh als zu spät beginnt. Im Gegenteil, das Ziel ist möglichst lange auf großer Höhe zu bleiben und mit den Triebwerken im "Leerlauf" zu sinken. EIn "lieber zu früher" Sinkflug verschwendet Sprit und Zeit.

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Le Penseur hat gesagt…

Cher Martin,

genau das, nämlich das "Sinken-lassen" bei faktisch abgeschalteten Triebwerken, um so treibstoffsparend den Zielflughafen Vilnius zu erreichen, hat aber, wenn Sie sich den Artikel durchlesen, offenbar nicht stattgefunden:

Die Ryan-Air war noch 90 Kilometer von Vilnius entfernt als die Bombenmeldung kam und flog immer noch in Flugfläche 390, also etwa 13 Kilometer Höhe. Aus dieser Höhe sollte man den Sinkflug aber spätestens 150 Kilometer vor Erreichen des Zielflughafens beginnen. Die Ryan-Air hatte bis dahin noch nicht einmal um Freigabe für den Sinkflug angefragt. Das taten sie erst, nachdem sie den Anflug auf Minsk angefordert hatten. So darf vermutet werden, dass die Ryan-Air auf die Bombenwarnung gewartet hat, ehe sie ihren Sinkflug einleitet. Bemerkenswert auch, dass, wie im Funkverkehr bestätigt, die Crew der Ryan-Air die Wetterfrequenz von Minsk parat hatte.

Das sind jedenfalls Details, die den Verdacht, es handelte sich um ein abgekartetes spiel, verstärken!

Admin hat gesagt…

@Anonym:

Hony soit qui mal y pense

Wie recht Sie doch haben! Aber bezogen auf Ihr eigenes Kommentarposting.

Anonym hat gesagt…

Also dass die Maschine sich zum Zeitpunkt des U-Turns in Richtung Süden längst im Sinkflug auf Vilnius/EYVI hätte befinden müssen, scheint mir auch ebenso seltsam wie offenkundig.

Im Falle eines Direktanflugs auf Piste 01 von Süden wäre irgendetwas zwischen Flugfläche 150 und 200 nötig gewesen. Und selbst wenn im Falle einer aktuellen Betriebsrichtung Nord-Süd noch ein paar Zusatz-Kilometer für Gegen-, Quer- und Anflug zur Verfügung stünden, hätten es an besagter Stelle trotzdem schon gute 10.000 Fuß weniger sein müssen.

Soweit mir bekannt trainiert Ryanair die übliche Faustformel Altitude to lose : 1000 x 3 plus Zuschläge im Falle von Vereisung und Rückenwind während des Sinkfluges. Der errechnete Wert ist sogar in den Bordcomputer einzugeben, was bei diesem Flugzeug einen giftgrünen gestrichelten Markierungskreis auf dem Navigationsdisplay erzeugt und dabei helfen soll, den Einleitungspunkt des Sinkfluges auch ja nicht zu verpassen. Das ist bei dieser Gesellschaft auch deshalb wichtig, weil deren Flugpläne, die sie an ihre Piloten herausgibt, grundsätzlich immer ein 250/250 Sink-Profil enthalten. Also die Anweisung, frühzeitige und energieärme Sinkflüge durchzuführen als es bei der weiter verbreiteten 250/280er Speed-Kalkulation oder gar bei Highspeed Approaches mit über 300 Knoten angezeigter Fluggeschwindigkeit der Fall wäre. Auf ein Flugzeugleben von 30 Jahren gerechnet versprechen sich die FR-Controller davon wohl geringere Strukturbelastung und damit Wartungskostenersparnis. Es ist nicht ausdrücklich verboten, gilt aber wohl nur dann als legitim, wenn es aus der Situation heraus erforderlich ist, den Vogel doch noch ohne Extrarundenkilometer herunterzubringen. Also dass Ryanairpiloten absichtlich auf Reiseflughöhe über den zuvor kalkulierten, gebrieften und in den Bordcomputer eingegbenen Punkt der Sinkflugeinleitung hinausfliegen, dürfen wir für ausgeschlossen halten.

Der einzige für mich denkbare Grund ist, dass Minsk FACC ihnen die Erlaubnis zum Sinkflug verweigert hat und sie auf FL390 hinhielt. Vermutlich zuerst durch Täuschung wegen der vorgeblichen Bombendrohung der Hamas aus der Schweiz (was diese nun wirklich glaubwürdig sofort dementierte). Später dann, als auf FL390 der Einflug der Maschine in den Litauischen Luftraum drohte, wird man seitens des weißrussischen Militärs dann zum direkten "herauswinken" aus dem Verkehr übergegangen sein.

Gott möge verhüten dass sich mal eine F18/MiG/Gripen/Eurofighter oder dergleichen Staatsterrorisntrument über mir abbremst, sich vor mein Fenster fallen lässt und auffällig entlang seiner Längsachse auf- und abrollt. Anders als Herr Haisenko bräuchte ich allerdings in diesem Fall keinen Funkspruch mehr vom hunderte Kilometer weit entfernten Area-Controller um zu wissen was konkret der Typ vor uns als unverzügliches nächstes Flugmanöver erwartet. Sicher nicht geradeaus weiter aus seinem Hoheitsgebiet herauszufliegen, sondern das genaue Gegenteil davon.

(Ende Teil 1)

Anonym hat gesagt…

Und was sagen uns die einschlägigen Trackingdaten? Richtig, exakt das taten die Ryanairpiloten. 180-Grad Rechtskurve auf exakten Gegenkurs. Dann Absprache mit Minsk FACC über den anzufliegenden Ausweichflughafen. Ab diesem Zeitpunkt wird das Sprechfunk-Protokoll wieder plausibel, aber da waren die entscheidenden 5, 10 oder 10 Minuten des Coups bereits gelaufen. Was diese Phase betrifft, so dürfen wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass dass der veröffentlichte Funkverkehrsmitschnitt insofern manipuliert ist als dass die verdutzten Nachfragen der FR-Flightcrew, weshalb man da eine MiG29 vor dem Fenster habe, welcher man jetzt mangels sinnvoller Alternative ersteinmal gen Süden hinterherfliegen werde, geflissentlich herausgeschnitten worden ist.

Plausibel erscheint mir - um zum Schluss zur politischen Dimension des Falles zurückzukehren - ferner, dass es mitnichten die Weißrussen waren, die dieses Kerlchen auf der PAX-Liste besagten Fluges whatever it takes in die Finger bekommen wollten. Sondern Mütterchen Russland höchstselbst, der Lukaschenko inzwischen mehr als nur einen Gefallen schuldet. Wahrscheinlichster Grund: Mutmaßliche Kriegsverbrechen des Herrn Protasewitsch während dessen vormaliger "Karriere" beim Regiment AZOV im Ukraine-Krieg.

Le Penseur hat gesagt…

Cher (ich glaube das übliche "chère?" wird entbehrlich sein) Anonym,

Der einzige für mich denkbare Grund ist, dass Minsk FACC ihnen die Erlaubnis zum Sinkflug verweigert hat und sie auf FL390 hinhielt.

Das solches vermutlich von Minsk FACC nicht durch Gedankenübertragung an den Piloten der Maschine mitgeteilt wird, gibt es darüber sicher Mitschnitte des Funkverkehrs, und da Weißrußland ja nicht gerade von der weltpolitischen Unauffälligkeit und Beliebtheit bspw. Luxemburgs ist, gehe ich davon aus, daß alle Funksprüche aus diesem Bereich von Lauschohren der NATO an der Ostgrenze exakt mitgeschnitten werden. Es also kinderleicht sein wird, den pöhsen Weißrussen im O-Ton das um die Ohren zu knallen.

Nun — hört/liest man davon was? Eher nicht wirklich ...

Aber wenn Sie da Insider-Infos haben, bitte bringen! Mit Quellen, damit man bloße Trollerei von ernsthafter Information auseinandersortieren kann. Danke!

Bis dahin bleiben Ihre sicher interessanten Darlegungen bloß — Spekulation.