Freitag, 2. August 2019

Aus der Mottenkiste: Moralfachleute

von Fragolin

Heute mal ein paar ältere Gedanken zu Studienabgängern:

Es gibt zwei Sorten von Fachleuten. Beide haben jahrelang studiert. Und dann kam der Tag der Wahrheit.

Die einen waren fleißig am Lernen, haben sich Wissen und Fähigkeiten angeeignet und sich in Forschungsprojekte eingebracht. Sie haben gebüffelt, hatten vielleicht auch das Glück leicht zu verstehen und schnell zu erfassen; entsprechend haben sie nicht nur einen tollen Abschluss hingelegt sondern auch einen gut dotierten Job in einer Forschungsabteilung eines namhaften Unternehmens ergattern können. Dort nutzten sie die Forschungsmöglichkeiten bis hin zu bahnbrechenden Ergebnissen, die sogar mit international anerkannten Preisen vergoldet wurden.

Die anderen haben weniger gelernt, vielleicht weil sie sich schwerer taten, vielleicht auch weil das Hirn bereits mit Ideologie verklebt war, die dem Lernstoff oder auch nur seiner nicht geschlechtergerechten Darbietung ablehnend gegenüberstand. Statt am Abend im Labor zu arbeiten sind sie lieber mit einem Plakat davor gestanden und haben gegen Tierversuche demonstriert, wobei die Frage, ob es solche dort überhaupt gibt, nachrangig war. Oder haben einen Flashmob organisiert um auf das Geschlechterungleichgewicht hinzuweisen, dass zwar 30% der Studierenden weiblich oder kreativgeschlechtlich seien, aber abends im Labor nur lauter Männer rumwuseln. Entsprechend war das Ergebnis des Studiums, nun ja, ausreichend, und die Nachfrage der renommierten Unternehmen enden wollend.

Während die einen für die Ergebnisse ihrer Arbeit sofortige Anerkennung bekamen und sich dadurch bestätigen konnten, mussten die zweiten erst nach einer Bestätigungsmöglichkeit suchen. Und da es auf fachlicher Ebene einfach nicht funktioniert und der Mist, den sie zusammenerzählen, von wirklichen Fachleuten oftmals nicht einmal belächelt wird, muss eben die absolute Keule herhalten: die MORAL!

Man erklärt einfach die Spitzenfachleute für allesamt bestochen und somit unfähig zur richtigen Bewertung - sie sind ja fachlich durchaus gut in ihrem Gebiet, also dieser menschenfeindlichen und von neoliberalen Großkonzernen finanzierten Wissenschaft, aber moralisch einfach nur gekaufte Armleuchter. Man selbst ist halt mindestens ebenso eine tolle Fachkraft, man hat ja auch studiert, aber man hat sich halt nicht zum Sklaven der Industrie machen lassen (ein beliebtes Argument der Arbeitsmarktversager) und stehe daher moralisch weit höher, denn man habe erkannt, dass der Mensch wichtiger ist als die Wissenschaft.

Mit diesem Glaubenssatz, der impliziert, dass Wissenschaft der Feind des Menschen und daher der unfähigere Wissenschaftler der bessere Menschenfreund sei, geht man dann hausieren um endlich auch das Geld zu scheffeln, dass der beneidete und verhasste Studienkollege aus der Streberfraktion für seine Leistung bekommt. Zur Not eben aus Spenden und Fördergeldern. Denn die Kohle stinkt ja nicht.
Wem ich persönlich aber eher glaube, kann man sich vielleicht denken.

Übrigens liebe Grünlinge: Wenn euch die Unterstützung von Nobelpreisträgern zu wenig ist, weil die nicht alle vom Fach sind, wieso lasst ihr euch dann unterstützen von jedem Soziologiestudienabbrecher und rastaverklebten Totalversager? Ach ja, die haben ja die richtige Moral. Und dafür sind ja Religionen da, nicht wahr?
Schon blöd, wenn man erkennen muss, dass man selbst historisch betrachtet nicht auf der Seite Galileos steht, sondern auf der der Inquisition...

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