Donnerstag, 9. April 2015

Ebenfalls vor 150 Jahren

... endete am 9. April 1865 (von ein paar Nachgeplänkeln in Texas abgesehen) der amerikanische Sezessionskrieg mit der Kapitulation der konföderierten Nord-Virginia-Armee unter ihrem ebenso genialen wie edlen (und deshalb bis heute nicht bloß in den Südstaaten verehrten) General Robert E. Lee.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
... schreibt Wikipedia. Und in der Tat: seit damals erhebt sich die Zentralgewalt in den USA mehr und mehr, über die historisch gewachsenen Bundesstaaten der Ostküste ebenso, wie über die Planquadrat-Staaten, die seit der Unionsgründung dazukamen. Wie friedlich hätte doch die Geschichte der Welt im 19. und 20. Jahrhundert verlaufen können, wären die Konföderierten bloß siegreich — oder wenigstens doch ungeschlagen — geblieben, und hätten ihr weitaus stärker föderal geprägtes politisches System durchsetzen, oder zumindest für ihr eigenes Territorium bewahren können! Die »Sklaverei«, die als Vorwand für ihre Verteufelung herhalten mußte, wäre aus schlichten Rentabilitätsgründen auch ohne förmliche Abschaffung innerhalb kurzer Zeit von alleine ausgestorben: Maschinen sind nun einmal billiger und leistungsfähiger als der selbst »billigste« Sklave.

Aber Amerika wäre ein Kontinent ohne übermächtige U.S.A. geblieben — statt dessen mit einer wohlbalancierten Mischung regionaler »Großmächte« (vermutlich den [Nordstaaten-]U.S.A., den [Südstaaten-]C.S.A., der Kaiserreiche Mexiko und Brasilien, eines »Großkolumbien« und/oder einer »La-Plata-Föderation«), umgeben von einer Menge mittlerer und kleinerer Staaten — ein Spiegelbild der für die Entwicklung von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft so fruchtbringenden Mannigfaltigkeit Europas; ein in Republiken und Monarchien organisierter Doppelkontinent eigener Prägung, nicht bloß der ausgebeutete und deklassierte »Hinterhof« einer übermächtigen Weltmacht, die ihn als willfährige Basis für eine arrogante »Supermacht«-Position mißbraucht.

Alternative Geschichtsforschung hat ihren Reiz ...

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

War General Lee wirklich ein genialer Feldherr? Ich würde diesen Titel eher Stonewall Jackson verleihen, der mit seiner innovativen, mobilen Kriegsführung Maßstäbe gesetzt hat.

FritzLiberal

Le Penseur hat gesagt…

Cher Fritz Liberal,

ich bin, zugegebenerweise, kein Militärexperte, und muß daher auf die diesbezügliche Einschätzung des britischen Militärhistorikers Keegan (»Der amerikanische Bürgerkrieg«) rekurrieren.

Anonym hat gesagt…

Der amerikanische Militärhistoriker Bevin Alexander hat dazu einige Bücher geschrieben, u.a.
"Such Troops as These: The Genius and Leadership of Confederate General Stonewall Jackson"

FritzLiberal

kenner der lage hat gesagt…

@fritzliberal:

der artikel geht doch um den 9. april 1865, und da war eben nicht jackson, sondern lee zu erwaehnen. und der war na lp's ansicht eben auch ein genialer militaer!

Anonym hat gesagt…

@kenner: schon, aber zur Beurteilung der militärischen Fähigkeiten der genannten Person sollte man doch die Performance während des ganzen Krieges heranziehen.

FritzLiberal

Arminius hat gesagt…

if(0)
{
AllesWirdGut();
WirBehaltenDieDM();
MerkelGehtInRente();
GriechenlandZahltSelber();
IslamWirdFriedlich();
}

Le Penseur hat gesagt…

Cher Arminius,

Danke! Genial!


Cher Fritz Liberal,

Ihr Einwand mag sachlich berechtigt sein, aber es ging in diesem Artikel nicht darum, den genialsten Feldherrn der Konföderierten zu erkiesen, sondern ... ... na, lesen Sie einfach den Artikel!

Und dabei in einer Nebenbemerkung einen (nach Ansicht eines angesehenen Militärhistorikers) genialen Feldherrn als solchen zu bezeichnen.

Ein Weltmeisterschaftsrennen ums Treppchen an Kriegsgenialität war also weder beabsichtigt noch wäre es m.E. sinnvoll möglich.