Mittwoch, 31. August 2011

Eine Stimme der Vernunft

... ist aus Irland zu vernehmen: der Chef von Ryanair, Michael O'Leary, erteilt all dem vrschwurbelten Gedöns à la »Reiche müssen solidarisch sein und bereit sein, mehr Steuern zu zahlen« im »Irish Independent« eine glasklare Absage:
I start to get pissed off when tax rates get to 60 per cent or up to 80 per cent. At a certain point, people just leave. I would have no compunction about becoming non-resident if the rates went up to 75 or 80 per cent. I won't work for that.
Na schrecklich — wie unsolidarisch und unsozial! Aber O'Leary hat völlig recht: statt die Steuern zu erhöhen wäre vielmehr der Sparstift anzusetzen. Und er gibt der irischen Regierung gleich ein paar Nachhilfelektionen, wo man das tun könnte:
One of the upsides of this is that we can't afford all these ludicrous social programmes that we've inherited over the years. The lesbian rights association lose their funding -- great -- they shouldn't be getting it anyway.

One of the great things we did was free education, but once the children go to school at the age of five, cut the children's allowance. There's € 2 billion saved.

You can no longer get breast enhancements on [Britain's] NHS: tough. We can't afford this any more.

Europe will realise, as they are in the US, that a tiny proportion of the working population supports a ludicrous amount of incentives and feather-bedding for people who don't want to or won't work.

[...]

I'd privatise the health system. Everybody should have mandatory national health insurance. The government pays the health insurance for the poor. Then you or your insurance company are paying for your treatment.

[...]

We waste billions a year in this way: expensive machines and operating theatres are not being used for two-thirds of the week. I've got a €70m aircraft and it's flying from 6am to 11pm seven days a week. Hospitals and their expensive machines should be the same.

Whether it's the doctors or whoever owns the hospitals can make a profit out of it, because the usual bullshit that we'll be exploiting people's health is nonsense. Profit comes from maximising efficiency and lowering costs.
Die letzten Absätze haben's in sich, denn sie rühren an der heilige Kuh der britischen Inseln (UK ebenso wie Irland): am verstaatlichten Gesundheitswesen. Aber ohne dessen Totalreform wird es nicht gehen. Nirgends und niemals. Und es wird nicht besser, wenn man Diskussionen darüber mit der PC-Keule niederprügelt:
But you're not allowed to say that in this country, because we've had 20 years of social partnership. But that has helped to destroy the economy.
Hier sind nicht die politisch exzellent vernetzten Staatsgünstlinge in Großkonzernen und halbstaatlichen Unternehmen, sondern der nüchtern kalkulierende Kaufmann O'Leary auf dem richtigen Dampfer: man saniert sich nicht durch die Hoffnung auf zusätzliche Einnahmen, sondern durch jeden Cent, den man nicht ausgibt, sondern erspart.

So einfach ist Ökonomie. Nur wollen das weder die Berufsökonomen, die von Staatsaufträgen und beamteten Professorengehältern leben, noch die Politiker, die am liebsten das Geld anderer Leute verteilen, um sich mal so richtig gut und unentbehrlich zu fühlen, zur Kenntnis nehmen.

Nun, dann fangen wir bei den nächsten Wahlen damit an, es letzterer Sorte mal mitzuteilen. Es wird sich schon bis an die Universitäten durchsprechen ...

3 Kommentare:

Schwarzseher hat gesagt…

"Nun, dann fangen wir bei den nächsten Wahlen damit an, es letzterer Sorte mal mitzuteilen."

Diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Dazu 2 Bemerkungen, was von einer Bevölkerung zu halten ist:

1) Frei nach George Carlin: Stellen Sie sich mal den durchschnittlich intelligenten Bürger vor. Und dann denken Sie daran, daß 50% der Bevölkerung noch blöder sind.

2) Eine aktuelle Rechnungshof-Meldung zum Pensionskonto. Mit viel Aufwand (>45 Mill EUR) wurden 5.1 Mill Pensionskonten für jeden online abrufbar installiert. An sich eine sinnvolle Sache. Gut, die Konstruktion mit der Bürgerkarte mag eine Hürde sein, aber trotzdem: Man sollte meinen, daß ein gewisser, doch signifikanter Teil der Bevölkerung Interesse an seinem Pensionsanspruch hat. Weit gefehlt! Weniger als 0.3% (!!!) haben sich für ihr Konto interessiert. In Zahlen: Von 5.1 Mill Konten wurden ca. 14.400 online abgerufen. Und auch die Papieranforderungen (als Alternative zur Online-Abfrage) waren in der gleichen Größenordnung.

Da kann ich nur sagen: Für diese Bevölkerung ist ein Feynachtsmanderl ein Top-intellektueller Spitzenmanager. Die Lage ist hoffnungslos und leider auch ernst. Wichtige Themen erreichen anscheinend bestenfalls ein paar Promille der wahlberechtigten Bevölkerung, der Rest sind Ignoranten auf Musikantenstadl-Niveau und darunter.

Anonym hat gesagt…

Ich lebe in Berlin und stehe vor der Frage, was man nun wählen sollte um "damit" anzufangen. Die FDP ist nicht mehr wählbar. Ihre glaubwürdigkeit hat sie mit viel eifer selber zzerstört. Die Freiheit hat wohl ernste seriösitäts Probleme. Ihr Vorsitzender reist anstatt wahlkampf zumachen nach NY usw. Bei Pro hab ich als urliberaler schon einige Bedenken... also was tun? Wen soll man nun wählen?

Alex hat gesagt…

Ach ja Herr O'Leary. Als Deutscher Durchschnittsverdiener zahle ich- die sogenannten Arbeitgeberanteile und die indirekten Steuern, Ökoumlagen, Volkserziehungszwangsgelder aka Tabaksteuer etc. mit eingerechnet: 68%. Und man will mir weismachen, dass sei die Schuld von Ackermann, obwohl der wohl gut und gerne das hundertfache von meinen Steuern zahlt. Schön, dass es mal einer sagt.