Dienstag, 22. Oktober 2019

Heute vor hundert Jahren


... fand die Uraufführung jenes großen Musik-Mysteriendramas von Richard Strauss statt, das bis heute durch seine regelmäßigen Wiederaufführungen beweist, daß die Musik dieses Meisters (der vor 70 Jahren verstorben ist) zeitlos ist – wie auch das gedankenreiche Drama Hugo von Hofmannsthals, das der Oper zugrundeliegt:

Die Frau ohne Schatten


Der altersweise Sir George Solti dirigierte die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen 1992, mit einer wahrlichen »Taumbesetzung« auf der Bühne: Cheryl Studer (Kaiserin), Thomas Moser (Kaiser) , Robert Hale (Barak, der Färber), Eva Marton (Frau des Färbers), Marjana Lipovsek (Amme), Bryn Terfel (Geist Bote)! Die miserable Video-Qualität ersuche ich zu entschuldigen — aber Soltis glasklare Interpretation und die beeindruckende stimmliche und darstellerische Leistung der Protagonisten bringt dieses Meisterwerk (ein Kommentarposter unter dem Video schreibt völlig zurecht: »Magical and splendid all around, all the way. Unforgettable.«) in ihrer überwältigenden Magie und geheimnisvoller Tiefe zur Geltung.

Was die symbol- und andeutungsreiche Handlung von Hofmannsthals Drama betrifft, sei auf den instruktiven Wikipedia-Artikel verwiesen, der auch interessante Details über Entstehunggeschichte und Rezeption des Werkes bis heute enthält.
1946, drei Jahre vor seinem Tod, entschloss sich Strauss, aus der Oper eine Orchester-fantasie auszukoppeln, die die Höhepunkte der Musik zusammenfasst. Die Partitur wurde am 30. Mai 1946 in Ouchy (Schweiz) abgeschlossen. Strauss widmete das einsätzige Werk Manfred Mautner Markhof, einem österreichischen Kunstmäzen. Die Orchesterphantasie wurde am 26. April 1947 im Wiener Konzerthaus-Saal von Karl Böhm uraufgeführt
... ist darin u.a. zu lesen. Die Widmung an Manfred Mautner (von) Markhof war der Dank des greisen Meisters für dessen Eintreten, ihm die österreichische Staatsbürgerschaft zu verleihen (was seine Bewegungsfreiheit erleichterte und die Vermögenskonfiskation seiner Villa in Wien als »deutsches Eigentum« verhinderte). Doch davon abgesehen: Richard Strauss muß es unmittelbar nach 1945 tief im Herzen geschmerzt haben, daß die herrliche Musik des Werkes auf — nach der Zerstörung der meisten Opernhäuser im deutschen Sprachraum — unabsehbare Zeit in den Archiven ohne Chancen auf Aufführung versunken wäre. Und auch in dieser »reduzierten« (sowohl von der Orchestergröße als auch v.a. der Dauer her, aus über drei Stunden wurden ca. 20 Minuten!) Version kann das Werk bis heute ergreifen und begeistern:


Vielleicht sollte man — wenn ich diese kleine Empfehlung aussprechen darf — vor der ganzen, beim ersten Anhören sich nicht eben leicht erschließenden Oper zunächst diese »Symphonische Phantasie« anhören, um sich so mit der Musik, die in ihrer Vielfalt, ihrer eindringlichen Thematik und ihren hymnischen Aufschwüngen sofort in den Bann zieht, vertraut zu machen, und dann erst, nach Lektüre des Operntextes (auch dieser ist »für sich genommen« durchaus von beeindruckender Qualität!) die Oper selbst anhören.





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