Dienstag, 16. Dezember 2014

Sogar im »Standard« finden sich bisweilen brauchbare Artikel

Selten, aber doch. Bspw. der in der letzten Wochenendausgabe über die »Generation 45 plus«:
45 plus: Zwischen Beschleunigungswahn und Abstellgleis
Analyse | Heidi Aichinger, Karin Bauer
13. Dezember 2014, 17:00

Die Arbeitslosigkeit zur Lebensmitte steigt rasant. In vielen Branchen gehören bereits Mittvierziger zu einer gefährdeten Spezies

Das waren noch Zeiten. Nach der Ausbildung reinschuften, geduldig aufbauen, aufsteigen. Zur Lebensmitte dann am Zenit der beruflichen Karriere, noch ein paar sichere Jahre der Ernte vor sich und dann mit wohlerworbenem Abfertigungspaket nach Abschiedsumtrunk und herzlichem Dank in die frühe Pension. Wie herrlich dann auch immer die Wirklichkeit des ersehnten Ruhestandes tatsächlich sein mochte.

Jedenfalls: Ein Blick in die Welt von gestern. Willkommen im Postwachstum. Und das ist keine spaßige Veranstaltung: Heute finden fast 86.000 Menschen der Generation 50 plus in Österreich keinen Job mehr - die Steigerungsraten in dieser Altersgruppe der Arbeitslosenstatistik sind monatlich zweistellig. Die Politik aber fordert eine Verlängerung der Arbeitszeit vom faktischen Pensionsalter, das derzeit bei etwas über 58 Jahren liegt, hin zu einem Erwerbsleben, das erst mit 65 oder gar 67 Jahren endet.
Wie so oft stellt dieser Artikel zwar richtige — und wichtige! — Diagnosen, nur: die Therapie ist das eigentlich Nötige, und die ist weit und breit nicht in Sicht. Wenigstens nicht in Österreich, das von Kammer- und Gewerkschaftsapparatschiks, genannt »Sozialpartnerschaft«, ver- und zerwaltet wird.

Eines ist aber klar: wer nun auf Umverteilung setzt, »damit es allen beser geht«, statt auf Innovation, der wird in wenigen Jahren Österreich weit hinten finden. Denn
Die Umverteilung ist wichtig,
aber nicht die Lösung. Schon jetzt leisten "die Reichen" (Top 3,5% Einkommensbezieher, > 70000 p.a.) mehr als 50% der netto Einkommensteuern, die nur theoretisch mögliche vollständige Besteuerung der Top 10% Vermögen (ca. 1 Billion, Hälfte des Gesamtvermögens) mit 1 % bringt pro Einwohner max. ca. 1200 € jährlich.
Damit kann man keine Mindestsicherung bezahlen!
Nicht einmal theoretisch wäre das Problem mit einer radikalen Umverteilung zu lösen, sondern nur durch eine völlige Neugestaltung der Arbeitswelt, mehr Gesundheitsförderung und Weiterbildung.
Da wir Geld nicht essen können, ist Wohlstand die Summe unserer aller Leistungen.
Das soziale Experiment der fast perfekten Gleichverteilung wurde 70 Jahre gelebt, es ist kläglich gescheitert! 
... schreibt Kommentarposter »Querulix« zutreffend. Die »Standard«-Leserschaft gibt ihm dafür 15 negative, und nur 3 positive Bewertungen. Wer hätte freilich etwas anderes erwartet ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Nicht einmal theoretisch wäre das Problem mit einer radikalen Umverteilung zu lösen,..."

Richtige Analyse.

"... sondern nur durch eine völlige Neugestaltung der Arbeitswelt, mehr Gesundheitsförderung und Weiterbildung."

Reine Phraseologie. Das Problem ist dass der Arbeitsmarkt staatlich hochgradig reglementiert ist. Und wie jeder staatlich reglementierte Markt funktioniert er nicht. Das Ergebnis ist vergleichbar mit dem der staatlich betriebenen Autoproduktion in der seeligen DDR: da kann nix besseres rauskommen als eben ein Trabbi. Und da hätte auch "eine Neugestaltung der Arbeitsplätze, mehr Gesundheitsförderung und Weiterbildung" der Arbeiter im Trabbi-Werk genau nix geholfen.

FritzLiberal